Hallo wertes Forum, nachdem ich mich letztendlich dazu durchgerungen habe, es doch einmal mit Carlo Domincos Koyunbaba zu probieren und mir die Noten bestellt habe, schaue ich in die Partitur und stelle in meiner grenzenlosen Naivität fest, dass man ja dazu quasi die gesamte Gitarre umstimmen muss. Das ist mir persönlich erst einmal ziemlich unsympatisch. Aber OK. Immerhin habe ich noch eine ältere Zweitgitarre und überlege, diese dafür zu nutzen, um das ständige Stimmen zu vermeiden. Dazu hätte ich dann aber zwei Fragen:
1. Welche der vorgeschlagenen Stimmvarianten würdet ihr empfehlen. Bei der ersten, wird ja die H-Saite bis auf D gestimmt, was ich heftig finde und ich Skrupel habe das zu tun, aus Angst mir fliegt die Saite um die Ohren. Die zweite, die Dominico selbst empfiehlt ist zwar insgesamt einen Halbton tiefer. Dann aber stimmt man den Bassbereich so tief, dass es in meinen "Ohren" etwas "rumpelig" klingt. 2. Wäre es sinnvoll sich dazu extra Saiten besorgen? Rein intuitiv denke ich daran, den höher gestimmten Diskant dann in niedriger Spannung und den tiefer gestimmten Bass in hoher Spannung zu verwenden. Liege ich da richtig oder macht das nichts aus und ich kann bedenkenlos meine Standard Mittelspannungssaiten benutzen?
Ich bin für jegliche Hinweise außerordentlich dankbar, Christian
Ob ich das jemals spielen kann ist eine offene Frage. Das Ganze ist grundsätzlich in d-Moll, auch wenn kein b vorne dran steht. Die gesamte Gitarre ist quasi auf d-Moll gestimmt. Also f, d, a, d, a, d. Allerdings sagt Carlo Domenico, es wäre besser das Ganze insgesamt einen Halbton tiefer zu stimmen, also in fis-Moll. (e, cis, gis, cis, gis, cis). Warum, sagt er nicht. Um nicht komplett neu lernen zu müssen, notiert er die Noten in einer zweiten Reihe, als wären die Saiten standardmäßig gestimmt, so dass man es normal wie gewohnt spielen kann, nur dass es "komisch" klingt. Mich würde interessieren, ob jemand schon Erfahrung damit gemacht hat. Und ganz besonders die im ersten Beitrag angesprochene Saitenfrage. Also, welche, mit welcher Spannung etc.
Ein Halbton höher ist meist kein Problem, wenn man nicht extraharte Saiten spielt. Mehr wird unkommod, für Saiten, Instrument und Finger.
Gehen wir mal von deiner mittleren Spannung und einem Halbton tiefer aus. CIS-GIS-Cis-Gis-cis-e, von der tiefsten zur höchsten Saite. Das ist mit Standardsaiten einfacher als in der höheren Stimmung.
Ich würde zwei Saiten tauschen, eine harte tiefe E-Saite für CIS auf der sechsten Saite und eine harte e-Saite für das cis auf der zweiten Saite. Den Rest der Besaitung würde ich lassen wie gewohnt.
Wenn die Stimmung einen Halbton höher sein soll, würde ich einen Satz ausrechnen und aus Einzelsaiten zusammenstellen. Auch das ist kein Hexenwerk.
Hier gibt es einen sehr leistungsfähigen Saitenrechner, mit dem man sich einen passenden Saitensatz zusammenstellen kann.
Voraussetzung ist, dass Durchmesser und Spannung der Saite bekannt und vom Hersteller korrekt angegeben sind! Dann kann man im grünen Feld des Tools mit Durchmesser, Spannung, Mensur und Tonhöhe das spez. Gewicht bestimmen, indem man dies links davor auswählt. Danach wählt man Spannung aus und ändert die Tonhöhe im violetten Feld.
Für den Diskant ideal wären geschliffene Diskantsaiten, weil es die in ganz feinen Abstufungen von 0,005 - 0,01 mm einzeln zu kaufen gibt. Beim Bass ist es etwas schwieriger. Gut geeignet wäre da Hannabach 815 weil es die von SLT bis SHT gibt und sich die meisten Bässe in der Stärke echt unterscheiden, ganz im Gegensatz zum Diskant. Die Yepes Bassbesaitung meiner ehemaligen 10-saitigen hatte ich mir damals so mit einem eigenen Excel-Tool zusammengestellt. Der Tipp stammt übrigens von Jouni Stenroos.
Zitat von Harald im Beitrag #5Hier gibt es einen sehr leistungsfähigen Saitenrechner, mit dem man sich einen passenden Saitensatz zusammenstellen kann.
Für den bin ich zu blöd, das habe ich noch nie hinbekommen. Ich habe mir den Saitenrechner von Pyramid zugelegt.
Ich muss zugeben, dass das nicht so ganz selbsterklärend ist. Dafür deckt er aber alle denkbaren Szenarien ab und ist insbesondere bei den Materialien äußerst detailliert und umfangreich. Arto‘s String Calculator ist da bedeutend gröber angelegt.
Für Waggis Anwendung braucht man im Prinzip nur das grüne und das violette Feld. Wie bereits gesagt trägt man im grünen Feld (Saiten-) Durchmesser und Zug vom Hersteller, die Mensur der Gitarre ein und wählt spez. Gewicht für die Berechnung aus. Im violetten Feld wählt man dann den dazugehörigen Ton und erhält das spez. Gewicht.
Dann wählt man im grünen Feld den Zug für die Berechnung aus. Ändert man dann den Ton, ändert sich auch der Zug und man kann dann mit den Durchmesser so variieren, bis sich ein sinnvoller Zug ergibt. Ist ein bisschen von „hinten durch die Brust ins Auge“ funktioniert so aber recht gut!
Für die 10-Saitige hatte ich mir das mal in einer Exceltabelle direkt so zusammengestellt. Ist ja keine Geheimwissenschaft! 😉
Den Rechner habe ich glaube ich kapiert, jedenfalls nach Haralds Erklärung. Ist scheints keine Raketenwissenschaft. Damit kann ich jedenfalls schon mal probieren, ob ich einfach meine aktuellen Saitensätze weiter benutzen kann. Auch der Hinweis auf die Hannabach 815 ist hilfreich. (Muss mal die Mensur bei meiner alten Gitarre nachmessen, ich weiß gar nicht mehr wie groß die ist.)
Toll wäre es natürlich, wenn sich jemand im Forum fände, der das schon mal in die Praxis umgesetzt hat. Das Stückle ist doch eigentlich recht bekannt oder? Wer es tatsächlich noch nicht kennt, bei YT nach Julia Schüler suchen, die spielt das sensationell. Sie hat das vom Komponisten selbst gelernt.
Zitat von Waggis im Beitrag #3 Also f, d, a, d, a, d.
Das erscheint mir arg unwahrscheinlich. Oder ist das keine stetig aufsteigende Folge? Denn so müßte die tiefste Saite das Kontra-F sein, gerade mal einen Halbton höher als die tiefste Saite des Kontrabasses (Kontra-E). Gefolgt vom Großen D auf der 5. Saite, also einen Ganzton niedriger als normalerweise die 6. Saite (oder ein Ganzton höher als die tiefste Saite des Cellos). Das große A der 4.Saite wäre gleich der normalen 5. Saite, das kleine d der 3. Saite gleich der normalen 4. Saite, das kleine a der 2. mittig zwischen normaler 2. und 3. Saite, das eingestrichene d ein Ganzton unterhalb der normalen 1. Saite. Während sich hier für 1. bis 5. Saite Empfehlungen für die Saitenwahl ableiten lassen, ist das Kontra-F aber ganz arg weit außerhalb. Da paßt was nicht!
Ollo hat recht, es geht der Reihe nach. Die hohe e-Saite wird auf f gestimmt @Ollo: Es gibt keine Profi-Literatur. Und was meinst du wie viele Amareure es gibt, die aus irgendeinem privaten Grund den Sprung in die Profi Karriere nicht gemacht haben. Ich kenne alleine zwei davon. Ich würde mich nicht wundern, wenn hier im Forum der eine oder andere diesen Lebensweg gegangen ist. Wenn so eine Person seine nichtverfolgten Ambitionen als Hobby weiter pflegt, steht sie Profis im Können nur wenig nach. Dass sich hier jetzt keine/r findet, der/die Koyunbaba praktisch kennt, liegt vielleicht eher am Aufwand, den man für dieses Stück betreiben muss als an der Schwierigkeit. Außerdem ist das Forum aktuell noch sehr klein, wenn ich das richtig sehe.
Damit hast du zwar grundsätzlich recht, aber jemand, der solche Stücke spielen kann, spielt für mein Verständnis auf Profi-Niveau. Unabhängig davon, ob er/sie er das beruflich macht oder nicht. So meinte ich das.
Es gibt hier sicher Mitglieder, die Koyunbaba spielen könn(t)en, aber nicht jeder schaut hier regelmäßig oder täglich rein.
Hi Waggis, habe den Thread jetzt erst bemerkt. In der Ausgabe von "Edition Margaux" steht auf S. 21 die Erklärung für die beiden Tonsysteme, die obere, die die reale Tonhöhe repräsentiert und die untere, die eine Griffschrift (Scordatur) darstellt. Da wird empfohlen, die Gitarre nicht D/A/d/a/d/f zu stimmen, sondern jeweils einen Halbton nach unten zu gehen, also Cis/Gis/cis/gis/cis´/e`. Das ging bei dem Saitensatz, der auf der entsprechenden Gitarre aufgezogen war, d´Addario EJ 45, eigentlich ganz gut. Gruß agubar
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08.02.2024 14:07
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Ich habe mir den Saitenrechner von Pyramid zugelegt.
Die meisten hier sind Hobby-Musiker und -innen, da steht meistens anderes auf dem Notenständer. 