Sorry für die wahrscheinlich dumme Anfänger-Frage, aber ich bin wirklich sehr neugierig. Ich habe schon mehrfach in Rezensionen bei denen man Konzertgitarren oder Konzertgitarren-Saiten auf höchstem Niveau lobt, den Begriff ‚weiche warme Bässe‘ gelesen/gehört. Für einen Quereinsteiger wie ich ist das erstmal überraschend und rätselhaft, denn gerade in der Tontechnik gelten Bässe die weich warm klingen als ‚nicht optimal‘, und man strebt nach knackige, definierte, präsente, frische und saubere Bässe die zusammen mit den Mitten und Höhen ein ausgewogenes Spektrum bilden. Was (schönes und Wertvolles) steckt hinter dem Lob ‚weich warm’ im Zusammenhang mit der tiefen E-Saite, das ganz offensichtlich die Gitarre als herausragend preisen will, aber für mich die Vorstellung im Kopf von abgenutzte alte tiefe E-Saite generiert? Eine insgesamt ‚weich warme‘ Gitarre klingt für mich wiederum charmant, aber bezogen auf die tiefe E-Saite schon etwas rätselhaft.
Zitat von Agustin im Beitrag #1Was (schönes und Wertvolles) steckt hinter dem Lob ‚weich warm’ im Zusammenhang mit der tiefen E-Saite
Ich interpretiere dass als relativ grundtönig, mit etwas längerem Einschwinen. Zumindest im Ensemble möchte ich genau das (jedenfalls mit einer Primgitarre) nur selten, egal, ob mit alten oder mit neuen Saiten. Ggf. spiele ich für einen solchen Effekt mit der Seite des Daumens statt mit dem Nagel.
Ganz schnell kannst Du es an jeder Gitarre ausprobieren: 1 mal mit Nagel in Stegnähe anschlagen, dann ohne Nagel nur mit Fleisch des Daumens (wie rwe schon schrieb) am 12. Bund. So erkennt man schon mal die Deutungsrichtung, was warm/weich ungefähr meint.
Aber, es sollte auch von der Saite mit etwas mehr Bassigkeit und Volumen unterstützt werden, z.B. durch EJ 45 oder Savarez Cantiga, damit warm/weich nicht nur fade ohne Obertöne und langweilig klingt.
Ok, Danke für die Antworten. Also wenn ich es richtig verstanden habe, klingt der Bass solcher Gitarren ‚normal‘ gespielt, so als ob man mit der Fingerkuppe in der Nähe des 12en Bund spielen würde.
Ich denke, was hier gemeint ist, ist der Gegensatz zu "metallisch". Manche Basssaiten klingen metallisch, was meistens nicht gewünscht wird. "Weich und warm" darf natürlich dabei nicht heißen, dass der bass dumpf ist oder der Ton nicht mehr ausreichend definiert ist. Meine Saiten, für die ich die Attribute "weich und warm" vergeben würde, sind die Augustine Imperials MT.
Zitat von Agustin im Beitrag #4 … Also wenn ich es richtig verstanden habe, klingt der Bass solcher Gitarren ‚normal‘ gespielt, so als ob man mit der Fingerkuppe in der Nähe des 12en Bund spielen würde.
Nee ja neee … ! Ganz so einfach ist es nicht. Das war nur als schnelles Beispiel gedacht, um sich etwas vorstellen zu können. Letztlich ist es ja die Abstimmung der Gitarre selbst. Fingerfleisch am 12. Bund nimmt zu viele Obertöne raus, daher ist es eben nur ein Beispiel.
Bei vielen klassischen Gitarren sprechen die Bässe schnell an und gehen oft sehr schnell in den ersten, gelegentlich auch kombiniert mit dem zweiten Oberton über. Die Qualität warmer und weicher Bässe entsteht für mich, wenn die Obertöne zwar auftreten, aber nicht ersatzweise, d.h., wenn der Grundton auch länger stehen bleibt. Das ist für mich nicht unbedingt das, was als Grundtönigkeit bezeichnet wird, wo eben die Obertöne nur schwach ausgeprägt sind.
Erfahrungsgemäß neigen Gitarren mit einer Luftfrequenz (Helmholtz-Frequenz) etwas über G# bis A besonders stark zu der zuerst beschriebenen Eigenschaft. Reine Grundtönigkeit würde ich eher als Abwesenheit von interessanter Farbe im Ton empfinden.
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23.08.2025 11:37 (zuletzt bearbeitet: 23.08.2025 11:42)
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