Hallo zusammen,

ich habe eine alte Klassik Gitarre mit Nylonsaiten geerbt. Leider habe ich von Konzertgitarren sehr wenig Ahnung und bin auf eure Unterstützung angewiesen. Ich würde gern versuchen Marke, grobes Alter und Wert zu ermitteln. Gibt es hier fachkundige Menschen, die eine Einschätzung wagen würden?

Auf dem Headstock ist kein Branding, ich finde keine Seriennummern oder Ähnliches. Im Korpus beim Schallloch ist leider kein Zettel mit Modellnamen. Das Griffbrett ist auffällig breit. Das Holz wirkt sehr aufwendig verarbeitet. Am Halsende bei den Mechaniken sieht man, dass hier wohl mehrere Schichten Holz verarbeitet wurden. Beim Hals tippe ich auf Mahagoni, die Seiten und der Rücken der Gitarre könnte in die Walnuss Richtung gehen? Sattel und Brücke sehen nach Knochen aus.

Ich habe gelesen, dass in der DDR Gitarrenbauer aus allen Möglichen Gründen ihren Gitarre teils nicht mit Marken gekennzeichnet haben. Hier ist mein Wissen aber recht eingeschränkt. Kann mich jemand erleuchten?

Bilder gibts hier:

DDR könnte sein - eine Sperrung im Hals in dieser Art haben viele DDR-Gitarrenbauer genutzt, aber auch einige in der BRD (Max Klein). DDR-Gitarrenbauer haben häufig Nullbünde genutzt, aber eben nicht immer. Kannst du mal ein Foto vom Halsfuß IM Korpus machen? Bei der Rosette wäre ich eher bei "Westen" oder Japan, aber das ist auch alles sehr, sehr vage.
Korpus scheint imho Palisander zu sein.

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VG

Vielen Dank für den Input. Im Inneren sieht es recht ordentlich aus. Keine Nummer, kein Stempel, kein Aufkleber. Seiten und Rücken der Gitarre könnten tatsächlich Palisander sein. Von innen betrachtet würde ich bei Palisander zustimmen. Der Hals - Kopf Übergang sieht von den Holzarbeiten recht komplex und speziell aus.

Da ich eher der Westerngitarren Typ bin, hatte ich tatsächlich über einen Verkauf nachgedacht. Eine grobe preisliche Richtung inkl. Koffer zu finden, stellt aber aktuell für mich noch ein Problem da. Von Angeboten wäre ich deshalb nicht abgeneigt ;)

DieseGitarre hat einige Merkmale, die auf einen bestimmten Gitarrenbauer schließen lassen, z.B. das Design der Kopfplatte, die Gestaltung des Stöckchens, die Hals-Kopf-Verbindung ("deutscher Anschäfter). Was nicht passt ist der gesperrte Hals und die Ausführung des Steges. Das Korpusholz dürfte wohl ostindischenr Palisander sein. Wenn man grob die Gegend wüsste, aus der die Gitarre stammt, das wäre hilfreich. Wo wohnst Du denn, und ist der Erblasser aus Deiner Gegend? Diese Informationen würden sehr helfen.
Jörg

ja, der Ort ist wichtig. Vielleicht gibt's ja jemanden, der sich die Gitarre anschauen kann.
Aber... Von einem Bild bin ich da etwas "gestört" worden, und zwar dem, wo man den Abstand der Saiten vom Griffbrett sieht. Ich hoffe, ich bin keiner Täuschung aufgesessen. Entweder es ist ein so verrückter Gitarrenbauer wie damals Ramirez, der solche (zumindest für mich) "unspielbaren" Gitarren aus Überzeugung gebaut hat, oder der Hals ist schlicht verzogen, was eigentlich nicht so danach aussieht... Vielleicht ist das ein weiterer Hinweis.

Wie schon gesagt: die Halsanhaftung und der Halsfuß machen einen sehr wertigen Eindruck! Andere Elemente auch. Sieht aus wie eine Gitarre eines guten Gitarrenbauers ohne Etikette...

Vielen Dank für die guten Einschätzungen und Tips.

Der Erblasser war ein entfernter Großonkel, den ich leider nie getroffen habe. Er war zu Lebzeiten Pfarrer in und um das unterfränkische Würzburg. Die Gitarre hat er wohl sehr lang und gern auch auf Jugendfreizeiten gespielt, was uns nicht wirklich weiterhilft. Die Informationslage ist tatsächlich sehr dünn. Er besaß zwei Gitarren und keine ganze Sammlung. Die zweite Gitarre ist eine Höfner Archtop 450 oder etwas ähnliches – also auch mittleres Preisniveau. Die Gitarre wurde von näheren Verwandten auf mind. 20-30 Jahre Alter geschätzt. Der Koffer ist ja auch nicht gerade eine moderne Variante, was die Schätzung untermauern könnte. Die Saitenlage ist tatsächlich nicht super flach, aber an der Knochen Stegeinlage wäre noch etwas spiel zum Abschleifen/tieferlegen.

@CoppolaG: hab dir PN geschickt.

hallo,

eine sehr schöne gitarre!
hättest du auch noch ein bild vom boden (drausicht, ohne spiegelungen), um die palisander besser bestimmen zu können.
manchmal sind auch informationen im inneren auf die decke geschrieben.

nachdem der spieler aus würzburg kam, könnte man auch vermuten das die gitarre evtl. im gebiet nürnberg, erlangen, bubenreuth, baiersdorf gebaut wurde.
hier gab es viele instrumentenbauer, z.b. hannabach, sandner, hanika, welsch, strohmer, herb, teller, höfner, usw.

Ich tippe auf Hans Hermann Herb, sein Sohn hat seine Nachfolge übernommen und seine Werkstatt ist nun in Bubenreuth. 2 Dinge irritieren mich, das ist der gesperrte Hals und die verwendete Rosette, beides nicht typisch, ansonstern :Plantilla, Formgebung des Stöckchens, die Delikatesse der Beleistung etc. sprächen dafür. Die Nachfolgewerkstatt ist auf den Namen Alexander Herb in Bubenreuth eingetragen.Bei weiterem Informationsbedarf besteht die Möglichkeit, mit mir über das Forum Kontakt aufzunehmen. Ich bin mit der Familie Herb seit mehr als 50 Jahren eng befreundet.
Jörg