Hallo,
Mein Thema ist das Zweitinstrument... Damit meine ich nicht eine zweite Gitarre (Zweitgitarre) sondern ein weiteres/anderes Instrument, das ihr spielt.
In meinem Studium war das Zweitinstrument obligatorisch. Es wurde damit begründet, dass mit einem "Komplementärinstrument" mehr musikalischen Horizont abgedeckt würde.
Die Idee war..: zu einem weitgehend mehrstimmigem Instrument.. wie Klavier und Gitarre ein weitgehend einstimmiges Instrument ( wie Blasinstrumente und Streichinstrumente ) zu spielen, um aus beiden ihren musikalischen Nutzen zu ziehen.
Also, dass uns mehrstimmige Instrumente helfen, uns mehr für Harmonien zu sensibilisieren, wärend in den einstimmigen Instrumenten das Augenmerk mehr auf Melodiebögen gelegt wird. Und natürlich umgekehrt.Und/oder auch.. wie werden in einem einstimmigen Instrument Harmonien sicht(hör)barer gemacht,

Ich habe mich damals dazu entschlossen, Blockflöte als zweites Instrument zu wählen. Eigentlich aus einer finanziellen Not heraus, weil ich mir kein anderes teuereres Instrument leisten konnte.
Ich habe diese Entscheidung nie bereut. Die Blockflöte (Sopran und Alt ) habe ich immer gern geübt und spiele/höre auch heute noch gerne ihre Musik. Es ist ein wunderbares aber auch immer noch ein total unterschätztes Instrument
Ausserdem ist es eine wunderbare Kombination zur Gitarre. So dass ich mir oft Flötestimme und Gitarrestimme einspiele und mich dann selbst mit dem anderen Instrument begleite.
Man kann sich auch über Musescore ganze Orchestersätze runterladen oder selbst schreiben und hat dann eine musikalische Begleitung für sein Instrument. Ich habe so auch einen besseren Zugang zum Generalbasspiel/bezifferter Bass gefunden.

Aber egal aus diesen Gründen oder aus anderen...
Spielt Ihr ein Zweitinstrument? Wenn ja welches und warum?
Wennn nicht. Warum nicht.?Das würde mich sehr interessieren.
L.G.
Klaus

Sehr interessantes Thema! Vielen Dank, Klaus. Mich würde besonders interessieren: Gibt es jemanden, der mit "Gitarrennägeln" Klavier spielt und was sind die Erfahrungen damit? Das würde ich eigentlich gerne versuchen, aber eine Klavierlehrerin mit der ich mich unterhalten habe meinte "mit den Nägeln kommst Du da nicht weit, such Dir lieber ein anderes Zweitinstrument". Bezüglich der Gitarre möchte ich halt keine Kompromisse machen und z.B. auf Kuppenspiel umsteigen.

Die extra langen Nägel sind viel zu empfindlich. So will ich nicht leben. Ich schneide sie ziemlich kurz, aber dann bleibt noch genug Nagel übrig für einen schönen Ton. Hauptsache, sie sind schön rund gefeilt. Das ist gar nicht so schwierig. Jede Hand ist anders. Man muss tun, was für einen selbst am besten funktioniert. Ich spiele auch Klavier. Mit langen Nägeln zerstört man die Tastatur und es entstehen Nebengeräusche. Zwei Instrumente spielen zu können, ist perfekt. Klavier und Gitarre ergänzen sich hervorragend. Es ist ein völlig anderes Klangbild. Auf der Gitarre kannst du direkt mit den Fingern die Saite berühren. Auf dem Klavier hast du viel mehr Tonhöhen und Lautstärke. Mit der Leichtigkeit der Klaviertasten und dem Pedal öffnet sich eine Welt für dich. Aber dann spielst du wieder Gitarre und genießt den unvergleichlichen vollen direkten Klang, wenn du in die Saiten greifst.

Angefangen habe ich als Jugendlicher noch vor der Gitarre mit einer Ventilposaune, weil die gerade verfügbar war. Dann kam Trompete dazu, später Baritonhorn, richtige Posaune und Euphonium. Als Blechbläser bin ich immer noch aktiv in 2-3 Formationen! Ist gut für Atmung und Phrasierung sowie das sichere Zusammenspiel mit anderen. Auch musikalisch habe ich von guten Dirigenten viel gelernt, was auch der GItarre zugute kommt.
Als Gitarrist habe ich immer gerne Flöten und Blockflöten begleitet, und als meine letzte Blockflötenpartnerin (eine Fernsehredakteurin) viel zu früh verstorben ist, habe ich vor gut zwei Jahren selber noch die Blockflöte angefangen. Das macht Spaß und ist nachbarschaftsfreundlicher als die Blechtröten!
Und weil meine Liebste mich auf dem Cembalo begleiten kann, ist die Blockflöte dafür besser geeignet als die Gitarre.

Zitat von JensB im Beitrag #2

---

Gibt es jemanden, der mit "Gitarrennägeln" Klavier spielt und was sind die Erfahrungen damit?

---

Hallo,
ich habe als achtjähriger mit dem Unterricht für Klarinette begonnen.
Später kam noch die Gitarre dazu. Klarinette habe ich studiert und nebenbei weiter Gitarrenunterricht genommen. Während des Studiums war Klavier Pflicht, aber Klavierspielen hat mir nie richtig Spaß gemacht.
Nach dem Studium habe ich mich vermehrt der Gitarre zugewandt. Später kam noch die Renaissancelaute dazu.

Gruß Andi

Ne, kein anderes Instrument, ganz bewußt.

Einige Zeit früher konnte ich 1,5 - 2 Stunden täglich spielen. Während dieser Zeit habe ich eine Klangqualität aus Nägeln und Saiten hervorgebracht, die ich später mit 0,5 Stunden täglich nicht mehr erreicht habe. Auch dieses Vorahnen, wie genau der Ton mit welchen Nuancen herauskommt, war ein tolles Zusammenwachsen mit der Gitarre. Bei der Aufzählung Nägel und Saiten lasse ich bewußt die Decke/Gitarre weg, weil mein Eindruck war bzw. ist, dass dieser Unterschied nicht am Eingespieltsein der Decke lag.

Für mich habe ich gemerkt, dass es sich lohnt, meine gesamte mögliche Zeit auf ein Instrument und hier möglichst auch auf eine Gitarre zu verwenden, weil es da noch viel Potential zu entdecken gibt, was sich nicht nebenbei enttarnt.

Mit drei anderen Gitarrenabkömmlingen daddel ich auch zwischendurch rum, es muss ja nicht immer alles einen tieferen Sinn als Spaß haben.

Mir geht es ähnlich wie einigen: Im Prinzip ist schon zu wenig Zeit für die Gitarre da. Ich hatte mal eine Cajon, die ich (leider) verkauft habe. Die war ein schöner Ausgleich und bot gleichzeitig eine gute (wenngleich harte) Sitzmöglichkeit für das Gitarrenspiel.

Gruß Michael

Ich habe schon Saxophon auf semiprofessionellem Niveau gespielt, Posaune, etwas Djembe, und natürlich gesungen. Blockflöte in Kindergarten und in der Grundschule; dann wollte ich was Anständiges.

Inzwischen habe ich alles reduziert. Klassische, Steelstring- und elektrische Gitarre ist mehr als genug; die Steelstring hat inzwischen sehr niedrige Spielanteile und wird fast nur noch zur Liedbegleitung rausgeholt. Das Saxophon stößt kleine Lockrufe aus; vielleicht mache ich es demnächst mal wieder flott.

Zu jedem Instrument gehörten und gehören auch immer konkrete musikalische Projekte. Gitarre ist auch als Solo-Instrument befriedigend. Ich liebe aber das Zusammenspiel und bin deshalb in diversen Projekten aktiv; jedes braucht andere Facetten des Instruments. Schon deshalb brauche ich die anderen Instrumente nicht unbedingt. Das Saxophon lockt im Moment deswegen, weil ich es eventuell in der Band einsetzen werde.

Wie es schon hieß, erweitert ein neues Instrument den Horizont gewaltig. Die Djembe hat meinem Timing und Groove geholfen, das Saxophon der melodischen Gestaltung, und Singen kann ich jedem nur raten, der auch nur das geringste Interesse an Phrasierung hat.

Viele Grüße Stephan

Weil meine Finger wegen Alter und wegen Verletzungen nicht mehr so gut funktionieren wie früher, werde ich realistischer Weise mich auf der Gitarre nicht mehr verbessern. Es ist auch so, dass manche Stücke von früher nicht mehr gut gehen ☹️
Aber auf der Blockflöte gibt es noch Erfolgserlebnisse und Fortschritte, weil ich damit erst vor zwei Jahren angefangen habe 😄

Ich klimpere ein bisschen auf anderen Saiteninstrumenten rum. Wobei das schon zuviel gesagt ist, meistens spiele ich gar nicht, es fehlen Zeit und Kraft.

Aktuell habe ich eine Mandoline und eine Oktavmandoline am Wickel. Die Quintstimmung hat mich früher abgehalten, mittlerweile finde ich das ganz logisch.

Dann habe ich E-Bass in einer Swing-Band gespielt. Seit Corona ist die Band Geschichte, eine neue nicht in Sicht. Die Bässe könnten gehen.

Vor Jahrzehnten habe ich ein bisschen in die Querflöte geblasen, aber die Haltung ist noch schlimmer als bei der Gitarre. Außerdem braucht man sehr viel Disziplin, wenn man nicht jeden Tag übt wird das nichts. Die Lippen sind ein Muskel, der jeden Tag trainiert werden muss, sonst taugt der Ton nicht.

Begonnen habe ich mit Klavier. Dreimal angefangen, dreimal aufgehört. Über die Gründe aufzuhören habe ich mir lange keine Gedanken gemacht, aber aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass es an den Lehrern lag.

Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #9

---

Cajon <...> bot gleichzeitig eine gute (wenngleich harte) Sitzmöglichkeit für das Gitarrenspiel

---

Ja, richtig.. das Klavier als "komplettestes Instrument wäre eine Bereicherung für alle anderen Instrumente.
Aber mit Deinem Einwand der Fingernägel lässt man besser "die Nägel" davon.

Ein Instrument zu erlernen ist eine tolle Erfahrung. Auch und vielleicht gerade, wenn der Weg hin und wieder steinig sein kann. Für mich ist Musik machen ein Teil meines Berufs und da kann schon mal eine Routine aufkommen, die nicht nur hilfreich ist sondern durchaus hinderlich. Während des Studiums habe ich als Nebenfach Blockflöte belegt. Ich hatte schon vor dem Studium Unterricht. Von daher ging es mir sehr gut damit und für einen Gitarristen (Pianisten...) ist es sehr erkenntnisreich ein Melodieinstrument zu spielen. Ich habe meine Blockflöten verkauft und zwar direkt nach der Prüfung. Außerordentlich bedauerlich!
Danach fand sich nie die Zeit etwas neues anzufangen. Mein Traum war immer die Viola da Gamba. Dann kam Corona und ich konnte endlich zuschlagen. Die erste Gambe war ein Leihinstrument. Jetzt habe ich eine Gambe von Lu Mi (China). Ein kräftiges Instrument mit richtig Power im Bass und trotzdem einer Leichtigkeit in den höheren Lagen. Mittlerweile erschließt sich mir die Welt der französischen Barockmusik. Ein weites Feld voller Zeichen und Wunder. Hin und wieder habe ich auch Unterricht. Der Anfang waren YouTube Videos mit Sam Stadlen. Die Umstellung auf eine andere Stimmung ist mir nicht schwer gefallen (im Prinzip wie Renaissancelaute nur auf D). Die Haltung des Bogens, mit dem Untergriff (nicht mit dem Obergriff wie beim Cello) empfinde ich als sehr natürlich. aber es ist doch verhältnismäßig übelintensiv. Aber vor allem: es macht unglaublich viel Spaß!!