Eine Gitarre mit einer gröberen Maserung im Holz kann einen wärmeren und volleren Klang erzeugen. Trotzdem wählt man bei besseren Gitarren immer eine sehr dichte Maserung.
Eine Gitarre ist keine Violine. Die Tonhöhe liegt im mittleren Bereich.
Die Dichte der Jahresringe ist leider kein direkter Indikator für die akustischen Eigenschaften der Gitarrendecke; es kommen viele andere Faktoren hinzu. Wenn man dem Gitarrenbauer vertraut, kann man sicher sein, dass er mit dem gegebenen Holz das Richtige anstellt. Man muss ein Instrument in erster Linie mit den Ohren, und erst in zweiter oder vielleicht sogar dritter Linie (die zweite ist eher die Spielbarkeit) mit den Augen auswählen.
Ein Instrumentenbauer von Streichinstrumenten sagte mir seinerzeit, bei der Decke der Geige müssen die engeren Jahresringe auf der Seite der höheren und die etwas weiteren Jahresringe auf der Seite der tieferen Saiten liegen. Für die Decke der Geige hat er eine in radialer Richtung aus dem halben Stamm geschnittene Scheibe verwendet. Damit gibt es den Verlauf der zunehmenden Abstände von einer Seite zur anderen. Bei meiner Geige ist das allerdings nicht so, also kein Unterschied in der Breite der Jahresringe auf beiden Seiten, aber ich sehe Breitenschwankungen von 1/2 bis 1 mm über die ganze Decke.
Da bei der Gitarre die Stimmung tiefer ist, wären nach dieser Logik die breiteren Jahresringe geeignet. Bei meiner Gitarre sind sie tatsächlich geringfügig breiter, als bei der Geige, aber wirklich nur geringfügig (nur stellenweise bis zu 1,5 mm) und sie hat auch Bereiche zur Mitte hin mit deutlich engeren Abständen der Jahresringe. Wenn ich das so ansehe, würde ich daraus auch nur schließen wollen:
Zitat von rojarosguitar im Beitrag #2Die Dichte der Jahresringe ist leider kein direkter Indikator für die akustischen Eigenschaften der Gitarrendecke
Was der Instrumentenbauer mir damals auch sagte, und da kann ich mir vorstellen, dass es für Gitarren auch gilt: Der Baum darf nicht im Kulturwald gewachsen sein, in dem ggf. sogar manchmal etwas gedüngt wurde. Der Baum (und das gilt für Decke, Boden und Zarge) muss sehr langsam auf kargem Boden gewachsen sein und zwar entweder in vereinzeltem Bestand bzw. Wald mit Lichtungen, so dass er Platz hatte. Nur dann ist das Verhältnis der Zellulosefasern zum Holzstoffanteil (Lignin) optimal für Klangholz. Schneller gewachsenes Holz ist zu elastisch. Das dämpft die Schwingungen zu stark. Und es schrumpft stärker als das langsam gewachsene. Er hatte damals jahrelang abgelagertes Holz verwendet, teilweise 10 Jahre. Das verkürzt man wohl heute mit thermischer Behandlung.
Am liebsten waren ihm 200 Jahre alte Bäume. Dafür ist er auch weit umhergefahren um an Stellen mit Holzfällerarbeiten oder wo ein einzelner Baum zur Fällung anstand nach den seltenen gut geeigneten Bäumen Ausschau zu halten. Was mich am meisten überrascht hat war die Aussage, dass er bei einem kleinen abgeschnittenen Stück vom Stamm durch Klopfen hören konnte, wie gut es als Klangholz geeignet ist. Wenn also der Instrumentenbauer erfahren und gut ist, stimmt würde ich auch davon ausgehen,
Zitat von rojarosguitar im Beitrag #2dass er mit dem gegebenen Holz das Richtige anstellt.
Und ich würde schließen, dass alle unter uns, die sich mit dem Instrumentenbau so wenig beschäftigt haben wie ich, schwer beurteilen können, welches Rohholz wofür geeignet ist.
Übrigens habe ich kürzlich etwas umfassender recherchiert, welche Hölzer schon als Tonholz verwendet wurden, da wir an anderer Stelle schon diese Diskussion hatten. An einer Stelle hatte ich sogar einen Hinweis gefunden, dass mit Lärche zumindest mal experimentiert wurde. Aber auf jeden Fall stellt man beim Recherchieren zu diesem Thema fest, dass die Meinungen in Bezug auf bestimmte Baumarten sehr verschieden seien können, in manchen Fällen von "ungeeignet" bis zu "gut geeignet" für dieselbe Holzart.
Wie Robert ja bereits gesagt hat sind enge Jahresringe im Deckenholz kein Qualitätskriterium. Auch Decken mit breiteren Jahresringen können wunderbar klingen. Es ist eine rein optische Sache, da viele Käufer die enge Maserung bevorzugen.
Hi, ich denke, dass die Auswahlkriterien für Deckenhölzer sich je nach Instrumentengattung stark unterscheiden. Gemeinsam habe sie aber wohl dass sie einen sauberen radialen Schnitt haben sollten, und - für Gitarren- eine gewisse Härte wünschenswert ist. Die weite der Jahresringe ist laut Romanillos und aller von ihm beeinflußten Gitarrebauer dagegen von untergeordneter Bedeutug. Dass die Holzqualität nicht ganz so wichtig ist, wie die Baukunst des Meisters, das hatten wir ja kürzlich erst... Jörg
In diesen Chor kann ich nur bestätigend mit einstimmen!
Die Gitarre, die mich bislang am meisten beeindruckt hat, hatte die breiten Jahresringe in der Mitte (!) und nicht außen, wie bei der überwiegenden Zahl der Fichtengitarren und die breiten Ringen waren richtig BREIT! Doppelt so breit wie bei meiner alten Hopf „Ranch“-Gitarre, was ihr im Vergleich jedoch nichts genützt hat! 🤣
Zitat von Harald im Beitrag #6In diesen Chor kann ich nur bestätigend mit einstimmen!
Die Gitarre, die mich bislang am meisten beeindruckt hat, hatte die breiten Jahresringe in der Mitte (!) und nicht außen, wie bei der überwiegenden Zahl der Fichtengitarren und die breiten Ringen waren richtig BREIT! Doppelt so breit wie bei meiner alten Hopf „Ranch“-Gitarre, was ihr im Vergleich jedoch nichts genützt hat! 🤣
Gruß Harald
Bei meiner Berg-Gitarre sind die breiteren Ringe tatsächlich auch eher innen, wenngleich nicht so ausgeprägt. Als er damals das entsprechende Stück Deckenholz für die Gitarre raussuchte, wies er explizit auf die relativ breiten Ringe hin mit dem Hinweis auf seine Kunden in Fernost, die das im warsten Sinne des Wortes etwas enger sehen würden. Er fand das klanglich okay und ich, der das nicht wirklich beurteilen kann, finde das optisch eigentlich ganz schön.
@ HarVo: Unser Forenmitglied Burghard hat eine Gitarre aus Lärchenholz für den Korpus gebaut, die gut klingt und für den, der eher helleres Holz mag, auch sehr attraktiv aussieht, finde ich.
Zitat von Jörg Wagner im Beitrag #5Gemeinsam habe sie aber wohl dass sie einen sauberen radialen Schnitt haben sollten, und - für Gitarren- eine gewisse Härte wünschenswert ist.
Wenn das auch für Gitarren gilt, braucht man natürlich ziemlich dicke, also alte Stämme. Ich kann es mir gut vorstellen, dass es generell so sein muss, weil sonst die Jahresringe ja im Holz schräg liegen würden. Das würde die Schwingungen schon aus physikalisch naheliegenden Gründen negativ beeinflussen.
Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #7Unser Forenmitglied Burghard hat eine Gitarre aus Lärchenholz für den Korpus gebaut,
Das ist jetzt echt interessant. Mich hatte das Lärchenholz wegen der hohen Härte interessiert. Aber es ist auch deutlich schwerer als Fichtenholz. Daher wurde ich hier bereits in einem anderen Thread darauf hingewiesen, dass es für die Decke möglicherweise wegen des Gewichtes nicht so gut sei. Gewicht ist für die Schwingungsfähigkeit negativ. Das ginge dann ja nur, wenn man es noch dünner hobelt, als Fichtendecken. Das könnte extrem aufwendig werden. Aber für den Korpus ist es als hartes Holz ja bei der Gitarre bestimmt gut. Bei der Geige ist das ganz anders, weil da der Boden mit schwingen muss. Da gibt es diesen Hartholzstab unter dem Steg zwischen Decke und Boden, der die Schwingungen auch auf den Boden überträgt und gleichzeitig die Wölbung der Decke und des Bodens stabil hält.
Hallo, Hallo Michael , das war geriegelte Esche für Kopus und Zarge. Hab ich nur gebaut weil es mal Aussage gab , in einem Beitrag im Forum hier, Esche klingt nicht. Ist meine Dritte aus Esche. Die Endbehandlung ist wegen der großen Poren sehr mühsam . Wenn man, wie ich es mache,die Poren mit Bims und Schellack füllt , geht viel Zeit drauf. Könnte mir vorstellen das das nicht jeder Gitarrenbauer möchte. Die Konstruktioni ist schon entscheidend für den Klangcharakter einer Gitarre.Nach einem Besuch bei Peter hab ich die Bauweise umgestellt und komme mehr zu dem Klang , den du Jozef, als volleren Klang bezeichnest. Das mit mit allen Qualitäten von zb. Florinett, Bachmann und Kreutzer, die ich auch vorher schon verarbeitet habe.
Gruß Burghard
Burghard Hänisch (@burghard_haenisch) • Instagram-Fotos und -Videos
Interessanterweise ist die Frage, wie sehr sich die Biegesteifigkeit der Decke entlang der Maserung und quer zu Maserung unterscheidet, von erheblicher Bedeutung.
Auch interessant sind in ihrer Wirkung kleine symmetrie-brechende Unregelmäßigkeiten (bear-claws), die bei hochwertigen Gitarren von sehr bekannten Gitarrenbauern gerne verarbeitet werden (sicherlich nicht zuletzt wegen ihrer ästhetischen Wirkung - aber auch wegen akustischer Vorteile).
Ich bin mit zwei sehr bedeutenden Gitarrenbauern befreundet (Sebastian Stenzel und Sascha Nowak), und beide sagen übereinstimmend, dass es das ganze Konstruktionsgefüge ist, was über den Klang der Gitarre entscheidet, und nicht die Holzwahl alleine. Die verschiedenen Eigenschaften des Deckenmaterials müssen durch die passende Wahl und Ausarbeitung der Bebalkung ergänzt werden, bis ein stimmiges Gesamtkonstrukt entsteht.
Die Breite der Bahresringe erlaubt eine Aussage darüber, wie schnell oder langsam ein Baum gewachsen ist. Je enger die Jahresringe, desto langsamer war der Wuchs. Solche Decken werden bevorzugt, wie HarVo schon bemerkt hat. Insofern ist das zumindest ein indirekter Indikator für die Qualität des Holzes.
Ein Vergleich mit der Geige ist nur relativ möglich, da Streichinstrumente bauartbedingt nicht unter Spannung stehen und nur durch Stimmstock und Saiten unter Spannung kommen. Gitarren und Lauten stehen hingegen auch ohne Besaitung immer unter Spannung, was die Hölzer und die Konstruktion beeinflusst.
Ja, ich gehe auch mit dem Auge. Ich mag auch die Streifen (die in Richtung der Jahresringe) nicht, die sich mit der Zeit oft bilden. Ein Holzfäller hat mir einmal berichtet, wie die langsam gewachsenen Fichten von der Alm beim Fällen niederkrachen und am Boden wie Stahlfedern vibrieren - im Gegensatz zu den schnell gewachsenen Bäumen im Tal
Allerdings muss ich sagen, dass ich eine Hanika 50 mit Ahornkorpus hatte, die eine wirklich unregelmäßige, im Grunde schon hässliche Fichtendecke hatte, die aber einen monströsen Klang hatte (ich hab sie wegen des dicken D-Halses verkauft). Dann habe ich noch ein Camps primera negra, die regelmäßige, nicht sehr enge Jahresringe hat,bei der zudem das Holz sicher nicht im rechten Winkel zur Maserung geschnitten wurde, weil die Maserung etwas lapprig ist, und dann ist da noch der Golpeator - trotzdem eine meiner Lieblinge.
Hallo Ollo, da hättest Du Dich mal mit Romanillos unnterhalten sollen, für den waren Radialschnitt und Härte/Biegesteifigkeit von allererster Bedeutung, so hat er das auch an die meisten seiner Schüler weitergegeben, die alle heute im weltweiten Gitarrenbau die Meinungführerschaft besitzen Jörg
Zitat von Jörg Wagner im Beitrag #14Hallo Ollo, da hättest Du Dich mal mit Romanillos unnterhalten sollen, für den waren Radialschnitt und Härte/Biegesteifigkeit von allererster Bedeutung, so hat er das auch an die meisten seiner Schüler weitergegeben, die alle heute im weltweiten Gitarrenbau die Meinungführerschaft besitzen Jörg
Da bin ich völlig deiner Meinung. Was verstehe ich gerade nicht?
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23.11.2024 15:45
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