Hmm, total nett, um sich zu orientieren, wenn Takte durchnummeriert sind. Aber wozu braucht es Taktstriche? Mich irritieren sie manchmal mehr, als sie mir nützen, weil sie manchmal das Erkennen von zusammen gehörenden Passagen erschweren und ggf. Hilfslinien oder andere Kennzeichnungen hilfreich werden.
Wiederholungen kann man auch ohne sonstige Taktstriche einfügen, und Erik Satie soll wohl auch auf Taktstriche verzichtet haben.
Nagut, zum Üben von Taktgefühl per Metronom oder Zählen oder Fußwippen sind sie ja nützlich … aber irgendwann hat man das im Gefühl, und wer hobbymäßig spielt kann da eh gelassener mit umgehen.
Also, ich brauch Taktstriche. Wir wollen doch nicht taktlos sein
Es hängst von der Musik ab. Wenn Du einen Walzer spielst, wie weiß Du dann, was immer der erste Ton eines Taktes ist? Evtl. von der Melodie. Ich will einfach immer nur bis 3 zählen und nicht bis 10000 und dann immer die Quersumme checken ob es durch 3 teilbar ist
Aber die Musik von Satie ist wirklich so, dass man da keine Taktstriche braucht. Da hast absolut recht.
Taktstriche sind die Gliederung eines Musikstückes. Durch sie erschließen sich die Betonung und der Rhythmus. Taktstriche gehören zum Skelett eines Stückes, wenn man so will.
Du kannst dir ja mal den Spaß machen, ein dir noch unbekanntes Stück ohne Taktstriche abzuschreiben. Selbsterklärende Hinweise wie „Tango“ oder „Walzer“ dürfen natürlich nicht dabei stehen. Was von Baden Powell oder Dowland käme mir in den Sinn.
Satie hat einzelne Werke ohne Taktstriche geschrieben, nicht alles. ;-) Und nur Solostücke.
Taktstriche gab es tatsächlich noch nicht immer, in Mensuralnotation aus Chorälen im Mittelalter und etwas danach, wurden Noten einfach ohne geschrieben. Hat man wohl irgendwann als praktischer erachtet, als Musik mehrstimmig komponiert und aufgeschrieben wurde. Bei Proben mit anderen ist das ja tatsächlich schon wichtig.
Zitat von Charlie im Beitrag #1irgendwann hat man das im Gefühl
Bei einfachen Stücken, die man kennt, ja. Sonst...
Woher weißt du bei einem dir neuen / unbekannten Stück, ob das auftaktik oder abtaktig beginnt? Was machst du mit Taktwechseln im Stück? Wie willst du ein Ensemble organisieren ("wir fangen nochmal da an, wo in der 1. Stimme Note 234 ist, in der 2. Stimme 176 und im Bass 192")?
Zitat von Charlie im Beitrag #1Hmm, total nett, um sich zu orientieren, wenn Takte durchnummeriert sind.
Dafür ist zwar die Nummerierung da, sofern vorhanden, aber nicht die Taktstriche. Sie sind genauso wichtig, wie die Noten selbst, da der Komponist damit den Rhythmus vorgibt. Klar, es gibt Musik ohne Rhythmus und die braucht keine Takte, z.B. die genannten mittelalterlichen Choräle, die einfach Ton für Ton weitergehen. Aber wie willst du z.B. die Betonung der Dreierfolge bei einem Walzer ohne Taktstriche spielen? Wie würdest du überhaupt erkennen können, dass die Betonung in Dreierfolgen sein soll? Wie erkennst du, wenn nach einem Auftakt die zweite Note betont werden soll, wenn es keinen Taktstrich gibt? Das hat man auch nie im Gefühl, wenn man das Stück nicht von anderen gehört hat und nicht weiß, ob der Komponist den Dreivierteltakt, Viervierteltakt oder noch einen anderen wollte. Es gibt auch spezielle Takte wie z.B. 6/8 und 4/4 ständig abwechselnd - völlig unmöglich ohne Taktstriche zu spielen!
Und natürlich, die Nummerierung ist im Zusammenspiel notwendig, wie hier bereits geschrieben wurde. Wenn der Dirigent in der Probe ruft "Auftakt 243", dann erwartet er, dass alle innerhalb weniger Sekunden die Stelle gefunden haben und auf sein Zeichen einsetzen (das geht auch manchmal schief ;-) ) Beim Alleinspiel sind die Nummern unnötig, denn sie sind im Gegensatz zum Taktstrich keine Spiel-Anweisungen des Komponisten sondern Hilfszahlen wie Seitenzahlen.
Zitat von HarVo im Beitrag #8 … Das hat man auch nie im Gefühl, wenn man das Stück nicht von anderen gehört hat …
Genau. Zur ersten „Dekodierung“ des Stückes geht es nicht anders, Takte, Pausen, Notenwerte … aber heute sind so unglaublich viele Stücke online zum Anhören verfügbar und insofern haben wir gegenüber den länger hinter und liegenden Zeiten einen ganz anderen Zugang zur (uns noch fremden) Musik.
Aber wie sieht Euer Spiel im Alltag aus, wenn ihr ein Stück mehrmals gehört bzw. die ersten Male durchgespielt habt? Könnt ihr euch von den Notenblättern (den visuellen Kodierungen) lösen oder zählt ihrer immer die Takte weiter im Kopf mit?
Ich bin letztens über einen Beitrag gestolpert, der das zu starke Fixieren auf Takte kritisiert, welches dann das Entstehen eines freien Spiels einschränken solle …
Zitat von Charlie im Beitrag #9Aber wie sieht Euer Spiel im Alltag aus, wenn ihr ein Stück mehrmals gehört bzw. die ersten Male durchgespielt habt? Könnt ihr euch von den Notenblättern (den visuellen Kodierungen) lösen oder zählt ihrer immer die Takte weiter im Kopf mit?
Ich spiele eigentlich immer mit Noten, an denen ich zwar nicht klebe, die aber als "Erinnerung" wichtig sind. Ich zähle aber keine Takte, sondern Zählzeiten, achte aber auf die Position einzelner Takte innerhalb eines Abschnitts / einer Phrase (Betonungen).
Zitat von Charlie im Beitrag #9Ich bin letztens über einen Beitrag gestolpert, der das zu starke Fixieren auf Takte kritisiert, welches dann das Entstehen eines freien Spiels einschränken solle …
Takte sehen und sie interpretieren sind zweierlei. Natürlich muss ich auch Takte in Beziehung zueinander setzen, eine Phrase ist selten mit einem Takt zu Ende. Wer sich (nach dem Einstudieren eines Stückes) zu stark auf Taktstriche konzentriert, hat deren Sinn nicht verstanden.
Zitat von Charlie im Beitrag #9Aber wie sieht Euer Spiel im Alltag aus, wenn ihr ein Stück mehrmals gehört bzw. die ersten Male durchgespielt habt? Könnt ihr euch von den Notenblättern (den visuellen Kodierungen) lösen oder zählt ihrer immer die Takte weiter im Kopf mit?
Ich spiele eigentlich immer mit Noten, an denen ich zwar nicht klebe, die aber als "Erinnerung" wichtig sind. Ich zähle aber keine Takte, sondern Zählzeiten, achte aber auf die Position einzelner Takte innerhalb eines Abschnitts / einer Phrase (Betonungen).
Zitat von Charlie im Beitrag #9Ich bin letztens über einen Beitrag gestolpert, der das zu starke Fixieren auf Takte kritisiert, welches dann das Entstehen eines freien Spiels einschränken solle …
Takte sehen und sie interpretieren sind zweierlei. Natürlich muss ich auch Takte in Beziehung zueinander setzen, eine Phrase ist selten mit einem Takt zu Ende. Wer sich (nach dem Einstudieren eines Stückes) zu stark auf Taktstriche konzentriert, hat deren Sinn nicht verstanden.
Stimme ich zu, würde aber als jemand, der sich erst (zu) spät auf das Notenlesen eingelassen hat, den letzten Satz dahingehend ergänzen: "Wer sich beim Einstudieren eines Stückes zu stark auf die Taktstriche konzentriert, wird Schwierigkeiten haben eine Phrase oder ein Thema zu erkennen. Letztendlich - so kenne ich es - nimmt man sich beim Einüben eines Stückes häufig nicht einen einzelnen Takt vor, sondern versucht ein wie auch immer zu benennendes, aus mehreren Takten bestehendes, musikalisch sinnhaftes Teilstück, das häufig in der Notierung so nicht als Einheit verzeichnet ist und erkannt werden muss (ein Hoch an dieser Stelle auf den/die Gitarrenlehrer/in), zu beherrschen.
@Gitarrenmichel - volle Zustimmung. Ich habe allerdings mit Noten gelernt (ok, erstmal Blockflöte in der Grundschule...) und taktübergreifende Zusammenhänge wurden da gelehrt und gelernt. Das ist wie beim Vorlesen; ich lese ja nicht einzelne Wörter vor, sondern Sätze und Absätze.
Ich bin ja kein Notenfreak, wenn ich ein Stück kann spiele ich es immer auswendig. Aber zum Erarbeiten eines Stückes und um - wie oben schon mehrfach gesagt - die Zusammenhänge eines Stückes zu verstehen und um somit den "Spirit" des Stückes zu verstehen, um dem Stück danach eine eigene Interpretation zu geben, sind Taktstriche für mich schon wichtig. Mir reicht es für diesen Zweck auch nicht aus, ein neues Stück nach Tabs zu lernen (eine andere Diskussion...), weil mir da eben auch zu viel Infos über Kontext, Interpretation, Betonungen etc. nicht enthalten sind.
Zitat von Charlie im Beitrag #9Könnt ihr euch von den Notenblättern (den visuellen Kodierungen) lösen oder zählt ihrer immer die Takte weiter im Kopf mit?
Takte zähle ich nie im Kopf, aber sie sind bei Einstudieren wichtig, den korrekten Rhythmus zu erfassen und wiederzugeben (sofern ich es nicht sowieso vom Hören kenne). Wenn ich ein Stück so halbwegs kann, spiele ich weite Teile auswendig, habe aber die Noten noch vor mir, weil ich sie an manchen Stellen zur Erinnerung brauche. Dann sind natürlich auch die Taktstriche wieder eine gute Orientierung, eine bestimmte Stelle schnell zu finden. Das ist aber natürlich eine ganz andere Verwendung der Taktstriche.
Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #11nimmt man sich beim Einüben eines Stückes häufig nicht einen einzelnen Takt vor, sondern versucht ein wie auch immer zu benennendes, aus mehreren Takten bestehendes, musikalisch sinnhaftes Teilstück, das häufig in der Notierung so nicht als Einheit verzeichnet ist und erkannt werden muss
Natürlich, die meisten Stücke bestehen aus Phrasen, die deutlich länger sind als ein Takt. Sehr oft gibt es die durchgehende Aufteilung in je acht Takte, ganz typisch beim Paso doble und auch der Polka, aber durchaus auch in anderen klassischen Stücken, insbesondere aus der Barockzeit. Dabei muss darauf geachtet werden, dass nicht die Takte einzeln aufeinander "geleiert" werden, sondern dass es einen musikalischen Spannungsbogen über diese ganzen Phrasen gibt. Ein guter Musiklehrer, der nicht nur auf die Technik achtet, malt dann schon auch mal Bogenlinien mit dem Bleistift über die Notenzeilen, um diesen Spannungsbogen zu verdeutlichen. Auf der Gitarre beherrsche ich das zwar selten so, wie ich es gern hätte, weil ich mich da noch zu sehr mit der Technik herumquäle, aber wie an anderer Stelle geschrieben, hatte ich auch Chor- und Orchestererfahrung (Geige+Bratsche). Da wurde übrigens auch oft etwas Neues direkt vom Notenblatt gespielt. Die meisten hatten das dann nie zuvor gespielt und manches hatte ich auch vorher nicht gehört. Da war natürlich bei den ersten Proben eines solchen neuen Stücks die Orientierung sowohl nach Noten als auch nach Takten absolut wichtig. Natürlich hat man die eigene Stimme dann vor der nächsten Probe gut geübt, denn beim ersten Abspielen vom Blatt haben nur die Allerbesten im Orchester fehlerfrei gespielt.
Was ich noch ergänzen müsste, da ich vom Orchester schrieb: Der Dirigent bewegt den Taktstock, sofern er den benutzt, bzw. sonst die Hände, nach einem klaren Muster. Daran erkennt man zu jeder Taktphase (1-2-3-4 oder 1-2-3 bzw. weitere Zählungen in anderen Takten) an welcher Stelle im Takt man ist (oder sein sollte ). Zumindest bei Neueinspielungen und bei wichtigen Stellen, werden diese Muster gut erkennbar ausgeführt. (Theoretisch international einheitlich, so dass es jeder Orchestermusiker erkennt, in der Praxis aber doch mit starker individueller Note.) Bei gut eingeübten Stücken läuft die Bewegung zwischendurch bei gleichmäßig laufenden Melodien mit einfachen leichten Bewegungen weiter. Aber gerade dann sieht man sofort, wenn die Bewegungen wieder größer werden, dass eine besondere Betonung erwartet wird.
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09.11.2024 16:17
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