Muss man mit Kraft in der Anschlagshand spielen? Mein Problem: Wenn ich mit Kraft spiele, bleiben öfter die Finger der Anschlagshand an der Saite hängen oder greifen daneben. Wenn ich mit weniger Kraft und sanft über den Saiten gleite, hört man die Töne nicht deutlich.
Gibt es Gitarren (welche Eigenschaften), die für das Stück besser geeignet sind als andere?
Ich habe verschiedene Gitarren ausprobiert, alle mit niedriger Saitenlage und bei der ein oder anderen klappt das Tremolo besser als bei einer anderen. Ich weiß aber nicht, woran das liegt.
Manchmal ist es auch die gleiche Gitarre, bei der an manchen Tagen das Tremolo besser klappt als an anderen Tagen.
Schwierig empfinde ich mehr die G-Saite, die sich trotz niedriger Saitenlage irgendwie "hart" anfühlt.
Das Tremolospiel bei Recuerdos de la Alhambra ist eine sehr spezielle Spieltechnik, die intensiv geübt werden muss. Ich kenne studierte Gitarristen, die bewußt darauf verzichtet haben, weil ihnen der Aufwand dafür zu groß war, nur um RdlA und zwei, drei andere populäre Stücke dieses Genres spielen zu können.
Tremolo spielt man auf keinen Fall mit Kraft, denn das hältst du über die Länge des Stücks ohnehin nicht aus.
Es gibt einige gute Tutorien im Internet, die z.T. unterschiedliche Ansätze verfolgen. Da muss man einfach ausprobieren, was einem am besten liegt. In zwei drei Sätzen wird sich das hier kaum erklären lassen.
Hier nur mal einige Beispiele von renommierten Gitarristen:
vielen Dank für deine Nachricht. Es ist interessant zu lesen, dass du studierte Gitarristen kennst, die das Stück wegen des großen Aufwands nicht spielen.
Danke auch für deinen Tip, nicht mit Kraft zu spielen, und deine Internetlinks.
Ich sehe im Internet Gitarristen, die das mit einer Leichtigkeit spielen, sehr beeindruckend.
Ich spiele Recuerdos de la Alhambra schon seit fast 45 Jahren. Kurz nachdem ich anfing, Gitarre zu spielen, begann ich mit dieser Komposition. RdlA ist ein Meilenstein (wie Romanze am Anfang). Ich glaube nicht, dass dieses Stück (wie viele andere) perfekt oder nur auf eine Art und Weise gespielt werden kann. Viele Aufnahmen im Internet zeugen davon. Ich glaube auch, dass Tarrega RdlA niemals so spielen würde oder so gespielt hat, wie es jetzt gespielt wird. Aber ich denke, er wäre positiv überrascht.
Natürlich ist es eine Besonderheit des Stücks, dass es das Tremolo verwendet. Diese Art des Gitarrenspiels ist wie kaum eine andere den verschiedensten technischen und „philosophischen“ Ansätzen unterworfen worden.
Ich habe mich dem Tremolo zunächst auf eine eher draufgängerische Weise genähert. Ich habe es schnell und unregelmäßig gespielt. Die Begleitung wurde mit einer Melodie verwoben, die nicht immer kontinuierlich oder logisch zusammenhängend war. Und obendrein wusste ich nicht, wie man phrasiert. Damals gab es auch kein Internet, um das zu lernen. Damals kannte ich auch hier, wo ich wohne, niemanden, der das Lied spielen konnte. Wenn man weiß, wie man phrasiert, zwingt das einen dazu, mit verschiedenen Ansätzen von Intensität und Dynamik zu spielen.
In der Zwischenzeit habe ich das RdlA fast vergessen. Sogar das Tremolo. Dann fiel mir Jose Viñas 'Fantasia original' in die Hände. Hier liegt die Melodie immer auf der ersten Saite, die linke Hand ist recht anspruchsvoll und die Komposition eignet sich, um die Unabhängigkeit der linken und rechten Hand zu üben. Das ist beim Tremolo sehr wichtig. Gitarristen neigen dazu, ihre Aufmerksamkeit auf die linke Hand zu richten. Die rechte Hand hat nicht so viel Spielraum und ist daher eher unter Kontrolle... Beim Tremolo muss die rechte Hand zu einem großen Teil automatisiert werden. Zumindest das Grundmuster pami.
In Viñas Komposition bin ich das Tremolo systematisch angegangen, was ich bis dahin überhaupt nicht gewohnt war. Ich habe das Tremolo zunächst ohne Nägel gespielt. Und das habe ich jeden Tag, sagen wir, eine Stunde lang gemacht. Bis ich ein zufriedenstellendes Ergebnis hatte. Und dann wieder am nächsten Tag. Ich ließ meine Nägel wachsen und feilte sie nicht. Wenn das Ergebnis auf einer bestimmten Nagellänge nicht zufriedenstellend war, habe ich die Nägel etwas abgefeilt und wieder geübt. So hatte ich am Ende des Monats relativ lange Nägel, und die Kraft des Anschlages (der Finger der rechten Hand) musste proportional dazu langsam zunehmen. Im nächsten Monat wiederholte ich die Übung trotzdem von Anfang an - wieder ohne Nägel. Innerhalb von etwa einem Jahr war die Qualität des Tremolos spürbar besser.
Tremolo erfordert tägliches Üben, und wenn man nicht aus Gewohnheit übt, sondern mit dem Kopf an die Sache herangeht, kann man immer Dinge finden, die verbessert werden müssen. Die Qualität ist nicht konstant. Man muss sich daran gewöhnen. Manchmal geht es besser, manchmal weniger gut.
Ich glaube auch nicht, dass die Gitarre viel mit der Klangwahrnehmung (von Musik im Allgemeinen) zu tun hat, und das Tremolo auch nicht. Wir Menschen sind subjektive Wesen und unser Gehirn ist mal mehr, mal weniger bereit, unseren Erwartungen zu folgen.
Nalis ich wünsche dir viel Ausdauer beim Üben - es lohnt sich!
Zitat von Nalis im Beitrag #1 Muss man mit Kraft in der Anschlagshand spielen?
Nicht mehr und nicht weniger Kraft als sonst auch. Entscheidend sind die Art der Kraft (Impulskraft besser als stetige Kraft), die Anschlagsrichtung und die Form der Nägel. Letztere ist besonders wichtig für das Tremolo, damit es bei lautem Spiel nicht verhakt. Generell würde ich sagen, dass die Qualität des Grundanschlags ein Indikator für die Qualität des Tremolos ist. Je feiner und sauberer die Technik für den normalen freien Anschlag, desto feiner und sauberer das Tremolo (und umgekehrt).
Hinweis: diese Einschätzung teilen nicht alle Gitarristen und Gitarrenlehrer; viele betrachten Tremolo eher als Spezialtechnik, die unabhängig vom Grundanschlag analysiert und weiterentwickelt werden soll.
Zitat Gibt es Gitarren ..., die für das Stück besser geeignet sind als andere?
Gitarren mit größerem Saitenabstand am Steg (und auch am Sattel) eignen sich besser für Tremolo auf den inneren Saiten, speziell der H und G Saite, da sie den Fingern mehr Raum zum freien Schwingen lassen.
Am flüssigsten (bzw. gleichmäßigsten, falls damit besser zu verstehen ist, was ich meine) spielt das Tremolo nach meinem Geschmack Brandon Acker. Auch wenn ich ihn mit David Russell direkt vergleiche. https://www.youtube.com/watch?v=R-5weyHVC2U
Noch ein Nachtrag: Wie ich sehe, ist eins der Tutorials von Brandon Acker zum Üben des Tremolos hier weiter oben im Beitrag von Harald bereits verlinkt. Soweit ich seine Tutorials verfolgt habe, müsste es zwei zu dem Thema geben.
Mich würde interessieren, wie schwierig die linke Hand bei Recuerdos ist. Kann mir da vielleicht jemand Auskunft geben ?
Ich kann mir gut vorstellen, dass ich die Tremolo-Technik irgendwann lerne, da ich meiner rechten Hand das zutraue. Die Frage ist, wie hoch ist der Aufwand, die linke Hand hinzubekommen. Oder gibt es auch ein für die linke Hand einfaches schönes Tremolo-Stück ?
Ich bin halt nicht so der Virtuose und werde es wahrscheinlich auch nicht mehr.
Zitat von Kaziberto im Beitrag #9Mich würde interessieren, wie schwierig die linke Hand bei Recuerdos ist. Kann mir da vielleicht jemand Auskunft geben ?
Ich kann mir gut vorstellen, dass ich die Tremolo-Technik irgendwann lerne, da ich meiner rechten Hand das zutraue. Die Frage ist, wie hoch ist der Aufwand, die linke Hand hinzubekommen. Oder gibt es auch ein für die linke Hand einfaches schönes Tremolo-Stück ?
Ich bin halt nicht so der Virtuose und werde es wahrscheinlich auch nicht mehr.
Vielen Dank schon mal!
Es gibt sicher schwerere Stücke für die linke Hand, aber das Zusammenspiel zwischen rechter und linker Hand erfordert Übung, inbesondere bei den triolischen Legato-Bindungen, z.B. in Takt 11 oder 15. Das erfordert exaktes Timing, damit das Tremolo locker durchläuft.
Dieser Faden hat mich angeregt das Stück aus der Versenkung zu holen, und plötzlich fällt mir auf, dass hier viel Kondition gefragt ist. Gegen Ende sind beide Hände (und der Spieler) etwas "ausser Puste".
Vor einer Woche habe ich mein Bestes gegeben und meine Ausführung von RdlA aufgenommen. Dabei habe ich festgestellt, dass ich nie so gut klinge (auch wenn der Zuhörer nur ein Mikrofon ist), wie wenn ich absolut nur für mich (oder für meine Frau) spiele.
Da freue ich mich für Deine Frau, wenn sie es sogar noch besser zu hören kriegt, ich wäre froh drum, es so hinzukriegen....Tremolo ist so einer meiner blinden Flecken...
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21.09.2024 17:43
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