Hallo liebe Gitarrenfreunde! Mich würde Euer Wissen und Eure Meinung hier sehr interessieren. Wenn man Aufnahmen macht, ist es sehr oft notwendig, diese später mit Hall zu verbessern - abhängig vom Raum.
Nun gibt es verschiedene Methoden. Einerseits die "normalen" Hall-Algorithmen. Man kennt sie von Audacity oder anderen Programmen (ich bevorzuge seit Jahren dabei Acon Acoustica).
Andererseits gibt es aber auch die Faltung, auf englisch convolution. Acoustica beinhaltet und beherrscht das.
Weiß hier jemand, was genau der Unterschied ist? Die Faltung ist ein mathematischer Algorithmus, der mir, obwohl Mathematiker, für solche Anwendungen nicht wirklich geläufig ist. Sie wird nur in der Bezeichnung der verschiedenen Konfigurationen als "Hall" bezeichnet, ist aber eine extra "Methode". Ich hab das Gefühl, dass sie etwas bessere Ergebnisse liefert, wenn ich in meinem kleinen Raum Aufnahmen mache.
Hier ist ein Beispiel. Ein Arbeitskollege, der einen Roundtable-Tanzkreis leitet, nannte mir diesen einfachen Chopin-Walzer, den die Pianisten immer sehr dynamisch spielen, sodass nicht sehr gut darauf getanzt werden kann. Ich hab den mit Tempo stur Viertel=100 als Duo aufgenommen. Hier sind die ersten Takte Original, Hall, convolve mit -30db und und mit -35db. Was gefällt Euch da am besten? Ich glaube, convolve generell unterstützt den Klang der (Stenzel-)Gitarre hier etwas besser. Normaler Hall bringt zu viel andere Einflüsse. Aber ich hör das nur mit den Top-Kopfhörern, die hier nur mein Sohn hat... Ich würde mir das nie leisten (das Geld hat er ja schon ausgegeben) :)
Ich glaube das convolve mit -30db entspricht dem Hall mit -13,5db einigermaßen... Am Ende das convolve mit -35db ist mein persönlicher Favorit. Aber die Unterschiede sind gering. Wie seht ihr das? LG Andreas
als Faltungshall bezeichnet man das Generieren des Halleffekts aus einer sogenannten "Impulsantwort". Das ist eine kurze Tonaufnahme, die in einem Raum aufgenommen wurde. Am Anfang dieser Aufnahme wird ein kurzer Schallimpuls per Lautsprecher im Raum ausgesendet. Dieser Impuls deckt ein möglichst breites Frequenzspektrum ab (beispielsweise "weißes Rauschen"). Die Aufnahme beinhaltet also die "Antwort" des Raumes auf diesen Impuls. Hier kommt die Mathematik ins Spiel: Jedes Schallereignis ist eine Zusammensetzung aus einzelnen Sinus-Schwingungen. Durch Fourier-Transformation "weiß" die Software den Verlauf bezüglich Amplitude und Zeit jeder einzelnen Frequenz. Und so kann ebendieser Verlauf auch auf andere Schallereignisse "angewendet" werden. Das erfordert zwar eine hohe Rechenleistung, aber die Ergebnisse klingen (abhängig von Raum und Aufnahmetechnik) oftmals sehr realistisch und besser als rein synthetische Halleffekte. Außerdem kann jeder Aufnahmen von Impulsantworten von Räumen selbst erstellen. Ich habe mir deine Aufnahme kurz angehört und finde auch, dass der Faltungshall, den du verwendet hast, sehr gut für diese Aufnahme geeignet ist und viel besser klingt als das andere Plugin.
oh danke. Die Erklärung ist super. Ich hab auf dem Rechner danach jetzt auch mal gesucht. Man kann sich die Schallimpulse auch anhören. Klingen witzig...
Im Studium hab ich mich sehr intensiv mit Fourier-Transformation befasst. Das Wort Faltung kam da nie vor. Ich glaube, dass das erst in neuerer Zeit populär wurde, kann das sein? Viele Grüße Andreas
Hallo Andreas und vielen Dank an Christopher für diese tolle Erklärung!
Auch mir gefällt der von dir eingesetzte Faltungshall deutlich besser, als der im Vergleich hierzu synthetisch wirkende Hall-Algorithmus.
Auch mir ist der Begriff Faltung aus meinem Studium nicht (mehr?) präsent. Andererseits weist das Verfahren große Ähnlichkeit mit der Autokorrelation auf und die Übertragungsfunktion aus der Impulsantwort zu bestimmen, war auch damals schon gängige Praxis!
Wie von Christopher bereits angesprochen liegt es vermutlich an der hohen, erforderlichen Rechenleistung, dass dieses Verfahren erst relativ spät praktischen Nutzen bekommen hat!?
Zitat von AndreasLindae im Beitrag #3oh danke. Die Erklärung ist super.
Ja, fand ich auch !
Zitat von AndreasLindae im Beitrag #3 Im Studium hab ich mich sehr intensiv mit Fourier-Transformation befasst. Das Wort Faltung kam da nie vor. Ich glaube, dass das erst in neuerer Zeit populär wurde, kann das sein? Viele Grüße Andreas
Also Mitte der 90er war das zumindest in der Mathematik für Elektroingenieure in Duisburg ein sehr gängiger Begriff, vor allem in der Regelungstechnik (bei den schon genannten Impulsantworten). Wikipedia sagt "..Die Kreuzkorrelations-Operation ist identisch mit der komplex konjugierten Faltung[...]wird aufgrund dieser Identität meistens die Kreuzkorrelation verwendet, diese aber als Faltung bezeichnet, weil sie leichter zu implementieren ist" Also hieß das bei Dir vielleicht Kreuzkorrelation (oder Autokorrelation, was wohl das gleiche ist). Es ist auf jeden Fall die Operation, die man dadurch "vereinfacht", dass man ein Signal transformiert (Fourier oder Laplace) dann mit einer Funktion multipliziert und dann zurücktransformiert ( -> Faltungssatz -> eine Multiplikation im Frequenzbereich entspricht einer Faltung im Zeitbereich).
Zitat von Sascha im Beitrag #5 Also Mitte der 90er war das zumindest in der Mathematik für Elektroingenieure in Duisburg ein sehr gängiger Begriff, vor allem in der Regelungstechnik (bei den schon genannten Impulsantworten). Wikipedia sagt "..Die Kreuzkorrelations-Operation ist identisch mit der komplex konjugierten Faltung[...]wird aufgrund dieser Identität meistens die Kreuzkorrelation verwendet, diese aber als Faltung bezeichnet, weil sie leichter zu implementieren ist" Also hieß das bei Dir vielleicht Kreuzkorrelation (oder Autokorrelation, was wohl das gleiche ist). Es ist auf jeden Fall die Operation, die man dadurch "vereinfacht", dass man ein Signal transformiert (Fourier oder Laplace) dann mit einer Funktion multipliziert und dann zurücktransformiert ( -> Faltungssatz -> eine Multiplikation im Frequenzbereich entspricht einer Faltung im Zeitbereich).
Gruß Sascha
Ich war im Studium bis ca 1986 und an der Uni in einem Forschungsprojekt bis 1993. Da gab es diese Begriffe nicht. Aber das liegt eher daran, dass ich da mit Mathematik, vor allem Strömungsmechanik beschäftigt war. Ich kam im Projekt viel mit Ingenieuren zusammen. Von daher weiß ich, wie unterschiedlich die Sprache hier ist. Jeder hat auch einen völlig anderen Zugang zu den Sachen.
Ich hab nochmal geschaut. Das Acon Acoustica macht die Faltung tatsächlich etwas schneller als den Hall. Man muss aber sagen, dass dieses Programm, obwohl so günstig, preisgekrönt ist und ich habe, wenn ich die letzten Kontakte mit den Leuten so anschaue, schon das Gefühl, dass da die absoluten Spezialisten am Werk sind. Gibt es die Faltung eigentlich auch in Audacity? Ich hab es nicht gefunden bisher.
Ich war im Studium bis ca 1986 und an der Uni in einem Forschungsprojekt bis 1993. Da gab es diese Begriffe nicht. Aber das liegt eher daran, dass ich da mit Mathematik, vor allem Strömungsmechanik beschäftigt war. Ich kam im Projekt viel mit Ingenieuren zusammen. Von daher weiß ich, wie unterschiedlich die Sprache hier ist. Jeder hat auch einen völlig anderen Zugang zu den Sachen.
Ok, das ist tatsächlich nochmal 10 Jahre vor meinem Studium...wobei ich auch annehme, dass das disziplinabhängig ist .....mir ging heute der Spruch unseres Jugendzentrumselektrobastelwerkstattleiters durch denn Sinn "Jeder Filter ist ein Falter"..
ZitatGibt es die Faltung eigentlich auch in Audacity? Ich hab es nicht gefunden bisher. Viele Grüße Andreas
Laut google gibt es VST-Plugins die sowas machen zum Beispiel SIR1 von siraudiotools. Da die aber nur für Windows sind kann ich die auf meiner Linuxkiste nicht ausprobieren. EDIT: habe gerade diese Seite mit freien VST Plugins gefunden, da scheinen auch welche für Faltungshall dabei zu sein (heißt laut wikipedia auf englisch "convolution reverb")....da kannst Du Dich ja mal durchprobieren.
Ah so, ja. Ich hatte in den Suchmaschinen gesucht ohne wirkliches Ergebnis. Ich hab jetzt mal chatGPT gefragt. Das Ding ist schon abgefahren:
Ich: kannst Du mir sagen, was die Abkürzung MBP bedeutet? Es muss irgendetwas aus der IT-Welt sein.
Antwort von chatGPT: Ja, die Abkürzung MBP steht in der IT-Welt normalerweise für "MacBook Pro". Das MacBook Pro ist eine Serie von Laptops, die von Apple hergestellt werden und sich an professionelle Anwender richten. Die Geräte zeichnen sich durch leistungsstarke Prozessoren, schnelle Grafikkarten und hochauflösende Bildschirme aus und werden oft von Grafikdesignern, Videobearbeitern und anderen kreativen Berufsgruppen eingesetzt.
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03.05.2023 22:01
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