Ich bin gerade dabei, zum ersten Mal ganze Stücke (auch wenn es sich nach wie um Anfängerstücke handelt) auswendig zu lernen. Dabei habe ich gemerkt dass ich die Noten bisher immer als visuellen Halt benutzt habe. Ich habe nicht wirklich gelezen aber ohne ging es aus nicht. Mein Spiel hat sich irgendwie zwischen Lesen und Motorik und auch ein wenig Musikverständnis eingependelt. Jetzt versuche ich es mit auswendig spielen. Da ergibt sich jetzt dasselbe Problem. Ich singe die Noten, spiele sie dann (Melodie und Begleitung getrennt) und puzzel dann alles zusammen. Jetzt hat das Singen bzw benennen der Noten die "Halt-finden-Funktion" vom vorherigen Lesen übernommen. Ich kann beinahe nicht spielen ohne auch zu Singen. Das ist auch Mist.
Ist das nur eine Zwischenphase und ergibt sich das vollständige Beherrschen später ein wenig von selber? Oder muss ich hier schon beizeiten hier aufpassen und anders machen?
Wie habt ihr gelernt, Stücke auswendig zu spielen?
Für die die es nicht wissen: ich bin mittlerer Anfänger und habe erst mit 40 Jahren überhaupt angefangen mit Notenlehre und Gitarre. Ich bin jetzt im 7. Jahr, allerdings mit nicht so gutem Unterricht. Ich glaube, es zählt wohl als 4 Jahre ungefähr dabei.
Zitat von Bertram im Beitrag #1Wie habt ihr gelernt, Stücke auswendig zu spielen?
Durch Spielen. Und das auch nur bei Songs, Folk, Blues, Rock. Grundsätzlich bin ich klassisch vorgeschädigt und freue mich über den Notenständer mit den Noten, an denen ich aber auch nicht klebe. Ich sehe es für mich aber auch nicht als Ziel an, alles auswendig spielen zu können. Lieber ein paar Stücke mehr mit Blickhilfe, als ein kleineres Repertoire auswendig.
Moin, ich versuche immer, Stücke auch auswendig zu lernen (auch klassische) aber nie mehr als ein Neues zur selben Zeit. Idealerweise gehe ich das dann in Häppchen an, z.B. zwei Takte, wenn ich merke, das ein Stück gut "reinläuft" auch mehr. Die zwei Takte von Notation spielen. Woanders hin schauen und probieren die zwei Takte zu spielen. Wiederholen, bis das geht. Noten zu und auswendig wiederholen, 10, zwanzig Mal. Dann die nächsten zwei Takte. Wenn ich auf die Weise die Takte eines Abschnitts/einer Seite o.ä. zusammen haben - denn im Gesamten üben. Je nach Länge erstmal zwei Tage lang nur den Abschnitt. Dann den nächsten Abschnitt. Wenn ich dann alle Abschnitte kann, das Stück im Ganzen - wenn ich sehr diszipliniert (oder vom Stück begeistert bin) dann so oft wiederholen, bis es quasi langweilig wird.
Mein persönliches Problem ist insgesamt weniger das einüben sondern das beibehalten -- Stücke die ich nicht regelmässig spiele, vergesse ich auch schnell wieder....und wenn die Zahl der gelernten Stücke wächst, die man frischhalten muss....
Zuerst Gratulation zur singenden Begleitung [happy Glenn Gould ist damit weltberühmt geworden! Ich habe dasselbe Vorgehen/Problem: nach dem Lernen eines Stücks vom Notenblatt dienen die Noten als Leitfaden, eine Art lead sheet, versuche ich rein auswendig zu spielen, bin ich nach einigen Takten raus aus dem Stück. Daneben gibt es Stücke, die ich vom Blatt gelernt habe und die ich auswendig kann. Warum das so ist, wundert mich ... aber die Profis hier wissen evtl., warum es sich so verhält.
Ich spiele eigentlich nur auswendig. Wenn ich ein Stück lerne - natürlich von den Noten - dann spiele ich es so oft, dass ich es komplett verinnerlicht habe. Dann kann ich es auch komplett auswendig, das ist eigentlich gar kein Problem. Das Lernen erfolgt dabei in sog. Chunks, das sind zusammenhängende Passagen. Wenn man die Struktur des Liedes durchblickt und verstanden hat, dann ist das Aneinanderreihen der Chunks kein Problem mehr. Auswendig zu spielen vs. von den Noten zu spielen hat für mich Vor- und Nachteile. Der klare Vorteil ist, dass man, wo immer man ist, gut vortragen kann, ohne groß die Noten vor sich haben zu müssen. Das ist schon ein sehr großer Vorteil. Nachteile sind, dass sich schnell mal Fehler einschleichen, die man dann lange so spielt, weil man ja keine Kontrolle durch die Noten mehr hat (deshalb spiele ich nach einiger Zeit immer zu einem Video oder zu den Noten). Außerdem muss man die Stücke mind. alle 2-3 Wochen einmal komplett spielen, sonst vergißt man sie wieder. Bei nur wenigen Stücken geht das ganz gut, aber wenn das Repertoire mal 30-40 Stück umfasst....genau wie Sascha bereits gesagt hat.
Für mich ist es aber keine bewußte Entscheidung, ich spiele ein Lied beim Lernen wirklich so oft, dass ich es dann gut auswendig kann.
Zitat von Karel im Beitrag #4Zuerst Gratulation zur singenden Begleitung
hahaha, es beschränkt sich auf do-re-mi
Wie schafft ihr es dass ihr die Stücke nicht motorisch lernt. Das habe ich bisher immer gemacht ohne dass es mir bewusst war. Unter Stress klappt das halt nicht mehr gut und ich weiss dann nicht weiter.
Insgesamt behalte ich dass ihr es ungefähr so haltet wie rwe:
Zitat von Bertram im Beitrag #1Wie habt ihr gelernt, Stücke auswendig zu spielen?
Durch Spielen.
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Ich dachte dass ich mal aufpassen muss dass ich nicht alles automatisch motorisiere, visualisiere oder - seit neuestem - mit Notennahmen benenne. Aber anscheinend lernt man das wenn man nur langsam genug vorgeht und nicht zu viel auf einmal will.
Danke euch! Dann mach ich mich mal an die nächste paar Takte.
Falls es interessiert: ich spiele gerade "El Not de la Mare" bearbeitet von Joep Wanders. Melodie und Bas getrennt sind gar kein Problem.
Zitat von Peter im Beitrag #7Du musst die Melodielinie klar von den Begleitakkorden abheben, das machst du ja sicher schon.
Ja, das klappt ganz gut.
Nur beim späteren Zusammenfügen hapert es gewaltig. Die Motorik will nicht. Immer vergesse ich den mittleren Bas oder spiele den zu spät oder auch mal die falsche Basnote. Halt die typischen Anfängerfehler. Ich habe so bewust darauf aufgepasst dass ich nicht die Motorik automatisiere dass ich es jetzt gar nicht kann. Hilfe!
Zitat von Bertram im Beitrag #8Nur beim späteren Zusammenfügen hapert es gewaltig. Die Motorik will nicht. Immer vergesse ich den mittleren Bas oder spiele den zu spät oder auch mal die falsche Basnote. Halt die typischen Anfängerfehler. Ich habe so bewust darauf aufgepasst dass ich nicht die Motorik automatisiere dass ich es jetzt gar nicht kann. Hilfe!
Einfach üben, üben, üben. Spiele eine Passage 5-10 mal hintereinander, dann mache eine Pause oder spiele etwas anderes. Wenn du eine Passage 50 mal gespielt hast, hast du sie langsam verinnerlicht...😉
Peter und Sascha haben eigentlich schon das wichtigste gesagt. Wenn man ein Stück einfach oft spielt, dann kann man es irgendwann, ohne in die Noten zu schauen. Für mich ist es schon immer so gewesen, dass ich mir sage: ich KANN ein Stück erst, wenn ich es auswendig spielen kann. Ich finde Noten einfach irgendwann hinderlich, auch wenn sie sicherlich ein unabdingbares Medium in der Klassik sind. Ich kann noch sehr empfehlen, mental zu üben. Das Stück im Kopf durchgehen mit allen Bewegungen und vor allem: die genaue Klangvorstellung der Harmonien und der Melodien zu haben. Ist ein praktisches Werkzeug, wenn man irgendwo im Alltag warten muss und kein Instrument bei sich hat.
Hi, Zum Ausweendiglernen benötigt man Geduld und eine gute Taktik und Ehrlichkeit. Man kann sich nur soviel merken, wie man sich merken kann, insofern nehmen sich die meisten Lerner oft zu große Pensen vor. Wenn man beim Blattspielen mit der Absicht des Auswendiglernens das erste mal die Stirn runzelt, dann hat man im Allgemeinen schon längst seine persönliche Kapazitätsgrenze überschritten, also sollte man sich Miniabschnitte vorknöpfen, die man sich aber merken kann, und erst weiterüben wenn diese absolut sicher sitzen. Dann kann man im Notentext markieren, wie weit man in der jeweiligen Sitzung gekommen ist und hat damit eine sichere "Erfolgsmarke" gesetzt. Immer wieder Alles durchspielen in der Hoffnung "ES wird schon was hängenbleiben" ist sehr ineffizient und viel zu arbeitsaufwändig. Wenn man weis, dass man ein Stück auswendig können will, dann leistet man diese beschriebene Arbeit am besten zu Beginn, unmittlbar, nachdem alle Fingersätze geklärt sind. In diesem frühen Stadium wird man noch von der Gier auf das Stück vorangetrieben das ist eine sehr gute Motivationsgrundlage, ausserdem sollten nach Macchiavelli die notwendigen Grausamkeiten sowieso am Anfang getan werden. Guten Rutsch Jörg
Zitat von Linnsebinse im Beitrag #11Ich kann noch sehr empfehlen, mental zu üben. Das Stück im Kopf durchgehen mit allen Bewegungen und vor allem: die genaue Klangvorstellung der Harmonien und der Melodien zu haben. Ist ein praktisches Werkzeug, wenn man irgendwo im Alltag warten muss und kein Instrument bei sich hat.
Das ist wirklich ein ganz hervorragender Tip von Linn! Man kann ein Stück wirklich nur im Kopf üben. Das wird in der Literatur auch immer wieder empfohlen. Dabei passiert genau dasselbe, wie wenn du das Stück spielst, nur dass die motorische Übertragung auf die Finger fehlt (man kann es sogar mit "Trockenfingerübungen" machen, auch wenn die Saiten und der Ton fehlen).
Ich tue mich, ehrlich gesagt, wahnsinnig schwer mit den Auswendigspielen. Es gibt ein paar Stücke die mir einfach so ohne Mühe reingelaufen sind, aber das Meiste will einfach nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass mein Übeenthusiasmus deutlich gelitten hat. Früher war alles einfacher 😉, an diesen Dingen merke ich, dass ich keine 20 mehr bin. Wenn ich aber mit meinem Duopartner frei (ohne jegliche Aufzeichnung) spiele, kann ich mir auch neue Stücke merken. Ist schon merkwürdig.
Bei mir kommt das auswendiglernen eigentlich von selbst, da ich als Hobbyspieler ein kleines Repertoire habe und auch meine Technik eher mässig bis schlecht ist, muss ich die Stücke die ich lerne sehr sehr oft spielen um einigermassen ohne große Unfälle durchzukommen, daher kann ich die Stücke die ich behersche (wenn man da von beherschen überhaupt reden kann) alle auswendig spielen.
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30.12.2023 18:48
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