Mein Argument ist das Aliquotverhalten der Gitarre;
nicht der Flamencostil als solcher,- Flamencomusik steht nur stellvertretend als besonders herausragende Form für die Vielzahl an Musikstücken, die diesen, nennen wir es mythischen, Klang bedienen.


Matthias

"Aliquotverhalten" - ein spannender Aspekt. Welchen Ursprung hat das Wort? Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es bei Matthias weniger um die Frage, ob es einen spanischen Klang gibt (das Aliquotverhalten ist ja eine allgemeine Eigenschaft der modernen konzertgitarre) , als vielmehr um eine Zuschreibung des Klangeffektes als spanisch. Dann wäre natürlich zu überlegen, aus welchen Wurzeln sich diese Zuschreibung ergibt. Von Marketing war ja schon viel die Rede, aber da wären auch vielleicht weitere , grundlegende Aspekte, Z. B. Die der spanischen Volksmusik, in diesem Kontext maurischen Einflüsse (Oud?), die schon häufig genannten Innovationen durch Torres (Verstärkung des Aliquoteffektes?)
Nur so Gedanken am sehr frühen Morgen

Michael

Die bis 13-chörige Laute wäre ein besonders geeigneter Vertreter der Aliquot-Fähigkeit, mir persönlich erschließt sich diese Herangehensweise zur Definition nicht sofort …

Nationale Prägungen und damit verbundene Erwartungen lassen sicher keine exakten Definitionen mehr zu. Was ist typisches chinesisches Essen? Pizza mit Oliven? Dennoch ergeben sich bestimmte Klischees oder anders herum, bestimmte Ausschluss-Vermutungen.

Dass das als Verkaufsversprechen verwendet wird zeigt doch die Stabilität dieser Prägung, nämlich so in der Richtung: warm, bassig, süße Höhen.

Da gerade auch über Hanika diskutiert wird, plötzlich Stahlsaiten-Stücke angesprochen werden und gefragt wird, ob ein Modell wohl wärmer klingt mal eine Frage: würden wir mit Hanika typischen spanischen Klang assoziieren?

Das ist jetzt nicht provokant oder sophistisch gemeint …

Warm, bassig, süße Höhen - so würde ich meine Flamenca nicht beschreiben 😀
Und das, obwohl sie in Spanien gebaut wurde und der Bauer auch Gitarren mit diesem süffigen Klang hat.

Und das Mitschwingen der Saiten ist mMn auch kein typisch spanisches Ding. Ich habe gerade Koyunbaba gehört, gespielt vom neuseeländisch-brasilianisch-deutschen Gunter Herbig auf einer Gretsch White Falcon. Alles andere als spanisch.

Ich fürchte, wir werfen in der Diskussion zu viele Sachen durcheinander - Musikstile, physikalische Gegebenheiten, Bauweisen und Klangideale.

Vielleicht postet mal jemand ein Beispiel für einen „typisch spanischen“ Gitarrenklang?

Viele Grüße Stephan

Zitat von Docsteve im Beitrag #35

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Ich fürchte, wir werfen in der Diskussion zu viele Sachen durcheinander - Musikstile, physikalische Gegebenheiten, Bauweisen und Klangideale.

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Aliquotverhalten - ein ungebräuchliches Wort. Da die moderne Gitarre keine Aliquotsaiten, wie zB. Viola d'amore oder das Baryton besitzt, aber insbesondere leere Saiten beim Spielen diese Resonanzeigenschaften aufweisen, habe ich mich nach reiflicher Überlegung für Aliquotverhalten entschieden.
Dieser Effekt dürfte bei allen Zupf- und Streichinstrumenten mehr oder weniger vorhanden sein,- im Gegensatz zu den meisten anderen Orchesterinstrumenten, dem Klavier und der menschlichen Stimme.

Zitat von Docsteve im Beitrag #35

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Ich fürchte, wir werfen in der Diskussion zu viele Sachen durcheinander - Musikstile, physikalische Gegebenheiten, Bauweisen und Klangideale.

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Zitat

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Vielleicht postet mal jemand ein Beispiel für einen „typisch spanischen“ Gitarrenklang?

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Wenn es dafür ein (!) Beispiel gäbe, dann gäbe es diese Diskussion hier in dieser Form nicht.
Ich halte diesen "typischen Klang" mittlerweile für einen Mythos, der aber einen (realen) Ursprung besitzen muss.

Sie meinen einfach eine Gitarre, auf der die typische spanische Gitarrenmusik gut zur Geltung kommt.

Hi,
das Thema ist unter anderem auch so schwierig, weil Klang sprachlich immer nur mehrdeutig dargestellt werden kann. Eine gute Lösung wäre vielleicht, dass zum Forumstreffen Instrumente mitgebracht werden auf die nach Meinung der Besitzer das Attribut "spanisch" zuträfe. Ansonsten bin ich schon der Meinung, dass es einen "spanischen" Klang gibt, z.B. Jellinghaus Torres fe 17 mit Tornavoz, auch die Leona-Kopie ist relativ nah dran, Oldiges und Braun auch, Hanika, Herb etc. und auch manche Spanier und Friedrich eher nicht.
Jörg

Zitat von Matthias im Beitrag #37

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Mal von der anderen Seite betrachtet: würde ein Hersteller mit dem Slogan "typischer schottischer Dudelsackklang" werben (können)? Mit "original schottischer Dudelsack" ja, aber typischer Klang?

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Hallo in die Runde,

vielen Dank Peter für diesen tollen Thread, den ich wirklich mit Begeisterung gelesen habe. Meine erste Erkenntnis ist, dass ich viele Dinge die ihr diskutiert nur bedingt verstehe, weil die Fachdisziplinen ineinandergreifen. Von diesen Aussagen kann ich mir vieles ableiten und damit der Diskussion folgen, aber

Zitat von Matthias im Beitrag #37

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Aliquotverhalten

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Zitat von Kerstin72 im Beitrag #42

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Ich hoffe meine laienhafte Betrachtung passt hierher. Ich lese mit Freude, was ihr als Profis hier beizutragen habt

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Zitat von ollo im Beitrag #41

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Zitat von Matthias im Beitrag #37

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Mal von der anderen Seite betrachtet: würde ein Hersteller mit dem Slogan "typischer schottischer Dudelsackklang" werben (können)? Mit "original schottischer Dudelsack" ja, aber typischer Klang?

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Definitiv ja. Dudelsäcke klingen sehr unterschiedlich, je nachdem wo sie herkommen. Ich kann blind eine irische Uillean Pipe von einer Northumbrian Small Pipe oder einem schottischen oder galizischem Dudelsack unterscheiden. Was vor allem damit zu tun hat, dass die Hersteller einen typischen Sound erreichen wollen, und nicht einen eigenen. Bei Gitarren gelingt mir das nicht.

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