Guten Morgen, ich habe oft Gitarrenbauern nach dem Alptraum Thema "Riß im Holz" gefragt und die Meinungen fielen oft recht unterschiedlich auf. Eins aber hatten alle von mir gefragten Luthiers gemeinsam, und zwar die Überzeugung, dass das A und O, um das Risiko von reißen und spalten zu minimieren darin liegt, Hölzer zu verbauen, die mindestens 50 Jahre lang fachgerecht gelagert wurden. Gemeinsam war auch die Überzeugung, es sei der Beste Ort um Instrumente auf zu bewahren, nach wie vor der Koffer. Danach verhalte ich mich und rum liegen hier nur die Instrumente, die gerade gebraucht werden. Auch die Celli meiner Frau sind immer und nur im Koffer und kommen erst zum spielen raus, auch wenn es so doch, besonders in der Proben-Phase, bisschen umständlich ist. Ich war neulich bei einem Bekannten von mir, der gerne Gitarren besitzt, zu Besuch. In seinen Zimmer hingen, am Halter oder Strick, in etwa 30 alte Gitarren an der Wand bis hoch zur Decke. Der Raum war immer noch stark beheizt, ein Paar Instrumente standen direkt vor dem Heizkörper und ich wagte es nicht zu fragen, nach dem Sinn diese beeindruckende aber ziemlich, mit Verlaub, irrsinnige Ausstellung. Eins stand aber gleich fest: "ich brauche meine Gitarren sehen". Ich verstehe es schon, halte aber so ein Bedürfnis für kontraproduktiv, was Erhalten und Wohlbefinden der Instrumente angeht. Natürlich gilt es für Musiker und Musikerinnen, die Professionell mehrmals täglich zum Instrument greifen müssen, so nicht ganz und bei denen liegen/stehen meist doch die Instrumente rum.
Ich bin neugierig, wie und wo ihr eure Gitarren abstellt, ob im Koffer, am Strick oder Halter, im Ständer, Sofa, Bett ...
Zitat von Hugo im Beitrag #46Ich bin neugierig, wie und wo ihr eure Gitarren abstellt, ob im Koffer, am Strick oder Halter, im Ständer, Sofa, Bett ...
Meine Meinung ist, dass man natürlich idealerweise die Instrumente im Koffer lagern sollte. Aber ich verstehe, wenn man Sammler ist, dass man die Instrumente gerne frei um sich herum haben und sehen möchte. Das ist für mich ok, nur muss man dann halt die klimatischen Bedingungen des Raums kontrollieren und entsprechend handeln. Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, nicht direkt vor die Heizung, zu niedrige Luftfeuchte, wie ja schon so oft hier im Forum diskutiert, im Winter vermeiden (der Sommer ist eigentlich in unseren Breitengraden kein Problem). Wenn der Raum ungeeignet für eine wirksame Feuchtigkeitskontrolle ist (zu groß, zu hoch, etc.), dann lagert man seine Instrumente eben nicht fachgerecht. Meine bescheidene Sammlung ist größtenteils im Koffer, 5-6 Gitarren sind meist draußen und stehen im Gitarrenständer oder hängen an meinem selbst konstruierten Wandhänger für sechs Gitarren. Der Raum ist selbstverständlich mit zwei guten Hygrometern (z.B. Testo) kontrolliert und wird im Winter mit einem Vento-Befeuchter auf mind. 45% rel. LF gehalten.
Hmm, ich denke, dass es auch stark mit dem Wohlbefindlichkeitsgefühlt der Bewohner zusammenhängt. Ich habe ca. 60 Saiteninstrumente, die ältesten sind aus den 1940, mein erstes habe ich 1975 gekauft, ca. die Hälfte ist seit 20 Jahren in unserem Besitz. Wir haben im nassen NW-Deutschland gewohnt, aber auch im Kontinentalklima-Berlin, mit Ofen- und Zentralheizung, im ungedämmten Nachkriegsbau als auch hinter dicken Gründerzeitmauern oder im gedämmten Altbau. Ich konnte bisher bei keinem einen Trockenriss oder ein Verziehen feststellen. - Die meisten Instrumente sind dauerhaft im Koffer, aber imho viel wichtiger: Wir vermeiden schnelle Temperaturschwankungen. Nach Hause kommen und die Heizung hochreißen gibt es bei uns nicht, und wir versuchen auch immer einen guten Luftausstausch zwischen den Zimmern, so dass die Temperaturunterschiede nicht zu groß werden und auch die Luftfeuchtigkeit sich halbwegs reguliert. Ganz selten mal befeuchten wir mit feuchten Handtüchern (als in den letzten Jahren die Sommer über 40 Grad gingen). IN den Koffern liegt nix, weder Trockner noch ein dampIt.
Normale Wohntemperatur im Winter ist bei uns 18-20 Grad (deshalb die Eingangsfrage), in den Schlafzimmern 14-16, im Sommer entsprechend mehr, aber Temperatur und Luftfeuchte verändern sich langsam.
Zitat von rwe im Beitrag #48"Alles Weicheier, oder was?"
Hmm, ich denke, dass es auch stark mit dem Wohlbefindlichkeitsgefühlt der Bewohner zusammenhängt. Ich habe ca. 60 Saiteninstrumente, die ältesten sind aus den 1940, mein erstes habe ich 1975 gekauft, ca. die Hälfte ist seit 20 Jahren in unserem Besitz. Wir haben im nassen NW-Deutschland gewohnt, aber auch im Kontinentalklima-Berlin, mit Ofen- und Zentralheizung, im ungedämmten Nachkriegsbau als auch hinter dicken Gründerzeitmauern oder im gedämmten Altbau. Ich konnte bisher bei keinem einen Trockenriss oder ein Verziehen feststellen. - Die meisten Instrumente sind dauerhaft im Koffer, aber imho viel wichtiger: Wir vermeiden schnelle Temperaturschwankungen. Nach Hause kommen und die Heizung hochreißen gibt es bei uns nicht, und wir versuchen auch immer einen guten Luftausstausch zwischen den Zimmern, so dass die Temperaturunterschiede nicht zu groß werden und auch die Luftfeuchtigkeit sich halbwegs reguliert. Ganz selten mal befeuchten wir mit feuchten Handtüchern (als in den letzten Jahren die Sommer über 40 Grad gingen). IN den Koffern liegt nix, weder Trockner noch ein dampIt.
Normale Wohntemperatur im Winter ist bei uns 18-20 Grad (deshalb die Eingangsfrage), in den Schlafzimmern 14-16, im Sommer entsprechend mehr, aber Temperatur und Luftfeuchte verändern sich langsam.
Ziemlich genau so verhalten wir uns hier auch und, ohne großen technischen Aufwand, haben wir nie Schaden an unsren Instrumenten festgestellt. Ich persönlich leide immer sehr, in der Heizzeit, unter überbeheizten Räume, die nicht nur für Instrumente, sondern auch für all diejenigen, die davon Gebrauch machen, schlecht sind 😅 Gruß, Ugo
Ich kenne und hatte Instrumente mit Trockungsrissen. Das kommt vor wenn die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit in die Extreme gehen. Aber alles zwischen 40 und 65 % ist unproblematisch. Wird es trockener kann es zu Rissen kommen, wird es feuchter klingt's nicht mehr. Problematisch ist Fußbodenzeizung, diese Räume sind fast immer zu trocken, und man kann nichts am Boden abstellen weil die Wärmequelle zu nah ist. Im Koffer kocht es dann. Kellerlagerung ist auch nicht so gut.
Risse resultieren aber auch häufig aus Spannungen im Holz selbst, da kann man die Ursache schon mal verwechseln.
Wir haben die Instrumente im Wohnzimmer, da würde ich auf Koffer gerne verzichten. Leider können wir nichts an die Wand hängen, wir haben Rigips-Wände. Gitarrenständer bedienen immer nur "die untere Ebene", obendrüber ist Platz, den wir nicht nutzen können. Außer für Bilder ;-)
Meine Gitarren lagern seit Jahren/Jahrzehnten im Koffer mit Humidipaks. Optisch nicht gerade der Hingucker, aber bislang ohne Probleme, sprich Risse.
Was den Einfluss der Art der Lackierung auf die „Austrocknung“ betrifft, so würde ich dem nicht allzuviel Bedeutung zugestehen, denn Wasserstoff kommt auf Dauer überall durch. Bei einer Innenlackierung ändert sich nur das Ungleichgewicht zwischen der mehr oder weniger dicht versiegelten Außenhaut und der „ungeschützten“ Innenhaut, wodurch Spannungen in Holzquerschnitt entstehen können (!). Das erkauft man sich jedoch damit, dass Reparaturen im Inneren erschwert werden. Ungeachtet dessen kann ich hier bei mir keinen wesentlichen Unterschied zwischen im Inneren lackiert oder unlackiert erkennen.
Zitat von Harald im Beitrag #51Meine Gitarren lagern seit Jahren/Jahrzehnten im Koffer mit Humidipaks. Optisch nicht gerade der Hingucker, aber bislang ohne Probleme, sprich Risse.
Was den Einfluss der Art der Lackierung auf die „Austrocknung“ betrifft, so würde ich dem nicht allzuviel Bedeutung zugestehen, denn Wasserstoff kommt auf Dauer überall durch. Bei einer Innenlackierung ändert sich nur das Ungleichgewicht zwischen der mehr oder weniger dicht versiegelten Außenhaut und der „ungeschützten“ Innenhaut, wodurch Spannungen in Holzquerschnitt entstehen können (!). Das erkauft man sich jedoch damit, dass Reparaturen im Inneren erschwert werden. Ungeachtet dessen kann ich hier bei mir keinen wesentlichen Unterschied zwischen im Inneren lackiert oder unlackiert erkennen.
Gruß Harald
Das grundsätzlich Feuchtigkeitsentzug bei jedweder 0berflächenbehandlung nicht zu vermeiden ist, ist klar, ich hätte je doch die Vermutung gehabt, dass Grad und vor allem Schnelligkeit schon auch davon abhängig sind, was aufgetragen wurde. Und eine mögliche Verlangsamung des Prozesses müsste dann auch der Stabilität der Decke zu Gute kommen?
Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #52... Das grundsätzlich Feuchtigkeitsentzug bei jedweder 0berflächenbehandlung nicht zu vermeiden ist, ist klar, ich hätte je doch die Vermutung gehabt, dass Grad und vor allem Schnelligkeit schon auch davon abhängig sind, was aufgetragen wurde. Und eine mögliche Verlangsamung des Prozesses müsste dann auch der Stabilität der Decke zu Gute kommen?
Pardon für das Missverständnis. Dem ist natürlich auch so. Das ist ja letztlich auch einer der Hauptgründe, Holzflächen wie auch immer zu versiegeln. Systematische Untersuchungen zum Wasserdiffusionswiderstand von Holz in Abhängigkeit von der Versiegelungsart und Dicke kenne ich jedoch leider nicht.
Hi, ich glaube, dass man dem Holz ermöglichen sollte, seine Hygroskopie, also das Bestreben, and den allgemeinen Luftfeuchtigkeitsveränderungen teilzunehmen, ermöglichen sollte, solange die Unterschiedsbeträge nich zu drastisch und vor allem nicht abrupt erfolgen. Insofern wäre die Prozedur "rein in den Koffer-raus aus dem Koffer" eher stressig, als wenn man sanfte Übergänge ermöglicht. Ich halte das jedenfalls so, und bei meinem bisher einzigen Deckenriß in meinem Wohnbereich hatte der Gitarrenbauer die Größe, einen Materialfehler zuzugeben. Jörg
Danke für die Einschätzung. Ich gerate auch nicht in Panik, wenn das Hygrometer mal 38% anzeigt, weil ich eben davon ausgehe, dass entsprechende Schwankungen nicht sofort zu Schädigungen der Decke führen. Bei erheblichen und vor allem nicht kurzfristigen Absenkungen , werde ich dann doch vorsichtig. Wobei es dann eine Reihenfolge gibt: zuerst die Schelllackgitarre von Berg, den anderen lackierten mute ich ggf. etwas mehr zu. Ist nicht unbedingt schlüssig, aber jeder nach seinem Gefühl.
Wir hatte hier gestern im Südwesten bemerkenswerte 20% Luftfeuchtigkeit draußen! Bedingt durch die sehr kühle und trockene Luft aus dem Norden. Innen zum Glück nur etwas unter 40%, aber auch nur weil ich nicht mehr gelüftet habe. Da bekommt man schon Angst um die Instrumente, am Besten man lässt sie im Koffer.
Forum-Klassikgitarre.de
Thema drucken
06.04.2025 09:32
Antworten
), in den Schlafzimmern 14-16, im Sommer entsprechend mehr, aber Temperatur und Luftfeuchte verändern sich langsam.
