Stegkompensationen, Sattelanpassungen, wohltemperierte Stimmung, Microtonal, Fretless oder wie hier krumme Bünde alias True Temperament… alles im Dienste sauberer Intonation.
Herr Rousu wird ja meist mit vielsaitigen Gitarren in Verbindung gebracht, hier mal ein spannendes Beispiel für true temerament bei 6-saitiger Klassikgitarre:
Klassikgitarrist_Innen haben ja hohe Ansprüche an perfekten Klang, und so gesehen eigentlich erstaunlich, dass das hier gezeigte Bundschema nicht schon längst überall (Klassik, E-Gitarre, Western) Standard ist … oder?
Es gibt sogar Anbieter temperierter Griffbretter, wer nachrüsten möchte.
Wie ist Eure Erfahrung oder Einschätzung dazu?
(Hallo Peter, hallo Harald, ich hoffe der Link zu Siccas geht in Ordnung, ist hier nicht als Kaufhinweis gedacht, sondern als reiner Hinweis auf den technischen Aspekt der Gitarre. Wenn es doch nicht passt, löscht gerne das ganze Thema, ich setze es dann gerne nochmal neutral auf. Danke!)
danke für das Thema und ja, es geht alles in Ordnung.
Ich habe die Gitarre auch gesehen. Ich habe nur eine relativ unqualifizierte Meinung dazu (und lasse mich gerne eines Besseren belehren). Bevor ich an dieser Ecke schraube (und die Gitarren sehr unansehnlich mache), versuche ich erst mal meine gesamte Spieltechnik zu optimieren. Aber das ist nur meine Meinung...
Es kommt letztlich auf das Gehör an, ich zB höre Dissonanzen erst, wenn sie ziemlich ausgeprägt sind, mein Lehrer natürlich sofort, dh wenn die Dissonanz nur gering ist - ich hoffe mich richtig auszudrücken-- dh mit einer gestimmten "bundreinen" normalen Gitarre komme ich bestens zurecht. Und: spezielle Griffbretter und Bünde benötigen spezielle Reparatur ... Gerne würde ich aber so eine Gitarre mit kompensierem Griffbrett mal spielen.
Die Idee ist sicher gut, aber sie setzt eine bestimmte Besaitung voraus, wenn man es ganz genau nimmt, und man muss perfekt temperiert stimmen. Gewohnheitsmäßig schrauben wir ja doch immer ein bisschen herum bis die benötigte Tonart "schön" klingt. Eine Neubundierung stelle ich mir problematisch vor. Einfacher ist sicher der kompensierte Sattel und der FABS, beides halt eine andere Herangehensweise.
Hat mal jemand eine solche Gitarre gespielt? Es besteht ja doch die Möglichkeit eines Aha-Erlebnisses.
Zitat von Karel im Beitrag #3Es kommt letztlich auf das Gehör an, ich zB höre Dissonanzen erst, wenn sie ziemlich ausgeprägt sind …
Leider ist mein Gehör da etwas empfindlicher. Aber selbst meine, mit dem Alter toleranter gewordenen Ohren, empfinden die Intonation der TTT Gitarre als deutlich angenehmer. Beim Akkordspiel sind die Schwebungen viel harmonischer und bei der Testmelodie kommt sie beim D im 7. Bund auf der G-Saite gespielt vollkommen ohne „Scheppern“ aus. Etwas das man nicht nur bei Siccas nur äußerst selten hört.
Würde ich auf jeden Fall ebenfalls gerne mal probieren. 😀
Gruß Harald
PS: Hinter True Tone Temperament steckt übrigens eine schwedische Firma, die ihre Produkte seit mehr als 20 Jahren entwickelt und vertreibt. Also alles andere als ein Newbie und im E-Gitarren/-Bass Bereich bereits deutlich etablierter, als im Akustik-Gitarrenbereich!
… mich erschreckt bei sowas immer, dass ich mich schon zu sehr an unsere normale Stimmung gewöhnt habe, so dass mir die „richtigen“ Töne erstmal komisch vorkommen.
… mich erschreckt bei sowas immer, dass ich mich schon zu sehr an unsere normale Stimmung gewöhnt habe, so dass mir die „richtigen“ Töne erstmal komisch vorkommen.
Sehr interessantes Video!! Danke fürs Posten. Der Sound ist anders und besser, da hat er schon recht mE. Again what learnt 🤣. Aber viele Sachen sind natürlich deutlich komplizierter.
… mich erschreckt bei sowas immer, dass ich mich schon zu sehr an unsere normale Stimmung gewöhnt habe, so dass mir die „richtigen“ Töne erstmal komisch vorkommen.
Bei mir ist es gerade umgekehrt. Ich merke wie sich bei den zunehmend dissonanteren Akkorden in den oberen Lagen der normal bebundeten Gitarre bereits in Vorahnung dessen, was jetzt kommt, mein Magen zusammenzieht. Im Gegensatz dazu tut die TTT Gitarre meine Ohren richtig gut. 🙄
Eine sehr überzeugende Gegenüberstellung! Sehr schade, dass das TTT Fretboard im Klassikbereich noch so wenig Anwendung findet.
sehr interessantes Thema. In eine ähnliche Richtung gehen die Fächerbünde - fanned frets im engl. - eher bei Stahlsaiten verbreitet. Ich habe mal auf einer Stahlsaiten Gitarre von einem befreundeten Gitarrenbauer gespielt mit Fächerbünden, der leider letztes Jahr gestorben ist. Hab dem Thema aber bisher nicht viel Beachtung geschenkt. Christian Stoll hat eine klassische Gitarre mit Fächerbünden. Jetzt bin ich neugierig 😉
Bei 09:52 wird die These angesprochen, ob durch true-temperament Bundierung die klassische Gitarre auch im Orchester akzeptiert werden würde. Daran lässt sich erkennen, was da eigentlich bewegt werden kann … aber warum bleiben alle bei geraden Bünden? Dass das Bending erschwert sein könnte, daran mag es wohl kaum liegen 😉
solche Bünde werden auf gewisse Akkorde oder Tonarten eingerichtet aber das Problem ergibt sich ja immer aus dem Kontext einer Note.
Zb.: wenn ich den 4. Bund der e' Saite tiefer setzte bekomme ich ein schön tiefes gis, klingt im Akkord e-dur dann wunderbar aber brauche ich diese Noten dann in einem anderen Kontext (Oktave, quite) dann ist er viel zu tief. Er zeigt hier ein wundervoll klingendes E-Dur aber enthält uns einen wahrscheinlich scheußlich klingenden cis oder gis Akkord vor.
Achja... Und er sagt er stimmt die Gitarre mit dem Stimmgerät so dass man ihm nicht nachsagen kann er würde es absichtlich schlecht klingen lassen, aber erstens haben diese Dinger furchtbare Toleranzen und außerdem weiß jeder dass die Gitarre Feintuning mit dem Ohr einfach braucht
Zitat von Felix im Beitrag #11... Achja... Und er sagt er stimmt die Gitarre mit dem Stimmgerät so dass man ihm nicht nachsagen kann er würde es absichtlich schlecht klingen lassen, aber erstens haben diese Dinger furchtbare Toleranzen und außerdem weiß jeder dass die Gitarre Feintuning mit dem Ohr einfach braucht
Stroboskop Stimmgeräte sind sehr genau mit Toleranzen von 0,1 bis 0,01 ct, was man letztlich auch braucht, um die TTT Stimmvorgaben für die leeren Saiten von E1 = -1 • B2 = -1 • G3 = +4 • D4 = +2 • A5 = 0 • E6 =-2 erfüllen zu können! (Alle Angaben in ct)
Mir würde mehr noch eine Gitarre zusagen, bei welcher die Bünde frei (innerhalb eines gewissen Bereiches) intonierbar sind (wie bei einer mikrotonalen Gitarre, aber ohne die Vierteltöne). Man könnte verschiedene Temperamente einstellen, je nach Art der Musik, mit der man es zu tun hat. Etwa so:
Sebastian Stenzel selbst hat in seiner Werkstatt eine Gitarre, von einem ziemlich bekannten deutschen Gitarrenbauer gebaut, dessen Name mir leider entfallen ist. Die Bünde befinden sich auf kleinen Schlitten, die mit kleinen Schrauben fixiert werden. Eine superinteressante Konstruktion. Vielleicht kann ich das nächste Mal, wenn ich ihn besuche, ein Foto schießen :-)
Zitat von Felix im Beitrag #11 … solche Bünde werden auf gewisse Akkorde oder Tonarten eingerichtet aber das Problem ergibt sich ja immer aus dem Kontext einer Note.
Jede Tonart braucht genau ein (!) Bundsystem, um perfekt zu sein. Dazu gibt es wie rojanosguitar schreibt variable Bundstäbchen,
So wie ich es verstanden habe - muß aber natürlich nicht richtig sein - gleicht das true temperament System aber nicht die temperierte Stimmung hin zu für alle Tonarten perfekten reinen Stimmung aus. Es zielt auf den negativen Toneffekt bzw. die Missweisung, die durch die Dicke (Steifigkeit) einer Saite und das Verkürzen der Saite durch das nach unten Drücken einer Saite entsteht. Es korrigiert wieder zurück zur temperierten Stimmung, aus der die Gitarre eben sonst durch gerade Bünde immer ausbricht.
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15.06.2025 09:20
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Aber selbst meine, mit dem Alter toleranter gewordenen Ohren, empfinden die Intonation der TTT Gitarre als deutlich angenehmer. Beim Akkordspiel sind die Schwebungen viel harmonischer und bei der Testmelodie kommt sie beim D im 7. Bund auf der G-Saite gespielt vollkommen ohne „Scheppern“ aus. Etwas das man nicht nur bei Siccas nur äußerst selten hört.
