Ich bin auf der Suche nach einer Gesamtausgabe von Gaspar Sanz. Gefunden habe ich bisher Bearbeitungen von...
... Jerry Willard:
+ incl. Audio-Files (online)
- faksimilierte Original-Tabulaturen. Nicht, dass ich etwas gegen Tabulaturen generell hätte (helfen mir bei der Erarbeitung des Fingersatzes in für mich ungewohnten Lagen). Aber mit diesen kann ich nichts anfangen, sie stören nur das Notenbild.
- offenbar keine Angaben zum Fingersatz
... Ernesto Bitetti:
+ mir gefällt seine Einspielung des Sanz'schen Werkes, von daher erwarte ich, dass seine Bearbeitung für Konzertgitarre Hand und Fuß hat.
- offenbar auch hier keine Angaben zum Fingersatz
... Ralf Jarchow:
+ Fingersatz vorhanden!
+ Spiralbindung
Kennt Ihr noch weitere Gesamtausgaben? Habt Ihr schon Erfahrungen mit der ein oder anderen Ausgabe?
Robert Strizich, The complete guitar works of Gaspar Sanz. Les Editions Doberman-Yppan 1999 Canada ISBN 2-89503-030-8. Auch ohne Fingersätze, kein Nachteil m.E. Sehr sorgfältige Produktion, aktuell noch verfügbar.
Hi, die Willard-Ausgabe hat den Reiz, dass sie den Erklär-Teil komplett wiedergibt, zudem den Versuch einer Übertragung für Barockgitarre und eine notierte Bearbeitung für die klassische Gitarre zeigt. Nur anhand der Tabulatur jedoch läßt sich die genaue Applikatur ermitteln, und ohne die bleiben, aufgrund der Originalstimmung der Barockgitarre, bestimmte Spielweisen und Effekte, insbesondere der Campanela-Effekt, doch ziemlich obskur. Auch, wenn ich damit gewissen Unwillen hervorrufen mag, bin ich der Meinung, dass sich aus diesen Gründen die Schönheit der Barockgitarren-Literatur nur sehr schlecht auf einer Konzertgitarre darstellen läßt, deshalb spiele ich diese Literatur nur noch auf Kopien der Originalinstrumente. Befriedigende Ergebnisse sind m.E, nur bei der Literatur von Guerau auf der modernen Gitarre zu erzielen, denn dessen Gitarrenstücke sind konzipiert für eine Gitarre ohne oktavierte 4. und 5. Saite. Frohe Weihnachten Jörg
Eine puristische Auffassung, der man nur zustimmen kann. Nur: dann bleibt diese wunderbare Musik dem Amateur mit der Klassikgitarre verschlossen. Alte Musik wird doch durchaus auch auf modernen Instrumenten gespielt. Die Willard Ausgabe schätze ich sehr, die von Strizich noch mehr.
Zitat von Manfred im Beitrag #4Nur: dann bleibt diese wunderbare Musik dem Amateur mit der Klassikgitarre verschlossen. Alte Musik wird doch durchaus auch auf modernen Instrumenten gespielt.
Das bringt es so ziemlich auf den Punkt, was mich umtreibt. Vor allem, wenn man "Amateur" durch das zutreffendere Wort "Dilettant" ersetzt.
Mir geht es wirklich darum, eine Ausgabe zu finden, die es mir hinsichtlich Spielbarkeit so leicht wie möglich macht. Deswegen wäre für mich auch tatsächlich das Vorhandensein eines praktikablen Fingersatzes durchaus ein Kriterium. Von daher fände ich den Jarchow auch durchaus interessant. Irgendwelche Einschätzungen dazu?
Wenn man die Worte Amateur und Dilettant auf ihre inhaltliche Bedeutung untersucht, verlieren sie ihre negative Grundierung: In Amateur steckt amor, in Dilettant delektieren.
Zitat von Jörg Wagner im Beitrag #3 Auch, wenn ich damit gewissen Unwillen hervorrufen mag, bin ich der Meinung, dass sich aus diesen Gründen die Schönheit der Barockgitarren-Literatur nur sehr schlecht auf einer Konzertgitarre darstellen läßt, deshalb spiele ich diese Literatur nur noch auf Kopien der Originalinstrumente.
Natürlich ist das nicht falsch, für Nicht-Profis aber kaum umzusetzen. Gäbe es klanglich befriedigende Kopien für, sagen wir mal, 1000 Euro, hätte ich sowas auch. Aber so bleibt mir nur, die alte Musik auf den vorhandenen Gitarren zu spielen oder es zu lassen, was auch nicht so toll ist. Von daher finde ich die Frage nach einer brauchbaren Ausgabe für die moderne Gitarre schon nachvollziehbar.
Da für mich der Campanella-Effekt erstmal etwas abstrakt schien, habe ich mal nach einem Klangbeispiel mit Erläuterung gesucht, Folgendes gefunden und kann die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Klanges nachvollziehen. Ansonsten, glaube ich, gibt es wahrscheinlich keinen wirklichen Dissenz: Wer möchte, kann eben klanglich eingeschränkte Versionen spielen und sich daran erfreuen. Ich lese Jörgs Beitrag eher als eine Liebeserklärung an die Barockgitarre.... https://youtu.be/cFXaRorc10U?feature=shared
Gruß michael
P.S. kann sein, dass das für die meisten vielleicht überflüssig ist, hoffe aber das es so korrekt beschrieben ist.
Tatsächlich hat Michael mich klar erkannt, aber manchmal gibt es auch unglückliche Lieben, und ich bin mit der klassischen Gitarre verheiratet, das darf aber auf keinen Fall rauskommen, sonst rappelt´s im Etui. das Problem beim Spielen der Barockgitarren-Literatur ist, dass ein noch so kluger Fingersatz den Originalklang nicht ermöglicht, es sei denn, man rüstet die 5 oberen Saiten so um, dass die Oktavierungen stimmen, aber dann hat man immer noch mit 3 verschiedenen Möglichkeiten zu tun. Ich meine das aber nicht besserwisserisch, sondern beschreibe nur das Problem. Wenn jemand eigene Erfahrungen machen möchte, dann biete ich eine meiner Barockgitarren für eine Weile zum Probieren an, ist aber gefährlich und könnte teuer werden. Allen ein Frohes Fest Jörg
Jetzt wollte ich doch noch mal schnell eine Rückmeldung geben: Es ist die Ausgabe von Ralf Jarchow geworden, und ich bin recht glücklich damit. Das Notenbild ist sehr übersichtlich, die Fingersätze überwiegend hilfreich und gut nachvollziehbar. Daran werde ich die nächsten Jahre sicherlich viel Freude haben! :-)
Dazu gibt es eine sehr ausführliche und kenntnisreiche Abhandlung zu Leben und Werk Sanz' sowie zu jedem Stück umfangreiche editorische Anmerkungen. Bemerkenswert finde ich, dass Jarchow den Bass bei hohen Lagen des öfteren nach oben oktaviert, um - wie er schreibt, "dem Charakter der Barockgitarre näher zu kommen".
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22.12.2024 13:18
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