Ich habe immer großes Interesse an der Renaissancelaute gehabt und war neulich in der Lage, ein schönes Instrument gebraucht zu erstehen (9-Chörige Spätrenaissancelaute von Dieter Hense).
Vor vielen Jahren habe ich für das Label Metarecords (damals in Erlangen) als Tonmeister zwei CD's mit Lautenmusik aufgenommen (Canti Degli Angeli und Le Resveur
Die erste ist Renaissance-Musik, die andere barock. Beide eingespielt von dem Pionier der Laute, Anthony Bailes.
Das war meine einzige Berührung mit realen Lauten und einem lebendigen Spieler (und was für eine Klasse!).
Inzwischen würde ich doch gerne mehr über Spieltechnik und praktische Belange bei der Pflege und Ausrüstung des Instruments mit Saiten, Büncen etc. erfahren.
Vielleicht hat hier im Forum eine Idee, wo ich etwas nachlesen kann (gerne auch englisch).
Das "Handbuch der Gitarre und Laute" von Konrad Ragossning galt bzw. gilt im deutschsprachigen Raum als Standardwerk, auch wenn es nicht alle Bereiche vollständig abdeckt ... aber das hast du wahrscheinlich schon, oder?
Spontan fällt mir die Website von Brandon Acker ein: https://www.youtube.com/@brandonacker/videos Da er dort auch andere Lautenspieler vorstellt, findet sich von dort sicherlich ein Weg zu mehr Information. Rob MacKillop hat ein Buch geschrieben, Infos finden sich HIER
Danke für die Tipps soweit. Beide Quellen kannte ich nicht. Rob. MacKillop kenne ich aus meinem Austausch mit ihm im Decamp Forum, aber ich wusste nichts von seinem Buch... Nach Ragossnig, von dem ich sehr viel halte und dessen Lauten-Aufnahmen ich kenne, werde ich mal nachforschen. best wishes Robert
Von Ragossnigs Buch rate ich explizit ab, der Mann war vielleicht ein guter Musiker, aber er hatte etwa soviel Ahnung von Laute und Lautenspiel, wie Herr Bream. In frühen Sammlungen von Lautenmusik war immer eine Erklärung der Spieltechnik vorangestellt, und wenn man die gelesen und verstanden hat, kommt man schnell dahinter, wie die historischenSpieltechnik war und erfährt auch- als Beifang -Wie die damals tickten. Ich stöbere gerne mal in meiner Tabulatursammlun und mache mal eine Auswahl für Dich. Ansonsten gibt es auch noch moderne Lautenschulen, die die alte Lautentechnik anschaulich erklären. Wenn man aber seine Nägel behalten will, dann führen die meisten Versuch zu klanglichen Frust. Jörg
Ich habe das Ragossnig-Buch "natürlich" auch, aber es ist eben auch schon über 45 Jahre alt. Ich weiß nicht, ob sich die Neuauflagen wesentlich unterscheiden, aber bei aller Begeisterung, die ich damals für Ragossnig hatte, denke ich, dass sich beim Verständnis von Instrument und Musik und bei der Spieltechnik auch einiges getan hat.
Oha, die Puristen-Polizei ist wieder da! Ragossnig und Bream, die Lauten-Stümper. Bream brachte O'Dette und Hopkinson Smith zur Laute, und zwar durch sein für die damaligen Verhältnisse vollkommen überzeugendes Spiel. Man lese einmal in Thea Abbotts Diana Poulton-Biographie nach, was die Leute damals in der britischen Lute Sociery an Hochachtung für Breams Leistungen aufbrachten. Über Ragossnig wäre Ähnliches zu sagen, von Walter Gerwig will ich gar nicht anfangen. Ich für mein Teil höre ihre Aufnahmen noch immer staunend und bewundernd und viel lieber als manches korrekte, aber nichtssagende Gezupfe. Ich würde gern anregen, ein bisschen mehr Respekt vor den Riesen aufzubringen, auf deren Schultern sich manche spätere Zwerge nicht nur groß vorkommen, sondern dazu noch nach unten treten. Gar nicht nett!
An Rgossnig stelle ich keine zu hohen Erwartungen; ich weiß, dass er zu der Ära der ersten Pioniere der Laute gehört und damals hatte man weder von lautenbau noch von Spieltechnik eine rechte Ahnung. Aber lernen kann man sicher überall etwas.
Ich bin auch nicht sehr ambitioniert, in das Repertoire einzusteigen; ich spiele einfach drauf und erfreue mich an dem Klang.
Aber ein paar Grundlagen würde ich gerne erfahren: Besaitung; Bünde, Bundpositionen; Stimmungen; Haltung; Anschlag… mit Tabulatur kann ich wenig anfangen, da habe ich irgendwie eine Sperre im Kopf.
Nee, nicht wirklich, aber ich gehe mal davon aus, dass sich in der Lauten-Community und in der Musikwissenschaft in den letzten 40 Jahren doch insofern etwas getan hat, wie man tiefer in das Instrument, seine Geschichte, Akustik und Spielweise eingestiegen ist. Ich sehe schon zwischen Ragossnig und Stubbs eine Weiterentwicklung, ohne dass deswegen die Leistung von Ragossnig schlechter ist. Aber hier geht es ja noch nicht einmal um den Musiker, sondern um den Autor Ragossnig. Und ich würde heute auch nicht mehr in der Musikgeschichte - als Beispiel - Handschin oder Riemann oder auch nur die MGG1 als aktuellste wissenschaftliche Literatur sehen. Die MGG1 war gerade ein Jahrzehnt abgeschlossen, als ich das MuWi-Studium begann... und auch da schon in Teilen veraltet.
Zitat von ALotzow im Beitrag #8Ich würde gern anregen, ein bisschen mehr Respekt vor den Riesen aufzubringen,
Na klar doch, aber der Respekt gegenüber einer historischen Leistung bedeutet ja nicht, dass alle Details heute noch so anerkannt sein müssen.
RWE da bin ich ganz bei Dir, aber ich bin alt genug, um sagen zu können, dass zu dem damaligen Zeitpunkt das Wissen um Lautenbau und Spieltechnik bereits in einem Umfang zur Verfügung stand, der qualifizierteres Tun ermöglichte. Ansonsten war ich nur bemüht, Robert von einem unnötigen kauf abzuhalten, warum also die lotzow´sche Polemik? Jörg
Jörg, das Buch hieß ja "Handbuch der Gitarre und Laute", da spiegelt sich IMHO auch noch die (damalige) Gitarristensicht wieder, die Laute so ein bisschen als den armen Vorfahren der Gitarre zu sehen. Ich denke, dass man so etwas heute nicht mehr neu schreiben würde. (Und natürlich haben mich damals auch die Ragossnig-Aufnahmen angefixt, machten sie doch so ein Repertoire mittels der DGG überhaupt für "Normalos" verfügbar. Für meine eigene Biografie sind sie die Arbeiten Ragossnigs sehr wichtig.)
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23.11.2024 15:20
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