Zitat von Saitenlage im Beitrag #12

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Eigentlich müssten verschiedene Lernphasen unterschieden werden. Ich für meinen Teil bin kein "Vom-Blatt-Spieler" und muss mir die Musik mühsam erarbeiten.

Also gibt es eine "Findungsphase". Das fängt mit dem Lesen des Notentextes an und ich versuche, erste Problemstellen zu lokalisieren. Dann spiele ich Takt für Takt, um die Fingersätze festzulegen. Die Findungsphase endet (und das kann lange dauern!), wenn ich das Stück komplett durchgespielt habe und meine Fingersätze für mich passen.

Dann folgt die "Einarbeitungsphase". Ich übe die Fingersätze, versuche mich am richtigen Rythmus und mache aus dem Text langsam ein Stück Musik. Manchmal tauchen dann Probleme auf, die eine Neufassung der Fingersätze nötig machen (zurück zu Phase 1). Meist kann ich die kürzeren Stücke dann schon halberlei auswendig, bei komplexeren Stücken dauert das länger.

Wenn ich das Stück dann auswendig kann und den Notentext nicht mehr brauche, bin ich in der "Spielphase". Erst jetzt wird Tempo ein spezielles Thema. Einige Passagen gehen schon gut von der Hand, andere brauchen noch Feinschliff. Die einen spiele ich schon im "richtigen" Tempo, die anderen langsamer. Manchmal muss ich dann die Fingersätze nochmals umstellen, wenn sich keine Fortschritte ergeben und ich bessere Alternativen finde. Dann wieder zurück auf die 1. Wenn dann alles passt, heisst es weiter üben, üben etc. damit ich das Stück irgendwann so spielen kann, wie ich es mir vorstelle.

Tempo ist wie Artikulation ein Teil der Arbeit am Stück. Meist klingt es für die Zuhörenden besser, in eine schnelle Passage allmählich hineinzugehen und nicht gleich den Turbo anzustellen. Es wirkt souveräner, das Tempo variieren zu können. Dafür muss ich diese Passage wie im Schlaf beherrschen und lasse mir Zeit, um diese Passage wieder und wieder zu üben. Und manchmal klappt das sogar.

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So in etwa läuft es bei mir auch, bis auf einen Unterschied, meistens lerne ich Stücke die ich vorher gehört habe und mir gefallen, z. B. zur Zeit einige Sachen die Kindgren in Youtube veröffentlicht hat, die höre und schaue ich mir an und überlege ob ich die mit meiner bescheidenen Technik spielen kann, dann werden die Noten gekauft.

Bei Phase 1 verwende ich wieder Youtube, verlangsame das sehr stark und schaue den Fingersatz von Kindgren an, und das weitere wie bei dir.

Gruss

Uwe

Zitat von AndreasLindae im Beitrag #5

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Zitat von Charlie im Beitrag #1

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Bei Stücken, die man schon lange spielt, fällt es uns ja leicht, diese auch mal etwas im Tempo nach oben zu variieren. Ob nun gezielt mit Metronom oder einfach aus uns selbst heraus, was wir kennen geht leichter von der Hand.

Bei erhöhtem Tempo steigen natürlich die Anforderungen an Präzision und Koordination in Fingersatz und Anschlag, damit nicht alles nur noch dahingewischt klingt.

Wie sind Eure Übungsgewohnheiten und Gedanken an dieser Stelle? Trainiert Ihr Geschwindigkeit als Element zur Verbesserung Eurer Spieltechnik?

Viele Grüße
Charlie

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Bei mir funktioniert am besten, es sehr langsam und meist mit Metronom (jede Note sollte ein Metronmom-Schlag sein) zu spielen, und zwar lange, d.h. einige Wochen (je nach dem wie schwer das Stück ist). Erst dann das Tempo anziehen. Wenn ich es gleich schneller spielen würde (was ich aber leider immer wieder mache), lerne ich das nicht wirklich und verkrampfe mich dann auch gerne. Ach, was heißt "gerne", eigentlich immer

Mein damaliger Gitarrenlehrer hatte mich, weil ich immer viel zu schnell herumhehudelt habe, angewiesen das Prelude BWV 1006a 6 volle Wochen mit Metronom sehr langsam zu üben, mindestens 1 Stunde am Tag. Nach diesen 6 Wochen wies er mich an, es schnell im Endtempo zu spielen. Es klappte auf Anhieb zu meinem Verwundern. Was aber im Vorfeld sein musste war, den Fingersatz so durchzuarbeiten, dass man es nachher auch schnell kann und nicht da gleich die Beschränkungen mitübt.

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Diese Methode ist das Beste, was man machen kann. Sie deckt sich mit dem, was Williams im YouTube Interview mit Kayath und Goss über sein Üben erzählt, wie er es bei Vater Len eingeimpft bekommen hat: maximale Kontrolle und Durchdringung jeder Bewegung bei totaler Lockerheit, alles im Schneckentempo. Dabei Abstellen aller überflüssigen Bewegungen. Was JW dann nicht macht, ist das berühmte langsame Steigern mit Metronom, sondern so lang absichern, bis alles so klar ist, dass Tempo kein Problem mehr macht. Solches Üben erfordert natürlich extreme Konzentration und Konsequenz.
Übrigens sagt David Russell ganz ähnliches. Er vergleicht Üben mit dem Bau einer Mauer, bei der zunächst mal die untersten Steinreihen stabil sein müssen, damit das ganze Gebäude nicht zusammenfällt.