Zitat von rojarosguitar im Beitrag #26

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Was spielen die ganz großen? Natürlich Rio Palisander (das ist jetzt etwas arg verallgemeinernd, aber eine Zeitlang war es wirklich so).

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Ich habe mir vor Jahren eine vollmassive Flamencogitarre Zypresse/Fichte als Reisegitarre zugelegt. Sie hat unter 600 Euro gekostet, ist vermutlich in Spanien designed und in China gefertigt, super Klang und feinstes Holz; es handelt sich um das Hausmodell des Mundo Flamenco (Model 3AF) in Freiburg. Leider war die Produktion alles andere als konsistent, und nachdem spätere Lieferungen nicht mehr dieselbe Qualität aufwiesen, wurde dieses Experiment wohl beendet (jedenfalls gibt es diese Gitarren nicht mehr auf der Homepage). Wir (ein Freund von mir und ich) hatten damals zwei Exemplare gekauft, er war der Erste und hat die mit dem schöneren Holz, und ich habe die mit dem schöneren Klang (was fair ist, weil er nicht spielt).

Ist allerdings schon eine Weile her.

Inzwischen sehe ich dort ein Mundo Flamenco Gitarre Modell 1F in Zypresse/Fichte, auch für deutlich unter 2k€ - um zumindest einen Aspekt der Frage zu beantworten. Ich bin mir sicher, dass diese Gitarre sehr gut für jeden Musikstil eingesetzt werden kann - vielleicht muss man einen etwas höheren Sattelknochen einpassen, aber nicht mal das ist unbedingt notwendig, je nach Spielstil.

Auf meiner 3AF kann ich jedenfalls auch ohne weiteres mit großem Vergnügen alles an Musik spielen, was mir einfällt; ein Flamencospieler bin ich eh nicht.

Ich werde gleich mal ein kleines Video posten, um zu zeigen, was ich meine... das habe ich gerade aufgenommen, es muss noch gerendert werden.

Zitat von rojarosguitar im Beitrag #32

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Auf meiner 3AF kann ich jedenfalls auch ohne weiteres mit großem Vergnügen alles an Musik spielen, was mir einfällt; ein Flamencospieler bin ich eh nicht.

Ich werde gleich mal ein kleines Video posten, um zu zeigen, was ich meine... das habe ich gerade aufgenommen, es muss noch gerendert werden.

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Ich hatte mal eine Camps Primera Blanca. Was soll ich sagen, ich habe sie nicht mehr. Irgendwie schon schön, aber sie klang nicht wirklich nach Flamenca bzw. nach dem was ich mir darunter vorstelle. Da bin ich wohl oldschool. Am besten ist sie wohl mit "langweilig" umschrieben. Nicht Fisch, nicht Fleisch, kein wirklicher Charakter. Ganz schön für Renaissancemusik, aber sonst … Dennoch reizt mich Zypresse als Holz immer noch.

Hier ist mal eine Improv im Renaissance Stil auf einer hervorragenden Flamenca Blanca (die ich hier im Forum angeboten habe) von Juan Miguel Alvarez Madrid.

Sie ist fantastisch geeignet für Renaissance und Barockmusik und kann sich auch als Flamenca sehen lassen.

Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #7

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... Ich habe noch zwei Verständnisfragen zu deinem Beitag: Was wäre flamencotypisches Sustain und was bedeutet "Growl" bez. des Basses? ...

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Danke für die Erläuterungen. Ich glaube am besten versteht man den Klang, wenn man ihn hört. Da fand ich deine Aufnahmen sehr hilfreich. Gerade weil es kein Flamenco war, kann man besser vergleichen und auch die Möglichkeiten des Instruments besser einschätzen. Für ältere Musik scheint mir die Flamencogitarre besonders gut zu passen.

Vielen Dank nochmal

Michael

P.S. Bezüglich eines Instruments werde ich mal die Augen offenhalten. Vielleicht findet sich irgendwann ein gebrauchtes Stück, das zum Ausprobieren einlädt.

Ich habe mal spaßeshalber auf die Flamenca Blanca von Mundo Flamenco neue Saiten aufgezogen (LaBella Elite 820 Flamenco Red Nylon Medium Tension).

Natürlich leidet das Sustain etwas (vorher waren Carbonsaiten drauf), aber der Ton ist runder und modulaktionsfähiger, und die Bässe sind natürlich sowieso um Klassen besser als mit den ollen abgespielten Saiten, die vorher drauf waren...

Ja, die Saiten machen schon einen Unterschied. Mir fällt dann immer der wenig aussagekräftige und diskussionswürdige Satz " klingt natürlicher" ein. Ob ich eine Flamencogitarre vom Klang her immer erkennen würde, wenn da kein Flamenco drauf gespielt wird, habe ich so meine Zweifel. Muss aber auch nicht, soll halt gefallen.

Gruß Michael

P.S. im Netz wird eine vollmassive Flamenca von Hoyer angeboten. Klingt jetzt erstmal wenig aufregend, allerdings wurde sie in Spanien hergestellt. Das heisst qualitätsmässig natürlich auch noch nicht viel. Mundo Flamenco preist ihr Hausmodell mit dem Zusatz an "wurde nicht bei Camps" hergestellt. Also gibt es da, neutral gesprochen, durchaus unterschiedliche Ansichten über Qualitätsstandard von Flamencogitarren (wie auch natürlich bei Konzertgitarren)

Mein Eindruck ist, dass die Produktionsverhältnisse gerade im spanischen Gitarrenbau sehr viel verworrener sind, als sich das auf den ersten Blick erschliesst. Bekannte Namen lassen z.T. unter ihrem Namen von weniger bekannten Gitarrenbauern bauen (outsourcen nennt man das wohl auf Neudeutsch); z.T. Lässt man auch in China bauen und tut gerade genug, damit Made in Spain drauf steht.

Man darf sich von Namen nicht blenden lassen; nur tatsächliches Anspielen kann verraten ob ein Instrument gut ist oder nicht; selbst wenn da Conde draufsteht, muss es nicht von einem der Condes gebaut sein. Oder auch einer der Werkstätten der verstrittenen Geschwister…

Und von dem Begriff „Massivholz“ darf man sich auch nicht täuschen lassen. Bestenfalls, wenn es eine gut und aus gutem Holz gebaute Gitarre, kann man auf ein langlebiges und sich gut entwickelndes Instrument hoffen. Eine zu leicht gebaute massive Decke kann relativ bald ihre Spannung verlieren und tonlich erlahmen.

Andererseits kann eine aus guten Tonhölzern laminierte und mit hohem Können gebaute Gitarre fantastisch klingen und lange halten. Oder ist etwa eine begehrte Robert Ruck mit laminierter Decke nicht gut?

Tonlich ist eine gute Gitarre - zumindest in der Bandbreite, die auch Stabilität garantiert - eher vom Verständnis und der Erfahrung des Erbauers/Herstellers abhängig als von der gewählten Bauweise.

Leider haben Vorstellungen und Konzepte in unserem Kopf eine größere Wirkungsmacht als als tatsächliche Erfahrung. Das wurde ja auch auf unserem letzten Treffen sehr eindrücklich von Jörg mit seiner Sperrholzgitarre demonstriert…

PS Noch zu Hoyer: Mit dem Namen assoziieren die älteren unter uns die wunderbaren Jazzboxen der 1950ger und die tollen Gibson-Kopien, die besser als die Originale waren, aus den 1970-80ger Jahren. Inzwischen, nachdem die Werke die Tore geschlossen haben (irgendwann in der 2. Hälfte der 1980 ger Jahre, weiß nicht mehr genau), hat der Name schon mehrere Inhaber gehabt und als Qualitätsname bei der jeweiligen Produktpolitik als Markenname hergehalten, um die Qualität zu suggerieren, die den ursprünglichen Ruf begründet hatte...

Hallo,

hier ein paar Infos zu der neu erworbenen Hoyer HC 201 F. Wie Robert schon erwähnt hat, existiert Hoyer seit Ende der 80er Jahren nur noch als Markenname. Zu dem ersten Markennutzer heißt es: "Die Marke wurde wiederbelebt von einem Kölner Musikwarengroßhändler. Es entstehen in dieser Zeit neben hochwertigen Modellen aus deutscher Fertigung auch Modelle aus spanischer, tschechischer und fernöstlicher Fertigung." (Na ja, nicht gerade ergiebig) Ab 2005 gibt es dann einen neuen Markeneigentümer, der auch namentlich genannt wird. Leider ist auf der Gitarre nur eine Seriennummer, aber kein Datum. Zufälliger Weise wurde aber vor gut einem Jahr bei Berlin Guitars eine Hoyer Konzertgitarre angeboten, exakt mit dem gleichen Headstock, der gleichen Rosette und - soweit man sehen konnte - den gleichen Mechaniken. Allerdings als reine Konzertgitarre mit Palisanderkorpus für etwas über 800 €. - Baujahr 2004. Wenn die Angabe stimmt, spricht doch einiges dafür, dass die Instrumente vom gleichen, mutmaßlich spanischen Gitarrenbauer stammen und dann also in diese Phase des ominösen Kölner Musikwarengroßhändlers fallen dürfte. So wenig zur Historie.

Jetzt zur Gitarre selbst: Es soll ja eine Flamencogitarre sein; das "F" in der Bezeichnung, der massive Zypressenkorpus und der Golpeador auf der Fichte würden auch dafür sprechen, jedoch war schon der Anbieter (auch kein Flamencogitarrist) zweigleisig gefahren und bot sie wohlweißlich als "sowohl als auch" an. Tatsächlich lässt sie äußerlich eher wenig Flamenca erkennen: Die Zargentiefe entspricht der einer Konzertgitarre, ebenso die Halsform und die Saitenlage. Auch das Gewicht mit etwas über 1500 Gr. scheint für Zypresse eher viel zu sein. Ein Blick ins Innere war für mich nicht wirklich aufschlussreich.
Aber eigentlich sollte es ja auf den Klang ankommen, wobei auch hier das Handicap darin besteht, dass ich kein Flamencogitarrist bin und auch kein Vergleichsinstrument zur Hand ist. Ich habe sie also mit meiner Fichte/Pali - Spanierin verglichen, die ein recht helles Klangbildung und eine recht schnelle Ansprache hat. Schon beim Anschlage der Leersaiten befindet man sich - die Synästhesie sei erlaubt - in einer schrofferen Klanglandschaft. Es fehlt (erwartungsgemäß) die Wärme im Klang, es dominiert der Diskant, den ich als "gläsern" beschreiben würde, laut und obertonreich, aber halt nix mit "süß" oder so. Die Ansprache selbst finde ich jetzt nicht so viel besser als bei der spanischen Konzertgitarre (liegt vielleicht auch am relativ hohen Gewicht?). Die Bässe sind nicht spektakulär, allerdings verändert sich der Klang je nach Position der rechten Hand erheblich, von "metallisch" am Steg bis zu dunkel/sonor am Griffbrett. Das ist natürlich irgendwie bei allen Gitarre so, aber fällt es mir hier besonders auf. Auf jeden Fall ergibt sich schon ein eigenes Klangbild, wobei letztendlich für mich schwer zu bestimmen ist, worin das begründet liegt. (Zypresse, Ausarbeitung der Fichtendecke/Beleistung, Saiten, Fingernägel usw.) Jedenfalls ein wenig flamencoesk scheint sie schon zu klingen.