Ich würde mich freuen, wenn wir uns hier über Musiknoten mit Tabulatur und möglichst mit Fingersatz austauschen könnten. Also Tipps für gut editierte klassische Gitarren Tabulatur
Wie ich bereits in meiner Vorstellung geschrieben habe spiele ich gerne die sehr gut editierten Tabulaturen von Konstantin Vassiliev, die in der Acoustic Music veröffentlicht wurden. Die Editionen sind nach Länder veröffentlicht, sehr gut finde ich die Italienischen Meister der Gitarre, Meister der Spanischen Musik und Deutsche Meister der Musik, hierin ist auch mein Lieblingsstück enthalten von Henze: Under The Greenwood Tree
Und seit einigen Tagen teste ich die App von TomPlay, die viele klassische Gitarrenstücke mit Tabulatur anbietet.
Wie sind Eure Erfahrungen mit Tabulaturen? Habt Ihr Tipps? Man könnte das Forumthema auch nennen Noten / Tabulaturen? Oder ein eigenes Thema?
Übrigens: bevor es Noten gab hat man über Tabulaturen die Musik für Gitarre editiert … und für mich ist es der beste Weg mit viel Lust weiter klassische Gitarre zu lernen und zu üben
ich kann das verstehen, gehöre aber zur Fraktion derer, die spät und mit Freude Noten gelernt haben. Jetzt vermeide ich Tabs wo es geht, weil das für mich (!) kontraproduktiv beim Lernen ist. Aber jeder soll das so machen, wie er klar kommt. Ich bin da nicht sklavisch alte Schule. Für mich hat es dazu gehört als Späteinsteiger in die klass. Musik.
Die Tabulatur legt fest, welche Saite du für einen bestimmten Ton an welchem Bund niederdrückst. Damit geht eine herausragende Besonderheit der Gitarre verloren, nämlich ,dass man den selben Ton auf einer anderen, meistens benachbarten Saite, zudem noch in einer anderen Färbung, auch findet. Deswegen ist m.E. das Spiel nach Noten immer noch der Königsweg.
Ich bin ein großer Fan von Tabs, weil sie einen schnellen und völlig unaufgeregten Zugang zur Musik ermöglichen. Und ist die Musik erstmal im Kopf, hört auch keiner mehr, ob sie über Noten oder Tabs in die Finger gekommen ist.
Hallo Manfred, bei den meisten Tabulaturen wird schon die beste Lage des Tons berücksichtigt. Bei Noten steht auch nur der Ton da und wer sich nicht so gut in den Lagen mit den Tönen auskennt, hat das gleiche Problem. Ich selber spiele aber auch lieber nach Noten ( auf der Laute aber lieber nach Tabulatur).
Weitere Quellen: songsterr.com musescore.com tabs.ultimate-guitar.com thisisclassicalguitar.com sowie zum jeweiligen Stück tutorials/lessons auf youtube, die meist mit eingeblendeten Tabs gemacht sind.
Meine Erfahrungen mit Tabs: Ich nutze sie oft, um schnell etwas zu notieren. Das prinzipielle Problem von Tabs ist - wie oben bereits angesprochen - das hier wesentliche Spielinformationen gegenüber der Notenschreibweise verloren gehen, in jedem Fall bei der einfachen Tabs-Schreibweise. Es gibt aber auch komplexere Tabs-Schreibweisen, in denen Tonlängen, Fingersätze und andere Spielhinweise enthalten sind (sh. Anlage, Quelle: Webseite Gitarrenunterricht-Eberswalde). Die kleinen Griffbilder (sh. Beispiel Anlage 2) füge ich dann ein, wenn eine Griffstruktur vorhanden ist und Sinn macht (häufig macht sie erst durch die nächste Spielsituation Sinn). Ich habe mir dazu einen kleinen Stempel für ca. 10 € von einem Stempelmacher im Internet schicken lassen, man muss nur die Rasterstruktur als Stempelinhalt vorgeben. So kann ich es überall schnell aufdrucken, ist für mich sehr hilfreich.
Gruß Peter
Peter
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Diesen Stempel gibt es auch als Zubehör im Musikgeschäft. Mir hat der Inhaber des anderen Gitarrenladens in Karlsruhe vor Jahren einen geschenkt. Sehr nützliches Teil.
Bei Tabs ist die Reihenfolge des Lernens meines Erachtens zwingend genau umgekehrt als bei Noten. Gerade weil die entscheidenden prägenden musikalischen Informationen fehlen, beginnt alles mit dem HÖREN und VERINNERLICHEN eines Stückes. Youtube bietet hier natürlich eine gigantische Auswahl, ebenso wie alle anderen freien oder bepreisten Musikquellen. Hier stöbere ich nach Stücken, die mir gefallen, die mich berühren, und die ich unbedingt (nach)spielen möchte. Hier geht es dann um Leidenschaft, und nicht um technischen Können. Ich höre diese Stücke so lange, bis ich sie mitsummen kann. Da eigentlich Stücke immer auch von anderen Musiker gespielt verfügbar sind, orientiere ich mich schon in dieser Phase darüber, welche Interpretation mir am meisten gefällt. Erst dann geht es an die Tabulaturen, falls verfügbar, um die Finger entsprechend der bereits im Kopf verankerten Musik zu positionieren.
TomPlay oder Songsterr etc. bieten zwar die Möglichkeit, sich die Tabs auch vorspielen zu lassen, aber eben nur durch eine künstliche Tonerzeugung. Daher wäre mein Rat, sich die Stücke immer zuerst "in echt" gespielt anzuhören.
Stelle ich dann fest, dass das Stück noch zu schwer ist, nehme ich mir die Passagen, an denen ich scheitere, zukünftig als letzten Teil meiner Übungsstunden wieder gesondert vor. Also mit warmen und gelockerten Fingern, und übe sie fingerschonend ganz in Ruhe, ohne Leistungs- oder Zeitdruck. Manchmal braucht es eben Zeit, manchmal eben auch Monate. So werden die Finger auch trainiert, was ich angenehmer finde als separate Fingerübungen. Mehrere solcher schweren Passagen ersetzen dann Spider- oder sonstige Fingerunabhängigkeits-Übungen und machen mehr Spaß, weil man gleich auf ein konkretes Ziel hin übt.
Manche Tabs scheinen einfach nur per Softwareumwandlung von Noten entstanden zu sein, die dann echt sportliche Griffmuster auswerfen. Es gilt also stehts, ggf. eigene Korrekturen einzuarbeiten.
Dies ist jetzt aber einschränkend gesagt die Perspektive eines Spät-Wiedereinsteigers mit Notenkenntnissen. Wer in jüngeren Jahren neu beginnt, dem oder der würde ich immer auch empfehlen, auch Noten mit zu lernen. Für Über-50- oder Spätwiedereinsteiger ist dann schon der abkürzende Weg über Tabs erlaubt
In meiner Altersklasse dürften viele genau so wie ich seinerzeit auf die Tabulatur gekommen sein: ab 1975 mit Peter Burschs Gitarrenbuch und der ersten Gitarre! Damals hatte man noch keine Ahnung, dass das im Grunde nur die Wiederbelebung der alten Lautenschrift war. Wir Anfängergitarristen fanden Peters System revolutionär, zumal fast alle von der Schule her von Blockflöte und Noten lernen genervt waren und nun quasi sofort Gitarre "spielen" konnten, ohne mit den lästigen Noten hantieren zu müssen.
Die Tabulatur war dann auch das Mittel der Wahl, um Musikstücke mit Gleichgesinnten auszutauschen. Überwiegend wurden sogar mit der Hand abgeschriebene Tabulaturen ausgetauscht und zur Sammlung genommen. Wenn man jahrelang nach Tabulaturen spielt, stellt sich ein ähnlicher Effekt wie beim Notenlesen ein - man erkennt Muster, Akkorde und sogar oftmals die Tonart nur an den nackten Zahlen. Von daher spricht - gerade wenn man autodidaktisch lernt - absolut nichts gegen Tabulaturen, aber das ist ja nicht das Thema hier.
Als ich mit 55 wieder eingestiegen bin, war die Tabulatur natürlich das Mittel der Wahl. Ich war hocherfreut, dass man mit Mausklick nunmehr unglaublich viele Tabulaturen im Netz finden konnte. Die unterschiedliche Qualität der Tabulaturen nervte allerdings - am liebsten waren mir Tabs, die ein wenig die Rhythmik erkennen ließen oder - das Optimum für mich - unterhalb von Noten notiert waren. Das sind aus meiner Sicht die besten Tabulaturen, mit denen man auch unbekannte Stücke gut nachspielen kann: Aus den Noten nur die Rhythmik entnehmen und dann nach der Tabulatur greifen.
So wäre ich mit meinen Tabs vermutlich alt und glücklich geworden, wenn nicht einige Erlebnisse mich hätten umdenken lassen. Das war zum einen das Kennenlernen meines Gitarrenlehrers. Ich hatte damals in einer anderen Angelegenheit mit ihm zu tun und - als ich seine Gitarren sah - gefragt, ob ich 'mal eine in die Hand nehmen darf, weil ich auch Gitarre spiele. Dann habe ich ein wenig vor mich hingedaddelt, woraufhin er mich zu einem Gitarrenabend mit seinen Gitarrenfreunden einlud. Und es kam, wie es kommen musste: Er hatte ein "ganz leichtes Stück" für 4 Gitarren komponiert, das wir zusammen spielen sollten. Mein "coming out", dass ich nur nach Tabs spiele, wurde souverän aufgenommen - Musiker sind da meistens locker. Mir wurde einfach Note für Note eingehämmert, bis das einigermaßen ging und wir hatten einen sehr schönen Abend. Trotzdem gab mir die Situation sehr zu denken.
So ging es dann weiter - immer wenn ich auf andere Musiker stieß und mit denen etwas zusammenspielen wollte, musste ich Noten erst aufwändig in Tab setzen oder umgekehrt. Z.B. im Zusammenspiel mit einem Keyboarder, wenn man sich in der Begleitung und der Solostimme abwechseln wollte. Als ich bei besagtem Gitarrenlehrer anfing, war das Thema Noten oder Tab schnell erledigt und wir haben uns auf Noten geeinigt. Und machen wir uns nichts vor: Der "Nachteil" der Noten, nämlich die genaue Verortung der Töne auf dem Griffbrett, wird (gerade auch bei Anfängernoten) durch Angaben zum Fingersatz und zur Lage doch etwas erleichtert. Und zumindest der Fingersatz "0" entspricht dann sogar der "0" in der Tabulatur und meint eben einfach eine leere Saite
Wie dem auch sei: Ich war überrascht, dass man doch recht schnell Noten lernen kann, wobei ich den Vorteil hatte, dass ich die Noten vom Klavier her schon kannte, sie aber nicht (ohne "abzuzählen") flüssig auf's Griffbrett bekam. Das besserte sich aber täglich beim Üben und mittlerweile bin ich ganz zufrieden. Und - das kann ich als jemand, der jahrelang mit Tabs unterwegs war, nicht verhehlen: Es gibt zwar mittlerweile auch sehr, sehr viele Tabulaturen - die Anzahl der in Noten notierten Stücke ist jedoch immer noch um ein Vielfaches größer! Alleine der zugängliche "Notenschatz" in diversen Bibliotheken ist gigantisch.
Ich (als Verfechter salomonischer Entscheidungen) fand die zum Teil heftigen Diskussion darüber, ob nun Noten oder Tabulaturen besser sein sollen, immer schon sehr befremdlich. Beides hat Vor- und Nachteile und letztendlich hängt es auch sehr von den individuellen Gegebenheiten ab, für welches System man sich denn entscheidet.
Forum-Klassikgitarre.de
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01.05.2023 18:48 (zuletzt bearbeitet: 01.05.2023 18:54)
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