Als älteres Semester habe ich am Ende der 1970er Jahre das erste Mal von Ramirez Gitarren gehört, die damals bekanntlich von sehr vielen Profis gespielt wurden. Als ich nun ca. 40 später wieder zur Konzertgitarre zurückgekehrt bin, war der Glanz von Ramirez verpufft, so zumindest hatten Händler und einige Spieler keine gute Meinung von den wenigen Ramirez Gitarren, die es zu kaufen gab: sehr teuer und kein guter Klang, um es mal kurz zu sagen. Es gab auch günstigere Estudio Ramirez Gitarren, die aber von einem großen Werk in Spanien hergestellt wurden und werden und mir aus eigener Erfahrung überteuert erscheinen. Während vor einiger Zeit auch auf der Guitarrasramirez homepage wenig zu erfahren war, hat sich in letzter Zeit das Bild stark verändert: Es wird eine ganze Reihe von handgebauten Modellen angeboten, die vom Preis zwischen ca. 5.000 bis fast 30.000 Eur reichen. Und siehe da, auch Thomann vertreibt jetzt eine Reihe teurer Ramirez Gitarren: Centenario Zeder 28.000; Anniversary Zeder 28.000; Elite Zeder 19.500; Auditorio Zeder Doubletop 15.400; Antigua Fichte 12.000; Traditional 1a Zeder 12.000 ; Sencilla Flamenco Fichte 6.800 ; Sencillo Zeder oder Fichte 5.900. Die wenigsten davon sind lieferbar. Wie gut das Preis-Leistungsverhältnis bei diesen Instrumenten ist, ist derzeit wohl schwerr in Erfahrung zu bringen, oder haben Messe-Besucher schon etwas vernommen? Ich selbst bleibe bei meiner alten 1a von 1979, bin aber einfach neugierig zu erfahren, wie es um neue Ramirez-Modelle steht. Vielleicht sind andere Forianer auch neugierig?
Ramirez soll (wieder?) sehr gut sein, aber für meinen Geschmack zu teuer. Grundsätzlich würde ich mir eine Gitarre nicht per Versand kaufen (Thomann), sondern vor Ort anhören und dann entscheiden. So habe ich das bei meinen beiden spanischen Gitarren (Alhambra 6 Olivo und Almansa 403) gemacht. Bei der Almansa hatte ich eine noch teurere Gitarre ausprobiert, aber mir der wurde ich nicht warm. Die Olivo hat auch eine Alhambra Luthier "geschlagen" - kann aber auch Zufall sein.
....eine neue Ramirez für bis zu 30.000 €....... und es ist keine historische Gitarre.... naja, hier bezahlt man wohl einen Megaaufschlag für den ehemals glanzvollen Namen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wer die zu diesem Preis kaufen soll.
Abgesehen davon, wer sich eine Gitarre aus diesem Preissegment aus dem Versandhandel holt, dem kann man auch nicht mehr helfen... (würde mich interessieren, ob man die auch wieder einfach so zurückschicken kann).
Vermutlich werden diese Instrumente mit dem Signum der Einzigartigkeit der Materialien (die Erbauer können es ja kaum sein) und der aufwändigen Verarbeitung verbunden. Wenn ich dann ein Besitzer von vielleicht fünf oder max. 10 Instrumenten dieser Reihe bin, dann ist das für Menschen, die das bezahlen können, kein Thema. Das gibt es bei fast allen Gebrauchsgegenstände, wobei eben diese Funktion selbst dann keine Rolle mehr spielt.
P.S. Da fällt mir wieder die Geschichte ein, die mal ein renommierter, aber trotzdem noch nicht ganz teurer Gitarrenbauer erzählte. Ein Kunde hatte sich begeistert über seine Gitarre geäußert, aber sie dann nicht kaufen wollen, da sie weniger als 10 Tsd. Euro kosten sollte. "Damit könne er nicht nach Hause fahren". Ich lasse das "Nachhause" mal offen, um nicht übliche Klischees zu bedienen.
Bei solchen Preisen kann ich nur noch verständnislos mit dem Kopf schütteln. Welcher Gitarrenbauer bei Ramirez besitzt denn die dafür angemessene Reputation?
Ältere Ramirez 1a kenne ich einige, darunter auch wirklich gute und vor allem keine richtig schlechte, wenn man die Bespielbarkeit mal ausklammert. Neue Ramirez 1a kenne ich hingegen nur eine von 2006, damals neu für 11.000€ angeboten und damit kaum günstiger als die Traditional 1a heute. Bespielbarkeit gut, Klang unfassbar … schlecht. Da hatten die meisten anderen und z.T. deutlich günstigeren Gitarren im Laden mehr Leben als diese 1a, für die ich keine 1.000€ geschweige denn 11.000€ gegeben hätte.
… aber irgendwie scheint das Geschäftsmodell trotzdem zu funktionieren, denn Ramirez gibt es immer noch!? 🤔
Wenn etwas nicht lieferbar ist, muss das nicht automatisch bedeuten, dass über die Maßen bestellt wurde. Kann auch eine Einstellung/Philosophie/Marketing Strategie der Firma sein, Stichwort künstliche Verknappung. Weckt Begehrlichkeiten und hält den Noise Level hoch. So eifrig, wie wir hier diskutieren, sieht man: es funktioniert.
Zitat von Kerstin72 im Beitrag #6Wenn etwas nicht lieferbar ist, muss das nicht automatisch bedeuten, dass über die Maßen bestellt wurde. Kann auch eine Einstellung/Philosophie/Marketing Strategie der Firma sein, Stichwort künstliche Verknappung. Weckt Begehrlichkeiten und hält den Noise Level hoch. So eifrig, wie wir hier diskutieren, sieht man: es funktioniert.
Ja, da hast du vollkommen recht, Kerstin, bei diesen hochpreisigen Artikeln heißt das: es ist aufgrund des Preises nicht auf Lager und muss bestellt werden, möglicherweise sogar erst noch gebaut...
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass auf der Welt sehr viel Geld verfügbar ist ... Luxusgüter verkaufen sich weiterhin sehr gut ... und wenn jemand bereits ein großes Haus und zwei Autos besitzt und über Kapital verfügt, der kann wenn er will auch mal 20.000 für ein Instrument ausgeben, der Frankfurter Guitar Point verkauft bekanntlich vintage Fender und Gibson Gitarren, die Preise für Stratocaster und Telecaster Modelle der frühen 1960er und 1950er liegen da auch mal locker bei 40.000 eur oder mehr und werden verkauft. Und auch Siccas verkauft einige 15.000 eur Gitarren oder darüber (da wird der Preis nicht mehr angegeben). Da werden sich für "echte" Madrider Ramirez Gitarren schon Käufer finden, auch wenn es 20.000 eur oder mehr ausmacht ... Ob der Klang beim Kauf die entscheidende Rolle spielt, ist eine andere Frage ... Ein Freund und ich besuchen regelmäßig Musikgeschäfte, um einfach mal zu schauen, was alles so angeboten wird, und fast jedesmal sagen wird uns, es wäre wirklich interessant zu sehen, was die Leute kaufen würden, wenn sie im Blindtest nur nach Gehör / Klang entscheiden müssten, könnte mit vorstellen, dass viele Topmarken im Regal bleiben würden ...
Nein ja, mit den ausgerufenen Preisen mancher Gitarren, die angeblich zu einem hohen Preis verkauft wurden, wäre ich vorsichtig. Denn ich kenne Insiders in der Branche und habe öfters von den Tricks gehört, die angewendet werden, um die Preise in die Höhe zu treiben. Dazu gehören beispielsweise Fake Transaktionen. Das machen auch viele Kunsthändler, by the way…
Die gewünschten Preise werden natürlich nur selten erzielt, aber wenn ich auf eine 20.000-Euro-Gitarre großzügig zwanzig Prozent Rabatt gebe gehen immer noch 16.000 Euro über den Tisch. Und die teuren Instrumente werden tatsächlich verkauft, in Foren sieht man immer wieder mal eine stolze Neupräsentation.
Es werden zum Teil extra Instrumente hergestellt weil in den letzten Jahren Zahnärzte eine horrende Steuerrückerstattung hatten das sie sich so ein Zeug gekauft haben. Ich hab da schon echt irre Sachen gesehen. Da ist der Keller ein Tresor und steht mit Zeug voll da bekommt jeder Musiker Tränen in die Augen.
Ich kenn jemand der hat über 60 Vintage Fender Gitarren. Und der kann nicht mal wirklich gut spielen, einfach nur so. Weil er es kann!
Da bleibt hält auch kaum was für Musiker als Instrument übrig.
Ein Name mit bedeutender Geschichte reicht nicht dafür, auch bedeutende Gitarren zu bauen. Ich fürchte, für Ramirez ist der Zug abgefahren, sie können nur teure Andenken bauen (womit ich nicht sagen will, dass die Gitarren direkt schlecht sind, aber es hat sich im Gitarrenbau doch sehr viel seit den alten Tagen von Ramirez getan).
PS ich habe neulich Gelegenheit gehabt, zwei Ramirez Gitarren zu spielen, eine aus der besten Zeit und eine neuere. Beides ordentliche Gitarren, aber selbst die schon damals unglaublich teure Ramirez mit Rio usw., würde neben vielen Meister-Gitarren von heute rote Ohren bekommen.
By the way, was haltet ihr von günstigeren Modellen von Ramirez wie Anos 125/130/Del tiempo? Auf Del Camp werden sie hochgelobt, aber ob sie so wirklich gut sind? Oder selbst solche Modelle leben auch nur dem Ruf der Marke?
Zitat von Whiskey im Beitrag #11Da bleibt hält auch kaum was für Musiker als Instrument übrig.
Nach Jahrzehnten Probespielen bin ich der Meinung, dass man sich darüber nicht grämen muss. Weil Modelle für einen Bruchteil des Preises oft nicht nur "relativ gut", sondern "richtig gut" sind. Lass die Zahnwälte ihr Geld gerne in Sammlergitarren investieren, das ist besser, als in Wohnungen, da hier die Renditeerwartungen die Musiker ohne Wohneigentum wohl stärker treffen dürften;)
Zitat von bka24141 im Beitrag #13By the way, was haltet ihr von günstigeren Modellen von Ramirez wie Anos 125/130/Del tiempo? Auf Del Camp werden sie hochgelobt, aber ob sie so wirklich gut sind? Oder selbst solche Modelle leben auch nur dem Ruf der Marke?
Die „günstigeren“ Ramirez Modelle werden in Gitarrenfabriken wie z.B. Taurus (ehem.), Alhambra, Esteve usw. gebaut. Wobei günstig hier relativ ist, denn das Ramirez-Etikett allein bewirkt schon einen deutlichen Preisaufschlag, so dass man beim Hersteller selber i.d.R. mehr Gitarre für dasselbe Geld bekommt. Weniger schmeichelhaft dürfte für Ramirez dabei sein, dass einige Delcamper ihren meist Top-Estudios nahezu gleiche Tonqualitäten nachsagen, wie der berühmten Ramirez 1a, was ich aus mangelnder persönlicher Erfahrung leider weder bestätigen noch widerlegen kann.
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23.05.2025 13:19
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