Hallo Leute,
ich beschäftige mich gerade damit Improvisation für Klassik-Gitarristen zugänglicher zu machen. Also den Zugang etwas intuitiver zu gestalten. Ich habe bereits ein Konzept geschrieben, habe drei Workshops damit gegeben und möchte das verfeinern. Vielleicht habt ihr ja Ideen? Ich versuche zu vermeiden meine Teilnehmer mit allzu viel Tonleitern zu quälen. Habt ihr schon Erfahrungen mit Improvisation gemacht? Was würdet ihr euch erwarten? Was sollte unbedingt mit rein? Wie seid ihr - falls schon versucht - da rangegangen? Gibt es Bücher, die ihr gut fandet?
Bin gespannt auf eure Antworten.

Moin Ahmed,
wir hatten mal vor Ewigkeiten einen Kurs mit "irgendwas mit Südamerika" bei Dir und einem Percussionisten besucht; das fanden wir sehr spannend. Vor diesem Hintergrund: Impro sollte für mich immer mit einer Stilistik bzw. einem bestimmten Ansatz verbunden sein. Das kann genau so Impro für südamerikanische Stilistiken sein wie für Barockverzierungen oder im Generalbasskontext.

Hi,
nicht, dass man seine Kursteilnhmer quälen sollte, aber wenn mit Improvisation nicht Krisenmanagement gemeint ist, dann bedeutet das doch das freie und souveräne Verfügen über die jeweiligen Mittel, und dann geht kein Weg an einer gewissen Mühsal beim Erarbeiten der notwendigen Voraussetzungen vorbei, und dann muss so ein Kursangerbot schon auf einen sehr spezifischen Sachbereich eingegrenzt sein. Ich kann z.B. sehr kompetent im Bereich Klassik und Renaissance improvisieren, aber überhaupt nicht bei südamerikanischer Musik, beim Wunsch, seine Improvisationsfähigkeiten zu verbessern ist es so, wie beim Zugang ins Schlaraffenland, um da hinzukommen, muß man sich erst durch einen Hirseberg hindurchfressen, auch, wenn man Hirsebrei gar nicht mag.

Hallo Jörg, ja das denke ich auch. Es geht darum Wissen mit Intuition zu verbinden. Keine leichte Aufgabe. Was nimmt man an technischen Details also Tonleitern, bestimmte Wendungen und Licks mit hinein und was lässt man besser außen vor. Ich glaube, dass es einen Weg geben könnte, bei dem man nicht gleich mit allen Details anfängt, sondern zum Beispiel sich erst mal in freier Improvisation übt. Der nächste Schritt in meinem Skript ist dann die Grundbausteine von Akkorden zu erklären, also die Terzen und dann mit Akkordtönen zu improvisieren. Dann kommt wieder eine freie Phase, bei der es darum geht zu einer Akkordfolge zu singen und dann das Gesungene auf die Gitarre zu übertragen. Dann wieder eine "Wissensphase" bei der bestimmte Intervalle wie de Terz und die Septime eines Akkordes als Spannungstöne bevorzugt verwendet werden. usw. Bekommst du eine Idee davon wie ich da rangehe? Wie war denn dein Zugang zur Improvisation?

Hallo rwe, ja das ist auch mein Ansatz. Die vorgestellten Wendungen sind nicht in der typischen Jazzphrasierung sondern im synkopierten Latin-Feeling.

Zitat von Ahmed El-Salamouny im Beitrag #4

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Ich glaube, dass es einen Weg geben könnte, bei dem man nicht gleich mit allen Details anfängt, sondern zum Beispiel sich erst mal in freier Improvisation übt. Der nächste Schritt in meinem Skript ist dann die Grundbausteine von Akkorden zu erklären, <...>

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Was genau soll denn das Ziel sein? Improvisation kann ja in vielen Kontexten stattfinden. Neulich las ich den Vorschlag (und habe das auch selber auf Trommeln ausprobiert), zunächst mal seinen Namen auf seinem Instrument darzustellen, als rhythmische Gruppe, dann auch als melodische. Jazz lernt man damit aber nicht unbedingt.

Was sich für mich im Jazzbereich als hilfreich herausgestellt hat, war zum einen die Melodie als Referenzpunkt zu nehmen und zu umspielen, zum anderen die jeweiligen Akkorderweiterungen. Nachdem ich erst mal verstanden hatte, wie ein alterierter Akkord funktioniert, konnte ich dann daraus auch melodische Fragmente ableiten. Einfach die Akkordtöne miteinander verbinden.

Lateinamerikanisch wüsste ich jetzt gar nicht, wie ich es angehen sollte, Renaissance auch nicht wirklich – keine praktische Erfahrung.

Viele Grüße, Stephan

Hallo Stephan,
ja das habe ich auch schon in mein Konzept aufgenommen. Das Umspielen der Melodie, Akkordtöne kennen, mit Erweiterungen spielen. Ich bin gerade dabei, das eigentlich fertige Konzept nochmals neu und übersichtlicher zu schreiben. Wenn ich fertig bin, stelle ich mal die Inhaltsangabe und die ersten 10 Seiten hier rein. Danke soweit für dein Feedback. Ahmed

Die hohe E-Saite ist ideal für eine Dur-Melodie.
Die B- und A-Saite sind schön für eine Moll-Melodie.
Die G- und E-Saite dienen als Grundton für Akkorde.

Hallo Ahmed,

Improvisation stand nie so auf dem klassischen "Speisezettel" meiner Lehrer, darum kam ich mit dem Thema eher in der Stahlsaitenfraktion in Berührung. Einfache Blues-Schemata mit kleinen pentatonischen Einsprengseln, zu mehr hat es nie gereicht.
Aber die Idee war, sich von Tonleitern zu Mustern auf dem Griffbrett zu bewegen. Wie kann ich eine C-Dur-Tonleiter an drei oder vier verschiedenen Orten auf dem Griffbrett spielen? Wenn ich diese Muster verinnerlicht habe, kann ich jede Tonart "bespielen", ohne über die einzelnen Töne nachzudenken. Plötzlich kann ich dann für fast jeden Song im Radion passende Töne finden, wenn ich das Muster an der richtigen Stelle auf dem Griffbrett spiele. Ab da geht es weiter, wenn es zu langweilig wird.

Ein Anfang wäre gemacht...