Ich würde gerne eure Meinung zum Schwierigkeitsgrad des Stückes wissen, vor allem der B-Teil mit dem E-Dur und den Barregriffen.
Dieses Stück habe ich das erste Mal in einem Buch für Rockgitarristen gefunden. Es wurde dort empfohlen zum Vortragen vor Bekannten und Verwandten, falls die einen bitten, etwas auf der Konzertgitarre zu spielen und man sonst nicht wüsste, was man spielen soll.
Heike schrieb im alten Forum, auf einer Skala von 1-5 liege die Romanze bei drei. Nicht unbedingt wegen des Mittelteils, sondern wegen der Schwierigkeit, die Melodie schön herauszuarbeiten.
Rockgitarristen können meistens Barree und Lagenspiel, so dass sie sich mit dem Mittelteil tendenziell weniger schwer tun, als Gitarristen, die mit der klassischen Gitarre angefangen haben.
Das Stück ist auf jeden Fall ein Meilenstein, jeder sollte es mal gespielt haben, und sei es nur, um es dann wieder zu vergessen.
Zitat von Nalis im Beitrag #1Ich würde gerne eure Meinung zum Schwierigkeitsgrad des Stückes wissen, vor allem der B-Teil mit dem E-Dur und den Barregriffen.
Auf einer Skala von 1 bis 5 würde ich dem A-Teil eine 1,5 geben und dem B-Teil eine 2 bis 2,5. Das bezieht sich auf die technische Schwierigkeit, wie Stephan schon zurecht schrieb ist das Stück in Hinsicht auf musikalischer Ausarbeitung sicherlich anspruchsvoller, wobei man dabei sicherlich unterscheiden muss, ob man vor einem Fachpublikum spielt oder vor den besagten Freunden und Bekannten.
Zitat von Nalis im Beitrag #1I Dieses Stück habe ich das erste Mal in einem Buch für Rockgitarristen gefunden. Es wurde dort empfohlen zum Vortragen vor Bekannten und Verwandten, falls die einen bitten, etwas auf der Konzertgitarre zu spielen und man sonst nicht wüsste, was man spielen soll.
Na ja, wenn einem gerade sonst nichts einfällt, bleibt ja auch nichts anderes über Spaß beiseite, vielen klassischen Gitarristen dürfte das Stück früh über den Weg laufen, bei mir war es sicherlich das erste, das ich selbst toll und als vortragstauglich empfand. Dementsprechend oft habe ich es gespielt und deswegen geht es mir wie vielen anderen unserer Zunft -- ich kann es nicht mehr hören und spiele es deswegen freiwillig nicht mehr (manchen Leuten geht es wohl auch mit Recuerdos de la Alhambra so...). Damit ich nicht in die Verlegenheit komme, dass ich nichts anderes weiß, was ich vor Bekannten und Verwandten spielen soll, habe ich mir bewusst einige ähnlich leichte aber effektvolle Stücke zugelegt und versucht, ähnlich tief einzustudieren, wie damals die SR. Das sind zum Beispiel "Ejercicio No 9" von Jose Ferrer, "Milonga (Floreaos y Preludio Criollo)" von Juan Buscaglia oder "Maria Luisa" von Jose Sagreras. Als ich letztens im Urlaub am Campingtisch aber vor mich hinklimperte, kam irgendwann tatsächlich die Frage "das ist doch diese spanische Romanze, oder ?" (es war eine Sor-Etüde....) und die Dame war dann ganz beseelt, als ich die SR dann doch noch gespielt habe.....Bekanntheit sticht halt, und für diejenigen, die sich noch nicht dran todgehört haben ist es auch einfach ein tolles Stück. Und ich fand Haralds Hinweis in einem anderen Thread ganz witzig -- wenn man das Stück im 3-3-2 Rythmus spielt, wird es wieder interessanter (und peppiger).
Zitat von Nalis im Beitrag #1I Den B-Teil spiele ich nicht gerne vor Publikum.
Kann ich verstehen - dann lass ihn einfach weg. Wird den meisten Laien nicht auffallen.
An sich sind nicht schwierig die Griffe. Aber um hin zu kriegen, sodass der Fluss der Gefühle wiedergegeben wird, ist nicht einfach… Wenn du spielst und deine Zuhörer durch die Musik das Gefühl haben, dass du deinen Lover gerade sehr vermisst, dann hast du das Stück schon verinnerlicht…. :-)
Heike hatte das Stück wegen des Barree und auch wegen der Streckungen als eher mittelschwer beschrieben. Ich habe eher größere Hände und frage mich, wie das jemand mit kleineren Händen bei 65iger Mensur wohl macht.
Tjaaa, um mal wieder in den Kontext von Emotionen und der Betitelung von Stücken einzutauchen: Brauchen wir den Hinweis auf eine „Romanze“? Würden wir es anders spielen, wenn es „Stück Nr. 12“ heißen würde?
In einer Ausgabe von Siegfried Behrend heisst das Stück "Burgalesa", und so hatte ich es damals kennengelernt und "freiwillig" recht romantisch gespielt. Der Verlag war-glaube ich-Bothe &Bock, und es war inden mittleren Sechzigerjahren. Jörg
Die Burgalesa in der Ausgabe von S. Behrend habe ich seit meinem ersten 14-tägigen Ferienkurs 1971 (sehr oft) gespielt. Ich spiele sie bis heute oft zum "Einspielen", damit die Finger warm werden. Ist das wirklich dasselbe Stück, von dem hier am Anfang gesprochen wurde? Die hat nämlich im A-Teil zwei Barrégriffe, die m.E. nicht einfacher sind, als der einzige etwas schwierigere Barrégriff (über 5 Saiten) zu Beginn des B-Teils. Ich verhaspele mich da eher an den Lagenwechseln kurz vor Schluss des B-Teils, wo es auf den Diskantsaiten wieder runter geht. Dann merke ich, dass die Finger noch vom Radfahren oder der Gartenarbeit zu steif sind.
Ein früherer guter Bekannter unserer Familie (Violinist im Orchester) hatte jegliche Mithilfe bei Gartenarbeit und was sonst die Hände anstrengen könnte, abgelehnt, weil die Finger für sauberes Spielen zu steif würden. Daran denke ich jetzt immer wieder, wenn ich bei der Burgalesa daneben greife. Ich habe übrigens vergleichsweise kleine Hände und zu kurze Finger. Das macht mir bei diesem Stück an keiner Stelle Probleme, ganz im Gegensatz z.B. zum Bach-Präludium in d moll, wo mir stellenweise echt Fingerlänge fehlt. Ansonsten würde ich es in eine ähnliche Schwierigkeitsstufe einordnen.
Salut HarVo, ich denk schon dass das gleiche Stück meinen, und ja, die hat im ersten Teil Barree V für A-Moll und VII für H-Dur, im zweiten Teil II für H-Dur, VII für H9, iX für E-Dur und V für A-Dur. Warum ich den zweiten Teil als schwerer empfinde habe ich nie drüber nachgedacht, aber ich denke weil mehr Barreegriffe direkt aufeinander folgen, weil mehr Streckungen drin sind und weil insgesamt weniger Passagen zum Ausruhen dazwischen sind, bei denen man nur die E-Saite greifen muss.
Die Streckungen sind auch der Grund, warum ich persönlich das eher nicht zum Aufwärmen spielen würde, weil ich es vom Sport so kenne, dass man erst aufwärmt bevor man dehnt. Und tatsächlich geht es mir mit dem Bach-Präludium wie Dir -- da hatte ich nie Lust es zu lernen, weil da ein, zwei Stellen drin sind, für die meine Finger einfach zu kurz sind.
Zu diesem Stück fallen mir viele Adjektive ein, aber keine netten.
Ich bin jedesmal überrascht wenn ich mitbekomme das Leute, die ich als ernsthafte Musiker ansehe und respektiere, das freiwillig spielen. Kommerzielle Zwänge bei professionellen Musikern kann ich nachvollziehen. Als Amateur habe ich die aber nicht und darum brauche ich mich hiermit nicht abzugeben.
So und jetzt habe ich gegen die (ungeschriebene) Forenregel „wenn Du nix nettes beitragen kannst dann sei stille“ verstoßen, aber manchmal muss das sein. Bei dem Gedanken an dieses Stück kräuseln sich meine Fußnägel und irgendwann musste ich das mal rauslassen. (Angermanagement)
@saitenklang: ich verstehe deine Einstellung. Jeder macht Musik, sowie er für sich schön findet. Im Endeffekt sind wir alle auf der Suche nach Schönheit, die aber auch sehr individuell sein kann…
Zitat von saitenklang im Beitrag #9So und jetzt habe ich gegen die (ungeschriebene) Forenregel „wenn Du nix nettes beitragen kannst dann sei stille“ verstoßen, aber manchmal muss das sein. Bei dem Gedanken an dieses Stück kräuseln sich meine Fußnägel und irgendwann musste ich das mal rauslassen. (Angermanagement)
Es kommt immer auf die Art und Weise an. So ist das vollkommen ok 😉
Habe mal nach "Spanische Romanze Noten" recherchiert und bin bei guitarschool.at fündig geworden. Nach erster Durchsicht der Noten (ohne Gitarre in der Hand wegen der Uhrzeit) würde ich sagen, dass zwar die Melodie die gleiche ist, wie die der Burgalesa, es aber ansonsten schon deutliche Unterschiede gibt. Insbesondere gibt es Unterschiede in einigen Barreégriffen und im Teil B auch in der Abfolge der Begleitnoten, die auf den Saiten 2 - 6 gespielt werden sowie teils sogar in den Harmonien.
Den Teil A würde ich bei diesen im Web gefundenen Noten etwas leichter einschätzen, als bei der Burgalesa (ein Barreégriff weniger). Damit verstehe ich die vorherigen Angaben, dieser Teil sei leichter, als Teil B. Im Teil 2 ist dann ein Barreégriffe mehr (Takt 5-6). Der ist sicher etwas schwerer als diese Phrase in Behrend´s Version. Dann aber die Abfolge der herabsinkenden Melodie ab 6. bis 3. Takt vor Schluss des Teils B ist dann wieder deutlich einfacher. Diese Abfolge hat Behrend interessanter gestaltet.
Ich glaube nicht, dass es eine autoritative Fassung des Stückes gibt - immerhin stammt es aus der Feder des berühmten Anonymus, der zwar viel geschrieben hat, aber nie wirklich verlässliche Ausgaben herausgegeben hat.
Ich habe das Stück in der Schule von meinen Kumpels gelernt, nie Noten gesehen, die fehlenden Teile selbst zusammengestoppelt, und dann nie wieder gespielt wg. Schmalzfaktor. Saitenklang hat meine volle Sympathie.
Gewiss, auf der Kitschskala ist das Stück sehr weit oben. Auffällig aber ist, dass offensichtlich ja doch einige der schärfsten Kritiker desselben das Stück irgendwann unbedingt mal spielen mussten. Das macht es nicht besser, sollte aber vielleicht einen milderen Blick auf diejenigen ermöglichen, die gerade diese "Jugendsünde" begehen und vielleicht ein wenig "beeindrucken" wollen, wie ihr damals vielleicht auch In Konzertprogrammen, ist mein Eindruck, wird man damit eher selten behelligt.
Heute habe ich es nach den Noten aus dem Web probiert. Die letzten Takte des Teils B sind in der Behrend-Version wirklich besser (in der aus dem Web unter "Spanische Romanze" dagegen etwas langweilig). Und den schwierigsten Barreé-Griff in der Web-Version im Teil B, den gibt es nicht in der Behrend-Fassung! Da empfehle ich wirklich denen, die diesen Teil schwer fanden, dort die Alternative aus der Behrend Fassung zu spielen.
Da hat er einfach (im Takt 5, Teil B) A-dur hineingebracht: cis (e-9), a (H-10), e (G-9) mit leerer A-Saite. Im nächsten Takt dann ebenso, natürlich mit dem Dis der Melodie in der Taktmitte, da ja die Melodie selbst nicht anders ist. Mit dem A-dur an der Stelle wirkt es klarer, was besser in diesen E-dur Teil passt (meiner Meinung nach), und ist an der Stelle viel leichter zu spielen. Danach gibt es einige weitere Abweichungen. Die Abfolge der wieder absinkenden Melodie ist bei Behrend etwas interessanter ausgeschmückt, allerdings mit Griff- und Lagenwechseln, bei denen ich auch nach vielen Jahren manchmal noch daneben greife.
Dann mal zu der Frage, warum ich das nach meinem Wiedereinstieg nach sehr langer Unterbrechung oft wieder gespielt hatte: Es war das einzige, was ich noch fast vollständig auswendig in Erinnerung hatte.
Und:
Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #14diese "Jugendsünde" begehen und vielleicht ein wenig "beeindrucken" wollen
Natürlich war es damals so mit 22 Jahren am Ende des 14-tägigen Kurses (mit mindestens 6 Stunden Üben pro Tag). Es waren nur wenige, die es geschafft haben, am Ende das Stück zu spielen. Es waren auch 16-18-Jährige Mädchen im Kurs dabei. Was wollten wir da sonst, als beeindrucken? Logisch!
Aber Ihr habt ja Recht. Ich muss es wirklich mal beiseite legen und etwas anderes zum Warmspielen der Finger wählen. Nach so langer Zeit achte ich auch ehrlich gesagt nicht mehr so gut auf die Melodik. Ich neige dazu, es herunter zu leiern, wenn ich es zum Einspielen wähle, weil das Stück ohne nachzudenken automatisch aus den Fingern läuft. Gerade deshalb ist der Zeitpunkt längst überschritten, es beiseite zu legen.
Ich werde es (also als Finger-aufwärm-Stück) in der nächsten Zeit durch die Bach-Kantate BWV 147 ersetzen. Allerdings spiele ich bisher nur die erheblich erleichterte und nach A transponierte Version von Jose de Azpiazu. Diese Kantate braucht deutlich mehr Konzentration, vor Allem wenn ich sie auswendig spiele (immer wieder ähnlich und doch wieder anders = Konzentrationstraining). Mit mehr Konzentration achte ich automatisch auch mehr aufs Musikalische, und wegen der Bach´schen Wechsel der Harmonien sowieso.
Forum-Klassikgitarre.de
Thema drucken
22.09.2024 09:24 (zuletzt bearbeitet: 22.09.2024 09:25)
Antworten
