Von mir dazu eine kleine, eher technische Randnotiz:
Das allgemeine psychoakustische Phänomen der Wahrnehmung „lauter gleich besser“ lässt sich unter anderem auch damit erklären, dass das Gehör das Frequenzspektrum bei unterschiedlichen Schalldruckpegeln unterschiedlich verzerrt wahrnimmt: Je höher der Schalldruckpegel, desto präsenter werden die äußersten Tiefen, aber auch Höhen im Vergleich zu den – grundsätzlich immer deutlich lauter wahrgenommenen – mittleren Frequenzen. Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Gehör...Lautstärke Das Diagramm in diesem Wikipedia-Artikel zeigt die Isophone gemäß der aktuellen ISO-Norm. Es ist folgendermaßen zu lesen: Ist das Schallereignis eine Sinusschwingung mit der Frequenz 1 kHz, so muss der Schalldruckpegel 60 dB(SPL) entsprechen für einen wahrgenommenen Lautstärkepegel von 60 Phon. Bei einer Sinusschwingung mit der Frequenz 100 Hz hingegen muss für den gleichen wahrgenommenen Lautstärkepegel von 60 Phon der Schalldruckpegel etwa 77 dB betragen.
Je breiter das wahrgenommene Frequenzspektrum, desto höher ist die subjektiv wahrgenommene „Qualität“ des Schallereignisses. Das fällt insbesondere dann ins Gewicht, wenn es einen direkten Vergleich zu anderen Instrumenten gibt. Das gleiche Phänomen ist auch in der Musikproduktion (immer noch) sehr präsent und führt dazu, dass oftmals versucht wird, eine höhere durchschnittlichen Lautstärke zu erreichen als vergleichbare Tonträger, weil im direkten Vergleich die subjektive Qualität höher ist, obwohl sie es bei angeglichener durchschnittlicher Lautstärke tatsächlich nicht ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Loudness_War Wer schon einmal Musik mit einer Audio-Software produziert hat, dem wird vielleicht auch schon aufgefallen sein, dass die Standardeinstellung vieler Audioeffekt-Plugins die Lautstärke der Tonspur mal mehr, mal weniger stark anhebt. Sobald das Plugin aktiviert wird, wird’s lauter…
(a) Im zweiten Takt hast du ein f stehen. Bei D-Dur würde da ein fis stehen. (b) Hier ist ausschlaggebend, dass der letzte Ton im ersten Takt ein e statt etwa ein es ist. Bei As-Dur könnte das da nicht so einfach stehen. Außerdem bewegt sich die Melodie meines Erachtens auf das f (erster Ton im zweiten Takt) zu. (c) Die ersten drei Töne geben dir bereits den Akkord Des-Dur. Der Rest spricht nicht mehr dagegen.
Hallo Linn, interessantes Thema, das du da aufgreifst. Ich habe mich damit auch schon oft und intensiv beschäftigt, auch wenn meine Hauptinstrumente Violine und Klavier sind. Meiner Meinung nach lässt sich die Aussage, dass ein geringfügig höherer Kammerton als 440 Hz „besser klingt“, damit erklären, dass wir alle, ob Relativ- oder Absoluthörer, auf die 440 Hz „geeicht“ sind mit unseren Hörgewohnheiten. Gerade in der Unterhaltungsmusik wird entweder gar nicht oder sehr stark von den 440 Hz als Kammerton abgewichen. Hören wir also nun ein Instrument oder Orchester, das beispielsweise auf 443 Hz gestimmt ist, nehmen wir Intervalle unbewusst leicht „verzerrt“ wahr, weil sie sich nicht ganz mit unseren Gewohnheiten decken. Ein Intervall nach oben nehme ich also als gestreckt, ein Intervall nach unten als gestaucht wahr. Das führt dazu, dass ich Stimmungen leicht oberhalb von A=440Hz als „strahlend“ und „aufregend“ und Stimmungen leicht unterhalb von A=440 Hz als „bedeckt“ und „entspannend“ wahrnehme. Zumindest geht es mir so. Ich habe dazu auch keine Quellen, es ist allein meine Wahrnehmung darüber. Was das Instrument im Speziellen betrifft: falls man ab und an den „Luxus“ hat, nicht von anderen Instrumenten abhängig zu sein, also auch mal alleine spielt, ist es sicher auch erkenntnisreich, mit dem Kammerton ein wenig zu spielen, also mal etwas höher (<445) und mal etwas tiefer (>435) zu stimmen und somit zu hören, mit welchen Stimmungen die Gitarre aufgrund von Eigenresonanzen besser oder schlechter klingt. Der Unterschied zwischen 442 und 443 Hz ist allerdings mit ca. 4 Cent wirklich sehr gering und an der Grenze zu nicht wahrnehmbar, falls man die beiden Stimmungen unabhängig voneinander hört. Viele Grüße Christopher
danke für das Teilen des Videos, das erklärt das Stimmen nach Gehör wirklich anschaulich!
Von mir eine kleine Anmerkung aus technischer Sicht:
Eine reine, also nicht-schwebende Quinte, wie sie beim Stimmen von Geige, Bratsche oder Cello gehört wird, entspricht einem Verhältnis zwischen den beiden Tonhöhen von 3:2. Eine reine Quarte bedeutet ein Frequenzverhältnis von 4:3. Eine reine große Terz (also das Intervall zwischen H und G) entspricht dem Frequenzverhältnis 5:4. Nach diesen reinen Intervallen wird also gestimmt, wenn nach Gehör gestimmt wird. Stimmst du also die hohe E-Saite nach einem Referenzton und arbeitest dich nach Gehör bis zur tiefen E-Saite hinunter, hast du einmal den Teiler 4:5 (B2>G3) und viermal den Teiler 3:4 (E1>B2; G3>D4>A5>E6). Das Verhältnis von E6 gegenüber E1 ist also (4/5)*(3/4)^4 = 0,253125. E6 ist zwei Oktaven tiefer als E1, hat also ein Viertel der Frequenz von E1. Die reine Oktave ist 2:1, also müsste für zwei Oktaven 4:1, also 0,25 herauskommen. Rechnerisch betrachtet wird somit das tiefe E deutlich höher, als es sein sollte, damit es noch ohne Schwebung zum hohen E passt, wenn du alle Intervalle ohne Schwebung stimmst: Die Abweichung beträgt 21,5 Cent.
Aus diesem Grund werden Klaviere nach der sogenannten gleichstufigen oder gleichschwebenden Stimmung gestimmt: Eine Quarte (5 Halbtöne) entspricht dann dem Verhältnis 2^(5/12):1, eine große Terz (4 Halbtöne) 2^(4/12):1. Die Halbtöne und alle anderen Intervalle haben damit immer dasselbe Verhältnis zueinander, was mit anderen Stimmungen immer irgendwo nicht aufgeht. Allerdings handelt man sich dadurch Schwebungen ein, an die wir uns jedoch gewöhnt haben.
Ich würde ausgehend von dieser Problematik E6 von E1 aus stimmen und dann E1>B2>G3, dann E6>A5>D4, das vermindert die Abweichung durch reine Intervalle.
Das nur von mir als Hintergrund zum Thema "Stimmen ohne Schwebungen".
Hallo zusammen, auf dem Video ist das Mikrofon unscharf und nur schwierig zu erkennen. Ich würde aber auf ein Neumann-Gefell UM70 an einer MV692 tippen.
bei dem Kleinmembran-Mikrofon Shure KSM-141 kann die Richtcharakteristik direkt an der Kapsel eingestellt werden. Das System mit wechselbaren Kapseln mit jeweils fester Richtcharakteristik halte ich jedoch nach wie vor für weiter verbreitet. Deshalb habe ich mich in der Erwähnung in meinem Abriss darauf beschränkt.
als Faltungshall bezeichnet man das Generieren des Halleffekts aus einer sogenannten "Impulsantwort". Das ist eine kurze Tonaufnahme, die in einem Raum aufgenommen wurde. Am Anfang dieser Aufnahme wird ein kurzer Schallimpuls per Lautsprecher im Raum ausgesendet. Dieser Impuls deckt ein möglichst breites Frequenzspektrum ab (beispielsweise "weißes Rauschen"). Die Aufnahme beinhaltet also die "Antwort" des Raumes auf diesen Impuls. Hier kommt die Mathematik ins Spiel: Jedes Schallereignis ist eine Zusammensetzung aus einzelnen Sinus-Schwingungen. Durch Fourier-Transformation "weiß" die Software den Verlauf bezüglich Amplitude und Zeit jeder einzelnen Frequenz. Und so kann ebendieser Verlauf auch auf andere Schallereignisse "angewendet" werden. Das erfordert zwar eine hohe Rechenleistung, aber die Ergebnisse klingen (abhängig von Raum und Aufnahmetechnik) oftmals sehr realistisch und besser als rein synthetische Halleffekte. Außerdem kann jeder Aufnahmen von Impulsantworten von Räumen selbst erstellen. Ich habe mir deine Aufnahme kurz angehört und finde auch, dass der Faltungshall, den du verwendet hast, sehr gut für diese Aufnahme geeignet ist und viel besser klingt als das andere Plugin.