Hallo zusammen,

ein weniger sperriger Titel ist mir leider nicht eingefallen. Folgendes:

Ich bin ja notenlesend erst seit etwas über einem Jahr unterwegs, aber spiele schon ein paar Jährchen länger Gitarre. Der Folgende Notenschnipsel stammt aus einem Lehrbuch von Erwin Schaller für Anfänger aus dem Jahre 1939 (!). Das Stückchen hat er selbst komponiert, es geht dabei wohl weniger um die musikalische Qualität (die dennoch ganz in Ordnung ist) als um die eigentliche Lektion, hier die Wechselschlagtechnik. Es ist in G-Dur im 3/4-Takt notiert.



Ich tue mich etwas schwer mit dem abgebildeten 3. Takt. Den würde ich eigentlich nie so spielen wie abgebildet, also den 4. Finger auf dem d im 5. Bund halten und dann mit dem Zeigefinger das a und mit dem Mittelfinger das d spielen. Ich kann mit Spreizungen einigermaßen umgehen, aber finde diese Griffweise einfach unbequem.

Vielmehr würde ich das d entweder auf der Leersaite anschlagen, dann klingt es ebenso durchgehend, oder einfach das d mit dem Zeigefinger im 5. Bund greifen und die beiden anderen Noten im 7. Bund mit Mittel und Ringfinger spielen.

Ich denke, die vorgegebene Spielweise ist der "klassischen" Spielweise der Tonleiter geschuldet, die hier quasi mit eingebaut wurde.

Was meint Ihr:

Der Vorschlag ist methodisch sinnvoll und man sollte deshalb genau so üben. Nach dem Motto, dass es immer wieder Notenfolgen gibt, die einem nicht besonders liegen werden. Oder aber dem "Freigeist" des Gitarristen nachgeben und alternativ greifen, also die Vorgabe im Lehrbuch nur als Anregeung nehmen.

Hier: Das ist ja alles in der 2. Lage spielbar.

Grundsätzlich: Lehrbücher versuche ich, 1:1 nachzuspielen, bei Literatur sehe ich das relaxter, es sei denn, der Fingersatz hat eine besondere, sich mir erschließende Bedeutung.

Grundsätzlich gilt: was funktioniert, ist erlaubt (sagte Heike immer). Ansonsten neige ich dazu, Fingersätze wenn schon nicht zu ignorieren, so doch ggf. anzupassen. Oft aus klanglichen Gründen.

Ich würde es so spielen wie notiert, die Stelle verlangt eigentlich keine übermäßige Streckung der Finger ...

"Übermäßig" natürlich nicht, bleibt ja komplett in der zweiten Lage. Wenn ich mich aber an meine Anfängerzeit zurück erinnere, hätte diese Stelle mir ganz nett den Spielfluss verzögert, da funktionierte so etwas noch nicht flüssig.

Zitat von commissario im Beitrag #5

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Wenn ich mich aber an meine Anfängerzeit zurück erinnere, hätte diese Stelle mir ganz nett den Spielfluss verzögert, da funktionierte so etwas noch nicht flüssig.

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Salut,
ich sehe es wie rwe -- wenn es ein Stück aus einem Lehrwerk ist oder eine Etüde, dann hat sich der Komponist wahrscheinlich was dabei gedacht. Wenn ich seine Stücke also spiele weil ich in ihm einen guten Didaktiker wähne, dann spiele ich die Fingersätze auch so, wie sie notiert sind -- gerade wenn sie die eigene Intuition nicht treffen, könnte es sein, dass man gerade etwas Neues lernt, im idealen Fall was Wertvolles.

In diesem speziellen Fall würde ich Dir tatsächlich raten, das so zu spielen, wie es dort steht -- es ist für dieses Stück zwar nicht dringend nötig, das d zugreifen, aber es gibt in manchen Stücken den d-Dur Akkord, in dem das d als Baßton klingen und auch das fis gespielt werden soll (*) ...



...das ist wie Dein Notenfragment, nur das Du zusätzlich noch das fis greifen musst. Das was Du da hast könnte eine Vorübung auf diese Situation sein.
Gruß
Sascha

(*) habe gerade kein konkretes Stück als Beispiel dafür parat, aber in "Streets of Rio" von Maurice Sherbanee kommt z.B. das hier vor:

Sascha, das war ein echt guter Tipp! Ich muss gestehen, dass mir dieser D-Dur Akkord bisher noch nicht begegnet war bzw. dass ich mir darüber nicht bewusst war, einen solchen dort zu greifen. Ich habe ihn jetzt in mein "Muskelgedächtnis" überführt und kann ihn locker und schnell greifen. Den Teilbarrée über die Diskantsaiten zu legen finde ich persönlich etwas angenehmer, als zu versuchen, den Zeigefinger senkrecht zu setzen, auch beim Abdämpfen.