Folgende Erfahrung konnte ich gestern machen und würde sie gerne mit euch teilen. Es ist mein persönliches Empfinden und ich weiß, dass dieses Thema für jeden super individuell ist :)

Also ich war gestern Abend im Session Musikhaus Walldorf. Es gab ein Event für alles, die Gitarre spielen. (Peter Bursch hat auch einen Workshop gegeben ^^)
Mein Fokus war allerdings der Hanika Stand. Es gab einige super interessante Gitarren, auch Unikate waren dabei. Ich konnte ALLES über die Gitarren fragen und in einem Raum ausgiebig testen.

Eine besondere Sache habe ich festgestellt: meine Mittelklasse Hanika 52 AF reicht mir derzeit vollkommen aus. Und das kam so:
Szurgyi Gergely, ein fantastischer klassischer Gitarrist, der für Hanika arbeitet, brachte mir die Gitarren und hat mir sehr viele interessante Dinge über die Gitarren erklärt, die ich ausprobieren konnte. (Auch das derzeitige Spitzenklasse Modell war dabei)
Ich spielte eben auf jedem Instrument einige Stücke an und bat irgendwann auch Szurgyi, etwas zu spielen, um den Klang von vorne zu hören.
Und er fing mit einem Prälüdium von Purcell an, was klanglich in einer völlig anderen Dimension stattfand, als ich spielte.
Es war ihm möglich, der Gitarre Töne zu entlocken, wie ich das nicht auf der besten Gitarre der Welt geschafft hätte.
Da kam mir die Erkenntnis: so viel Spaß es mir macht, auf tollen Gitarren zu spielen, solange ich nicht solche Töne wie er auf der Gitarre hervor bringe, brauche ich keine bessere Gitarre zum Kauf anvisieren. Ich habe so irgendwie kein Gefühl dafür, welches Potential eine Gitarre haben kann, wenn ich es ihr spielerisch nicht entlocken kann.
Geht das nur mir so oder kennt jemand dieses Gefühl noch? Kann man das vielleicht auch trainieren?
(Natürlich kann der Kauf einer höherklassigen Gitarre trotzdem Sinn ergeben, wenn man eben auf
dem selben Instrument für Jahrzehnte wachsen will, ganz klar, ich besitze derzeit aber leider nicht das nötige Kleingeld und auch nicht das feine Gehör und Gespür für Gitarren, deren Fähigkeiten ich nicht ganzheitlich ausschöpfen kann. Das habe ich schon bei anderen Gitarristen anders erlebt)

Zitat von Linnsebinse im Beitrag #1

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ch spielte eben auf jedem Instrument einige Stücke an und bat irgendwann auch Szurgyi, etwas zu spielen, um den Klang von vorne zu hören.

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Zitat von Linnsebinse im Beitrag #1

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so viel Spaß es mir macht, auf tollen Gitarren zu spielen, solange ich nicht solche Töne wie er auf der Gitarre hervor bringe, brauche ich keine bessere Gitarre zum Kauf anvisieren.

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Zitat von Linnsebinse im Beitrag #1

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Ich habe so irgendwie kein Gefühl dafür, welches Potential eine Gitarre haben kann, wenn ich es ihr spielerisch nicht entlocken kann. <...> Geht das nur mir so oder kennt jemand dieses Gefühl noch? Kann man das vielleicht auch trainieren?

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Zitat von Linnsebinse im Beitrag #1

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Kauf einer höherklassigen Gitarre trotzdem Sinn ergeben, wenn man eben auf dem selben Instrument für Jahrzehnte wachsen will

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Bei mir hat sich eine neue Welt eröffnet, seitdem ich meine Nägel extra glatt feile, bevor ich spiele.
Ich sah neulich in einem Video auf Arte, dass der Gitarrist sogar zwischen den Stücken seine Nägel polierte.
Man muss es eben wissen.

Ich merke mit meiner bescheidenen Fähigkeit trotzdem den klanglichen Unterschied zwischen einer guten und einer weniger guten Gitarre. Eine flach klingende Gitarre kann man spielen, wie man kann/möchte, wird nie so voll klingen wie eine gute.

Am besten immer neugierig bleiben, Gitarren anspielen und schauen wie sich dein Spiel und deine Technik mit der bisher unbekannten Gitarre anfüllt. Manchmal passt, manchmal weniger. Manche Mittelklasse Gitarren verzeihen kleinere Unsauberkeiten mehr wie hochwertigere Gitarren. Wenn man hochwertige Gitarren im Griff hat, dann klingt man auch mit schlechteren gut. Ansonsten gebe ich dir vollkommen Recht, am wichtigsten ist und bleibt der Mensch an der Gitarre, also von guten Gitarristen wie in deinem Fall von Szurgyi Gergely lernen und so viel Inspiration wie möglich tanken. Mir ging es immer genauso wenn ich mich mit guten Gitarristen getroffen habe, es ist einfach schön.

Ein gutes Instrument hat mich immer motiviert einen besseren Ton zu erlangen. Schlechtere Instrumente haben Beschränkungen, die man nicht überwinden kann. Daher ist ein gutes Instrument immer ein Gewinn, weil es dir neue Möglichkeiten eröffnet die dir jetzt verwehrt sind. Ton beginnt zwar im Kopf, benötigt aber auch ein passendes Werkzeug für die Umsetzung. Erst nach diesem Lernprozess kann man die Fähigkeiten auch auf niedrigerer Ebene umsetzen.

Und natürlich haben manche Musiker andere Möglichkeiten. Ich erinnere mich an einen Pianisten, der auf einem sehr mittelmäßigen Schimmel-Flügel einen wunderbaren Ton hervorgezaubert hat. Das haben viele vor und nach ihm nicht geschafft, da klang der Flügel einfach nur mittel bis mies.

Ein eindeutiges JAIN!

Eine bessere Gitarre macht Dich nicht zur besseren Gitarristin, kann Dich aber dabei unterstützen eine zu werden. Es geht weniger um die (noch) nicht erlangten Fähigkeiten, sondern die Einschränkungen auf dem Weg dahin. So sollte eine sehr gute Gitarre leichter ansprechen und weniger Mühe bei der Tonproduktion erfordern.

Dabei sollte auch gesagt werden, dass es in meinem Fall sehr lange gedauert hat diese Gitarre zu finden. Nicht jedes imposante Preisschild garantiert einen klanglichen Sprung nach vorn, viele Gitarren klingen außerdem im Laden recht flach und brauchen eine gewisse Zeit der wechselseitigen Eingewöhnung.

Du wirst ja erst dann ernsthaft auf die Suche gehen, wenn Du das Gefühl hast, dass Deine aktuelle Gitarre Dir im Weg steht. Bis dahin macht es einfach Spaß sich durch die Angebote zu spielen:-)

Moin,
für mich stellt sich das ähnlich dar wie für Linn und um (zum Beispiel) auf OIi zu antworten - natürlich merke auch ich den Unterschied zwischen einer schlechten Gitarre und einer guten und die Verwendung eines qualitativ guten Instrument beflügelt ganz anders. So geschehen bei meinem Wiedereinstieg vor ein paar Jahren, als ich feststellen musste, das ein Grund meines versiegenden Übungswillens an meiner Gitarre aus Schülerzeiten lag, flacher Klang, nicht mehr bundrein etc.
Aber die Ausgangslage dieses Threads ist ja nicht "grottige Gitarre vs teure Gitarre" sondern "Mittelklassegitarre vs Meistergitarre" und da geht es mir ganz ähnlich...so sehr der Kauf meiner Hanika Mittelklasse ein Erweckungserlebnis für mich war (spontaner Ausspruch beim Ausprobieren "ich spiel nie wieder billige Gitarren") so sehr habe ich festgestellt, dass sich das "nach oben" nicht mehr ganz so krass auswirkt. Natürlich bemerke ich den klanglichen Unterschied zu der im Neupreis doppelt so teuren Hopf, die ich mir später noch dazu gekauft habe (sonst hätte ich das ja nicht getan) aber was zum Beispiel Bespielbarkeit angeht habe ich keine so krassen Sprünge mehr festgestellt -- auch nicht mit den verschiedenen Meistergitarren, die ich dank der Forumstreffen inzwischen in der Hand halten durfte.
Und ehrlich gesagt - ich tue mich oft auch schwer, da klanglich den Unterschied zu identifizieren zwischen einer guten Gitarre und einer tollen Gitarre und einer sensationellen Gitarre -- wohlgemerkt, ich bezweifle überhaupt nicht, das es den gibt und das viele von Euch den Hören -- aber bei mir ist das (noch?) nicht so. Und von daher wäre wahrscheinlich im Moment der Effekt einer (objektiv) noch tolleren Gitarre auf meine Spielfreude nicht so riesig. Ich gehe aber davon aus, dass ich irgendwann mal irgendwo sitze und (wahrscheinlich im direkten Vergleich mit meiner eigenen) eine Gitarre so gut kling/sich spielt, dass es doch einen Unterschied macht -- aber so lange das nicht stattgefunden hat, geht es mir wie Linn -- eigentlich fehlt mir nichts (bzw. ich habe nicht das Gefühl, das mir meine Gitarren "im Weg stehen", wie Saitenlage so schön sagte) und ich habe das Gefühl, erst noch besser werden zu müssen (spielerisch und im Gehör) bevor ein Aufrüsten Sinn macht....

Auf der anderen Seite kann es natürlich passieren, dass ich mir trotz dieser Einsicht auch ohne aha-Erlebnis noch was kaufe, weil ich dank dieses Forums durchaus GAS-infiziert bin...

Gruß
Sascha

Wie hier alle richtig geschrieben haben, korrespondiert der Qualitätssprung eines Instrumentes nicht mit dem Preis. Soll heißen: zwischen 500 und 2.000 € ist der Unterschied groß, zwischen 2.000 und 4.000 € merklich kleiner, und je höher der Preis steigt, desto geringer wird der Unterschied. Ab einem gewissen Level stellt sich die Frage nach dem "besser" nicht mehr, sondern lautet nur noch "anders". Und: auch eine großartige Gitarre spielt sich nicht von alleine oder gar automatisch immer leichter und besser.

Wie hat der Verkäufer (Profi) einer meiner Gitarren gesagt: "Ein Instrument kann nie zu gut sein."

Manchmal passt es, manchmal nicht. Ich hatte vor etlichen Jahren bei Siccas mal eine 12.000 €-Gitarre in der Hand. Die war sicher toll, aber ich habe keinen vernünftigen Ton herausgebracht. Bäh …

Aber für dich, Linn, stellt sich die Frage meines Erachtens anders. Denn du schriebst:
"Es war ihm möglich, der Gitarre Töne zu entlocken, wie ich das nicht auf der besten Gitarre der Welt geschafft hätte."
Das heißt doch eigentlich, dass du dich fragen musst was du suchst und willst. Aus eigener Erfahrung: Ich habe mal eine zeitlang nicht auf Technik geachtet sondern nur Klang gesucht, einen schönen Ton, vollen Sound. Wie soll es klingen, was will ich hören? Und das muss man dann versuchen auf seinem Instrument umzusetzen. Man braucht eine eigene Klangvorstellung. Und irgendwann stellst du fest, dass dir eine bessere Gitarre mehr und andere Möglichkeiten eröffnet. Das ist ein Weg der ein wenig dauert, aber durch schöne Landschaften führt und am Ende belohnt wird.

Tolles Thema, danke Lin!

Mein Beitrag: ca. 1.000,- EUR Klangunterschied machen gute Nägel aus (Rampe, Unterseite auch geglättet, Profil, Politur, …)

Zum Probieren: welcher Druckpunkt der Anschlagsfinger an welchem Ort mit welchem Winkel der Hand / Nägel macht welchen Ton? Wie oben schon geschrieben wurde: Ton-Production ist ein eigener bedeutender Schwerpunkt!

Und: schwingt die Decke frei durch Armauflage oder nicht, manche preiswerteren Gitarren klingen besser, wenn der Unterarm ohne Armauflage die Decke bremst.

Glückwunsch, Linn, Dein Standpunkt ist supergesund und leider nicht allzu weit verbreitet und steht in schönem Gegensatz zu unreflektiertem Konsumverhalten. Eine neue (bessere) Gitarre brauchst Du erst, wenn Du sie brauchst. Ich bin angenehm berührt.
Jörg

Zitat von jozef im Beitrag #3

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Bei mir hat sich eine neue Welt eröffnet, seitdem ich meine Nägel extra glatt feile, bevor ich spiele.
Ich sah neulich in einem Video auf Arte, dass der Gitarrist sogar zwischen den Stücken seine Nägel polierte.
Man muss es eben wissen.

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Bevor du dein Licht vielleicht zu stark unter den Scheffel stellst, würde ich nochmal oben an den Hinweis von rwe erinnern. Letztendlich hast du "nur" den anderen Gitarristen "vor der Gitarre" hören können , dich natürlich nicht. Insofern wäre die Meinung einer Person, die beide gehört hätte, nicht unwesentlich. Aber wenn du natürlich selber "hinter der Gitarre" das Gefühl hattest , dass klanglich auch bei teuren Hanikas nicht mehr rüber kommt, dann ist das im Grunde egal und dein Fazit nachvollziehbar, würde ich denken.



Gruß Michael

Zitat von Linnsebinse im Beitrag #1

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Ich spielte eben auf jedem Instrument einige Stücke an und bat irgendwann auch Szurgyi, etwas zu spielen, um den Klang von vorne zu hören.
Und er fing mit einem Prälüdium von Purcell an, was klanglich in einer völlig anderen Dimension stattfand, als ich spielte.

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