Zitat von Charlie im Beitrag #44

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Zitat von Frank im Beitrag #43

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… Aber ganz im Gegensatz: wenn die Stücke auswendig sitzen werden erst die Kapazitäten frei um Musik zu machen und nicht nur Noten zu spielen.

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Da ergeben sich zwei lustige Anknüpfungspunkte:

1) Kann man als Hobbyspieler ohne fundierte musikalische Ausbildung tatsächlich „Musik machen“, oder ist das dann eher freudespendende Verschlimmbesserung?

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Zitat von Charlie im Beitrag #44

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2) Ist es erstrebenswert, Noten/Kompositionen möglichst originalgetreu wiederzugeben?

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Frage 1: ja natürlich können auch Laien gute Musik machen, das sehen wohl die meisten so. Die Stücke sollten halt so gewählt sein, dass man sie flüssig spielen kann.

Frage 2: Da muss man erst einmal "originalgetreu" definieren. Wenn es um geschriebenen Notentext geht: Musik des 20. Jahrhunderts können wir wohl recht genau originalgetreu interpretieren. Da gibt es frühe Aufnahmen, genügend alte (und entsprechend abgespielte) Instrumente, eine Interpretations-Tradition die uns nahe ist. Schon im 19. Jh. wird es schwieriger. Und für alles was älter ist können wir nur mutmaßen, musikhistorische Forschung hin oder her. Es gibt halt keine Tondokumente.

Die heutige Gitarre ist ein recht neues Instrument. Wie Sor, Carulli oder Mertz geklungen haben wissen wir schon nicht mehr so ganz genau. Nachbauten ihrer Instrumente vermitteln einen ersten Klangeindruck, es gibt Hinweise zur Spieltechnik. Aber soll sich jeder Gitarrenschüler eine Biedermeiergitarre zulegen? Darf man Tarrega nur auf Torres-Repliken spielen? Das ist sicher Unfug. Und wenn wir Bearbeitungen spielen, stellt sich die Frage logischerweise gar nicht mehr.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sich Musik immer über alle Grenzen hinweg verbreitet hat, auch über Instrumentengrenzen. Ob jetzt Bach Vivaldi be- und verarbeitet hat oder Sor Mozart ist dabei völlig unerheblich. Oder eine spanische Melodie wandert mit den Sepharden quer duch Europa über den Balkan nach Griechenland und hinterlässt überalle ihre Spuren. Das war schon immer so, das ist kultureller Austausch (und nicht etwa kulturelle Aneignung) und da gibt es kein "originalgetreu". Man macht Musik mit den Instrumenten, die man zur Verfügung hat, und wenn man keine hat, dann kann man singen. In der tradtionellen Musik spielt das einfach keine Rolle. Emotionen entstehen anders, wie Peter sehr richtig bemerkt hat.

Von daher finde ich, dass die Frage nach der originalen Interpretation letztlich nur von musealem Interesse ist. Ich habe selbst ein altes Instrumente, weil ich den Klang und die Bespielbarkeit mag, und weil ich eine andere Klangvorstellung damit verbinde. Natürlich kann ich versuchen, der möglichen Idee des Komponisten näher zu kommen, aber woher wollen wir wissen wie man vor 200 Jahren gefühlt hat und welche Wirkung damals ein Stück beim Zuhörer erzeugt hat? Wir leben in einer anderen Zeit und hören und empfinden anders.

Ich möchte einige meiner Meinungen über Lehrer aufschreiben. Ein bisschen allgemeiner. Ich komme aus dem Lager der Gitarristen, die ihr Instrument größtenteils selbst erlernt haben. Das geht aber selbstverständlich nicht ohne diese oder andere Ratschläge von einem erfahreneren Gitarristen.

Aber es macht einen Unterschied, ob man sich entscheidet, bei einem Gitarristen in die Schule zu gehen, oder ob man auf eigene Faust lernt. Meiner Meinung nach sind die beiden Optionen in Bezug auf die Vertretung ziemlich ungleich. Die Leute entscheiden sich für einen Lehrer, weil ihre Eltern ihnen den Weg bereitet haben, oder weil sie einen Lehrer als Informationsquelle sehen. Ich würde nicht darauf eingehen, wie kompetent der Lehrer ist, sondern mich auf den Schüler beschränken. Letzterer läuft Gefahr, für immer im Schatten des Lehrers zu stehen. Wenn wir das 'Communication noise' zwischen Lehrer und Schüler ignorieren, bleibt nur die Fähigkeit des Schülers, den Stoff auf sein eigenes Niveau zu übertragen und möglichst große Fortschritte zu machen. Ich habe hier bereits gesehen, dass Menschen manchmal den Lehrer wechseln. Vielleicht tun sie das wegen Unverträglichkeit mit dem Lehrer, oder natürlich auch wegen der eigenen mangelnden Fortschritte.

Nach meiner Erfahrung als Autodidakt fallen diese und ähnliche Probleme weg, wenn man selbst sein eigener Lehrer ist. Man kennt sich selbst am besten, man weiß, wann man am ehesten bereit ist, Gitarre zu üben, wie lange man üben will und auch, wann und wieso man sich Rüge gibt und wann nicht.

Ein Autodidakt muss sich immer vor Augen halten: Ich will immer besser Gitarre spielen. Und man muss fleißig sein.

Ich persönlich bin generell eher ein Individualist, und die Rolle des Lehrers, der sich selbst unterrichtet, passt besser zu mir. Und ich glaube, wenn ich eine Gitarrenschule besucht hätte, würde ich dieses wunderschöne Instrument nicht so (gut) beherrschen, wie ich es tue.

Ganz so einfach ist es, glaube ich, nicht.

Zitat von aokorn im Beitrag #49

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Die Leute entscheiden sich für einen Lehrer, weil ihre Eltern ihnen den Weg bereitet haben, oder weil sie einen Lehrer als Informationsquelle sehen.

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Zitat von aokorn im Beitrag #49

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Letzterer (der Schüler) läuft Gefahr, für immer im Schatten des Lehrers zu stehen.

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Zitat von aokorn im Beitrag #49

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Ich habe hier bereits gesehen, dass Menschen manchmal den Lehrer wechseln. Vielleicht tun sie das wegen Unverträglichkeit mit dem Lehrer, oder natürlich auch wegen der eigenen mangelnden Fortschritte.

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Das hat sich mit Peter jetzt überschnitten.

Zitat von aokorn im Beitrag #49

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Ich möchte einige meiner Meinungen über Lehrer aufschreiben. Ein bisschen allgemeiner. Ich komme aus dem Lager der Gitarristen, die ihr Instrument größtenteils selbst erlernt haben. Das geht aber selbstverständlich nicht ohne diese oder andere Ratschläge von einem erfahreneren Gitarristen.

Aber es macht einen Unterschied, ob man sich entscheidet, bei einem Gitarristen in die Schule zu gehen, oder ob man auf eigene Faust lernt. Meiner Meinung nach sind die beiden Optionen in Bezug auf die Vertretung ziemlich ungleich. Die Leute entscheiden sich für einen Lehrer, weil ihre Eltern ihnen den Weg bereitet haben, oder weil sie einen Lehrer als Informationsquelle sehen. Ich würde nicht darauf eingehen, wie kompetent der Lehrer ist, sondern mich auf den Schüler beschränken. Letzterer läuft Gefahr, für immer im Schatten des Lehrers zu stehen. Wenn wir das 'Communication noise' zwischen Lehrer und Schüler ignorieren, bleibt nur die Fähigkeit des Schülers, den Stoff auf sein eigenes Niveau zu übertragen und möglichst große Fortschritte zu machen. Ich habe hier bereits gesehen, dass Menschen manchmal den Lehrer wechseln. Vielleicht tun sie das wegen Unverträglichkeit mit dem Lehrer, oder natürlich auch wegen der eigenen mangelnden Fortschritte.

Nach meiner Erfahrung als Autodidakt fallen diese und ähnliche Probleme weg, wenn man selbst sein eigener Lehrer ist. Man kennt sich selbst am besten, man weiß, wann man am ehesten bereit ist, Gitarre zu üben, wie lange man üben will und auch, wann und wieso man sich Rüge gibt und wann nicht.

Ein Autodidakt muss sich immer vor Augen halten: Ich will immer besser Gitarre spielen. Und man muss fleißig sein.

Ich persönlich bin generell eher ein Individualist, und die Rolle des Lehrers, der sich selbst unterrichtet, passt besser zu mir. Und ich glaube, wenn ich eine Gitarrenschule besucht hätte, würde ich dieses wunderschöne Instrument nicht so (gut) beherrschen, wie ich es tue.

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Ich möchte noch einen weiteren Gedanken äußern. Die Gitarre (im Allgemeinen) hat gegenüber den meisten anderen Instrumenten den Vorteil, dass sie (technisch, musikalisch...) viel Spielraum nach oben hat.

Gerade in diesem Segment sind die Erfahrungen und Erkenntnisse der Autodidakten von unschätzbarem Wert.

Schwierige Diskussion.

Vor 30 Jahren gab es keine youtube-Beiträge von professionellen Gitarristen / Gitarristinnen. Da war ein Lehrer die einzige Zugangsmöglichkeit zur Gitarre.

Heute ist so unendlich viel an Wissen zur Gitarre online verfügbar.

Im Beruf muss ich mir auch ständig Inhalte neue aneignen - ohne Lehrer, durch Eigenrecherche und punktuelle (!) externe Hilfestellungen - … warum soll das mit der Gitarre nicht auch funktionieren?

Ich denke, heute ist Lernen viel personenunabhängiger möglich als früher, und insofern bin ich bei aokorn, dass man mit Willen, Disziplin und Selbstkritik sehr viel im Eigenstudium erreichen kann.

Zitat von aokorn im Beitrag #54

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Ich möchte noch einen weiteren Gedanken äußern. Die Gitarre (im Allgemeinen) hat gegenüber den meisten anderen Instrumenten den Vorteil, dass sie (technisch, musikalisch...) viel Spielraum nach oben hat.

Gerade in diesem Segment sind die Erfahrungen und Erkenntnisse der Autodidakten von unschätzbarem Wert.

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Das eine (Autodidakt) schließt ja nicht das andere (Lehrer) zwingend aus! Gerade fortgeschrittene Spieler sind ja in der Lage, sich neue Stücke selbst zu erschließen und den Lehrer nur gelegentlich zu kontaktieren, wie es z.B. Peter praktiziert.

Ich persönlich war jahrelang Autodidakt und bin dann erst auf einen Lehrer umgestiegen, was mir anfangs echt schwergefallen ist, weil mir dieser erst einmal ein paar schlechte Angewohnheiten abgewöhnen musste, die Einfluss auf meine Technik hatten. Sicherlich hängt auch das autodidaktisches Entwickeln der Instrumentenbeherrschung hauptsächlich von der Art und Weise, des stringenten Vorgehens und der Intensität des Übens ab.

Mir persönlich wurden jedenfalls von meinem Lehrer (studierter klassischer Gitarrist, ehemaliger Bandleader, Profimusiker seit 55 Jahren) Wege und Möglichkeiten aufgezeigt, auf die ich autodidaktisch niemals gekommen wäre. Er hat mir quasi die Augen geöffnet ;-)

Weshalb ich einem Gitarrenanfänger auch immer grundsätzlich dazu raten würde, mit einem Lehrer zu beginnen. Grundsätzlich deshalb, weil das natürlich auch stark von der individuellen Zielrichtung abhängt. Wer nur ein paar Akkorde zur Liedbegleitung spielen möchte, braucht sicherlich keinen Lehrer. Ebenso derjenige nicht, der ein paar klassische Standardstücke nach Tab spielen möchte.

Im Grunde - das wurde hier im Thread auch schon erwähnt - ist das Internet durchaus voll mit sehr guten Lehranweisungen, die es früher so nicht gab. Danach kann man wirklich hervorragend lernen - mit dem riesigen Manko, dass man kein individuelles Feedback bekommt und deshalb immer selbst schauen muss, wo man eigentlich steht.

Zitat von Docsteve im Beitrag #53

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Ein Lehrer muss gut unterrichten, nicht gut spielen.

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Ein Guter Lehrer solltein erster Linie ein guter Musiker sein, dann ein großer Menschenfreund und ein erstklassiger Handwerker.
Als ich noch Gitarrenlehrer an verschiedenen Hochschulen ausbildete, war ich auch für Methodik und Didaktik allei zuständig, und es kam immer wieder die Frage von Studenten, ob sie wirklich, "nur" um zu unterrichten, ihr instrumentales Können derartig aufpolieren müssten. Die Antwort war selbstbverständlich "Ja", denn es geht im die Zurverfügungstellung sämtlicher technischer und musikalischer Mittel, um Musik adäquat darstellen zu können und bei dieser Tätigkeit auch persönliches Vergnügen zu empfinden und zu verbreiten. Wenn ein Schüler meint, er könne seinen Lehrer nicht überflügeln, dann haben beide, Lehrer und Schüler, etwas falsch gemacht. Als Lehrer sollte man keine Angst vor dem Schüler haben, und als Schüler braucht man Optimismus und einen starken Glauben an sich selbst, natürliche Musikalität, handwerkliche Begabung, kü...... Soll ich wirklich weiter aufzählen? Ein Lehrer, der seine Schüler nicht maximal fördert, sollte vielleich was Anderes machen. Da es sich nicht nur um die Frage "wie geht das", sondern insbesondere "was ist gemeint" dreht, ist das Unterrichten ein extrem komplexer Vorgang, bei dem es ab einem gewissen Punkt, wie fast immer zum Schluß, nicht mehr so sehr um die Fachwissenschaft geht, sondern extrem um soft-skills. Ich weis einen guten Lehrer sehr zu schätzen, denn ich habe bis zur Aufnahme meines Gitarrenstudiums quasi im gitarristischen Urwald als Autododakt gelebt und meine erste Gitarrenstunde an der Frankfurter MUho erlebt. Dort haben mir einige der von mir aufgelisteten Lehrereigenschaften doch sehr gefehlt, und sehr spät hatte ich dann echt guten Unterricht im zweiten Studium bei Angelo Gilardino. Da ging es dann nicht mehr um Lehrerambitionen oder meinen persönlichen Ehrgeiz, sondern um die Musik und das ist es, was mir letztendlich weitergeholfen hat.Ein guter Lehrer sieht im Schüler auf jeden Fall mehr, als der Schüler selbst, und deshalb ist es gut, einen zu haben (wenn´s gut läuft)
Jörg