Hallo,

Soweit ich die Rubrik "Instrumente" durchgeschaut habe, gab es das Thema dort zumindest explizit nicht. Es scheint aber so, dass gerade auch Gitarrenbauer, die eher trad. bauen, zur DZ übergehen. Geht es dabei "nur" um Lautstärke, bessere Projektion etc. oder verändert sich der Klang signifikant? Ja, wahrscheinlich kann man dazu wieder keine generellen Aussagen machen, aber vielleicht ja subjektiv empfundene Klangeindrücke.

Gruß Michael

P.S. klangeindrücke sind wohl immer subjektiv

Nur als Hinweus: ein wichtiger Effekt der Doppelzarge ist die höhere Stabilität des Korpus.

Ich kann zum Thema leider nicht viel beitragen. Aber ich meine die Daniel Friedrich Gitarren wurden auch meistens mit Doppelzargen gebaut, oder? Ich habe eine Dominique DelaRue mit Doppelzarge und Zeder Top, ist aber nicht unbedingt besonders laut, hat aber diese klare und romantische Friedrich Tonfarbe. Französische Gitarrenbau Tradition?

Ich habe eine Gitarre mit Doppelzargen.

Eine Hanika 29p von 1974 mit Palisanderkorpus und Zederndecke.

Klanglich ist sie laut und warm voll, hat aber kein langes Sustain, sie ist sehr flott in der Ansprache und der Klang ist sehr differenziert, schwer und fundamental. Sie eignet sich perfekt für schnelle Stücke, in welcher viele Saiten benutzt werden, weil diese alle durch einen initialen "Punch" betont werden. Sowas wie Gymnopedie Nr.1 wäre das falsche Stück, etwas schnelles spanisches perfekt.

Die richtige Besaitung der Gitarre ist mir ein Rätsel, Aquila sugar klangen auf ihr bicht gut, sie verlangt wohl eher Nylonsaiten.

Während sich meine anderen Instrumente gleichen, ist diese vom Spiel zu Klanggefühl am unterschiedlichsten.

Die Ramirez 1a hat auch Doppelzargen und eine Zederndecke, das bewegte mich zum Kauf der Gitarre.

Ich hatte einmal eine Gitarre von Rainer Krempel angespielt – sein Topmodell mit Doppelzargen.
Erster Eindruck: sehr schwer.
Der Diskant klingt schön, aber die Bässe sind leider nicht überzeugend. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ihre Air Body Resonance bei A liegt.

Eine Manuel Adalid Full Double kenne ich auch, Air Body Resonance auch bei A, ist aber nicht für mich.

Zitat von bka24141 im Beitrag #6

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Rainer Krempel <...> Topmodell mit Doppelzargen.
Erster Eindruck: sehr schwer.
Der Diskant klingt schön, aber die Bässe sind leider nicht überzeugend. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ihre Air Body Resonance bei A liegt.

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Meine Tobias Berg hat auch Doppelzargen, ist aber sicher auch auf Grund des hierfür verwendeten Zypressenholz sehr leicht. Ohne Vergleich ist es natürlich schwierig den klanglichen Einfluss der DZ zu bewerten ; Decke, Beleistung und Korpushölzer machen ja ihren Teil aus. Sie ist nicht besonders laut, hat aber einen sehr eigenen, flirrenden Diskant; GSI spricht da etwas vollmundig von einem kathedralenartigen Klang (Friederich lässt grüßen), der angeblich durch die DZ erreicht werde. Na ja, erstmal Verkaufsrhetorik. Letztendlich wäre es dann aber schon interessant zu hören, was sich die Gitarrenbauer davon versprechen, sofern sie DZ verbauen, jetzt über den von Karel erwähnten Aspekt der Stabilität hinaus.

Gruß Michael

Hi,
das erste, was man bei dem Thema erledigen sollte, wäre meiner Meinung nach, die Begriffe genau zu klären. Dabei fällt mir dann im Zusammenhang auch der Begriff "Doubletop" für Gitarrendecken ein. Der Begriff "Double" sugeriert ja eigentlich 2 Teile, evtl. sogar 3, wenn man von Decken spricht, denn da wird ein synthetischens Material "Gesandwidched", also z.B. Nomex, von beiden Seiten eingeschlossen von "Holzplatten". das wäre dann ein Material aus mehreren Komponenten, agiert jedoch wie ein Monochoque. Doubletop würde doch nach allgemeinem Sprachverständnis eigentlich bedeuten, 2 separat, nicht fest miteinander verbundene Bauteile. Es wäre, um das Deckenmaterial aus Vereinfachungsgründen mal außen vor zu lassen, sinnvoller, bei dem, was landläufug als Doppelzarge bezeichnet wird, von "verleimter" Zarge zu reden (es gibt z.B. auch dreifach verleimte Zargen). Vicente Arrias hat z.B. einige Instrumente gebaut, bei denen zwischen 2 separaten Zargenkränzen außer Luft NICHTS ist, und das wäre dann eine Doppelzarge. In Aschaffenburg bei den Gitarretagen war ein semiprofessionell bauender Herr, der Gitarren nach diesem Prinzip vorstellte. die lasse ich aber gerne unbewertet.
Grob gesprochen gibt es im Gitarrebau 2 verschiedene Konstruktionsansätze, wie eine Gitarrendecke in Vibration gebracht wird, und was mit der vibrierenden Decke geschehen soll: Sie soll möglichst laut und möglichst langanhaltend klingen, im Idealfall soll das erregungstechnisch unvermeidliche Abebben des Tones soviel,wie möglich, vermieden werden.(Klangqualität würde ich zu diesem Zeitpunkt erstmal vernachlässigen). Es geht also um das Einschwingverhalten/Perkussivität und um Klangdauer. Da die Tonerzeugung auf der Gitarre eine einmalige, sehr kurze Attacke ist, die Decke also nicht nach der Erregung noch zusätzlich "nachgefüttert" werden kann, die Energie also mit dem zeitlichen Verlauf sich vermindert, ist die Tondauer begrenzt durch Schwingungsverlust. Es geht also um die Geringhaltung (Vermeidung geht nichjt) des Schwingungverlustes, und da gibt es im Wesentlichen 2 Ansätze : Versteifung von Boden und Zargen, damit alle über den Anschlag via Saite in die tonerzeugende Membran, die Decke, eingeleitete Energie nur der Decke, auf keinen Fall aber allen anderen Teilen der Gitarre, zugute kommen, das Mitschwingen der nichtgemeinten Holzteile ist der Verlust von Deckenschwingung an Boden und Zarge (Dämpfungsverlust).
die andere Zugangsweise ist, dass das gesamte Instrument möglichst intensiv schwingt und die einzelnen Teile sich im Zusammenwirken eine Weile gegenseitig stimulieren.
Die beiden Verfahren bringen meistens eindeutig verschiedene, spezifische Klangergebnisse hervor, die "Doppelzärgler" klingen oft sehr laut und perkussiv und der Klang der "Gänzlichschwinger " ist das, was ich unter "Typisch spanischem Klang" verstehe und zeichnet sich im Allghemeinen durch eine tiefe Helmholtz-Frequenz von F oder tiefer aus. Es gibt allerdings einige Luthiers, die den spanischen Klang auch mit Doppelzargen hinbekommen, z.B. Achim Hellenthal oder Gerhard Oldiges, um nur 2 zu nennen, diese bauen aber trotz verleimter Zargen sehr delikat, da dient diese Maßnahme nicht der Versteifung und "Absperrung".
Hier noch weiter auszuholen würde den Umfang meines Beitrages erheblich steigern, dies hier ist nur ein grober Überblick über die "Fundmentals" zu dem Thema, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und gehört eigentlich in die Hände begnadeter Gitarrenbauer.
Jörg

Danke für die Erläuterungen Jörg,

finde ich als Laie gut nachvollziehbar und als Orientierung absolut hilfreich, auch wenn vielleicht die Komplexität, wie du ja selbst sagst, dabei möglicherweise etwas "leiden muss". "Meine Gitarre" auf dem Treffen in Hannover war übrigens die Oldiges von Peter, weil sie nicht nur gut klang, sondern selbst Klang war. Klingt etwas merkwürdig und verschwurbelt, konnte ich aber nicht besser beschreiben. Dieser Eindruck ist mir aber jetzt anhand der Ausführungen etwas verständlicher geworden.

Gruß Michael