Guten Morgen,

Ich befasse mich gerade wieder mal mit Musiktheorie. Mich interessiert in dem Zusammenhang wie ihr euch dem Thema beim Spiel vom Blatt annähert. "Einfach spielen" ist es ja zumeist nicht. Man schaut den Takt an, mgl Taktwechsel, Ober- und Unterstimme etc.

Könnt ihr beschreiben, ob ihr spezielle Wege/Methoden habt, um ein Stück korrekt zu interpretieren? Mir macht das bisweilen immer noch Probleme und ich möchte eigentlich gern selbst lernen im Kopf eine Vorstellung vom Rhythmus zu entwickeln und nicht immer alles auf YouTube nachhören.

Ich hoffe ich habe meine Frage nachvollziehbar formuliert, wenn nicht, einfach fragen.

Lieben Dank und geruhsame Festtage, die meinen führen mich nach Wien :-)

Kerstin

Zitat von Kerstin72 im Beitrag #1

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spezielle Wege/Methoden habt, um ein Stück korrekt zu interpretieren?

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Zitat von Kerstin72 im Beitrag #1

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ich möchte eigentlich gern selbst lernen im Kopf eine Vorstellung vom Rhythmus zu entwickeln

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Hi Kerstin,
ich finde rwe's Vergleich mit einer Fremdsprache nicht schlecht.
Bei Stücken mit komplexere Rythmik sitze ich oft wie früher vor einem Lateintext - Takt pro Takt die Stimmen auseinanderklamüsern und die tatsächlichen Notenlängen herausarbeiten - bei genug Punktierungen und Haltebögen schon reichlich Arbeit. Dann den gefundenen Rythmus isoliert üben - klatschen oder aufs Bein/Tischkante trommeln oder eine leere Saite spielen. Als Referenz Metronom oder lautes Zählen. Dann den Rythmus der zweiten Stimme dazu nehmen - rausanalysieren, wann dessen Schläge dazu kommen und auch wieder (aufs Bein) klatschen - eine Hand den einen, eine den anderen und/oder auf leeren Saiten (das ist auch eine gute Übung um das notorische "2 gegen 3" aus der lateinamerikanischen Musik zu üben)

Wenn ich das drin habe werde wieder Töne gegriffen und der Rythmus an einem nicht zu schweren Takt eingeübt -- meistens wiederholt sich ein Pattern dann ja massiv und wenn dann doch ein anderes kommt, geht die Sache von vorne los.
Wenn ich einen Rythmus mal partout nicht ohne Hilfe kapiere/ins Gefühl kriege dann schreibe ich die Stelle auch mit Musescore ab und lasse sie mir vorspielen beziehungsweise spiele mit. Youtube-Videos nehme ich eher nicht, da gibt es manchmal Leute die es so spielen und andere die es anders spielen.

Mit der Zeit stellt sich dann das ein, was Latein vonz.B. Englisch unterscheidet -- in Englisch kennt man irgendwann bestimmt Phrasen und irgendwann während er Notenbildanalyse fällt einem auf "das ist wieder Pattern XY, das klingt so". Das Wiedererkennen geht dann immer schneller und irgendwann wird es flüssiger, zumindest bis ein neues unbekanntes Pattern kommt.

Gruß
Sascha

Als ersten Schritt versuche ich immer, völlig unabhängig von Notenlängen und Rhythmus die Notenwerte und Fingersätze halbwegs geschmeidig hinzubekommen. Also noch nicht auswendig, aber zumindest schon so, dass es nicht mehr fremd ist und hohe Wiedererkennungswerte beim nächsten Spielen hat. (Das ist für mich ein bisschen wie Stadtplan lesen und schon etwas zu verinnerlichen … geradeaus, 2. links, Hauptstraße folgen, Brücke über Kanal, … )

Der Sinn für mich ist, dass so erstmal die Finger der linken Hand (halbwegs) wissen, wo es langgeht. Das macht es leichter, sich dann Tempo und Rhytmus vorzunehmen.

Was ich dann (halbwegs) in gleichmäßigem Tempo hinbekomme, kann ich später auch unterschiedlich schnell und rhytmisch spielen. (Wie beim Stadtplan, ich weiß wie ich fahren soll und variiere dann das Tempo je nach Verkehrslage.) Hier kommen dann Notenlängen und Rhythmus dazu.

So sind es zwei Lernschritte nacheinander, die natürlich auch immer mehr ineinander fließen.

Hallo Kerstin,
ich würde zuerst ermitteln, wo die "guten" Zählzeiten sind und den realen Text dann zwischen diesen aufhängen, so wie die Drähte an einer Reihe von Telegrafenmasten, also sozusagen die Räume zwischen den"Masten" aufzufüllen. Dadurch wird die rhythmischeStruktur des Stückes deutlich, denn die bezieht ja auch ausdrücklich die Verteilung der Betonungen mit ein, und mit dieser Methode schlägst Du dann sozusaghen zwei Fliegen mit einer Klappe.
Frohes Fest
Jörg