Zitat Gitarrenmichel: Da es jetzt ja doch ein stückweit um den friedrich-klang geht, wollte ich eigentlich schon immer wissen, worin sich die frühen Fichten von den eher späteren Zedern klanglich unterscheiden oder kann man von DEM friedrich - Sound sprechen und der Unterschied ist marginal ?
Lieber Gitarrenmichel,
wie angekündigt zur Beantwortung deiner Frage dieser Thread. Ich möchte dabei allerdings nicht den Eindruck erwecken, dass ich jetzt DER Experte für Gitarren von Daniel Friederich sei, ich spreche nur von meinen Erfahrungen. Wer generell an Daniel Friederich und seinen Gitarren interessiert ist, dem sei das Orfeo-Heft #2 sehr ans Herz gelegt, in dem es ausschliesslich um Friederich geht:
Insbesondere ab S. 20 ist der bautechnische Werdegang seiner Gitarren von Daniel Friederich selbst beschrieben.
Ich würde dabei die Gitarren von Friederich in 4 Phasen unterscheiden:
1. Frühe Phase: 1955 - Anfang 60er Jahre Daniel Friederich begann 1955 Gitarren zu bauen. Ende der 50er Jahre legte er seine ersten Gitarren Robert Bouchet vor, den man wohl als den entscheidenden bautechnischen Lehrmeister von Friedrich bezeichnen kann. Bouchet seinerseits baute seit 1946 eigene Gitarren und lernte dies größtenteils bei Julian Gómez-Ramirez. Die Gitarren von Friederich aus dieser Zeit sind aus Fichte und sind uneinheitlich im Klang, da sie natürlich aus der Lernphase stammen. Eine Friederich-Gitarre von 1959, die ich einmal angespielt habe, konnte mich im Klang noch nicht begeistern.
2. Fichten-Phase: Anfang 60er Jahre - Anfang 70er Jahre In dieser Zeit baute Friederich ausschliesslich in Fichte, ohne doppelte Zargen. Er entwickelte drei Modelle: Das Recital-Modell (ohne typischen Dorn am Kopf), das Arpege-Modell und das Flamenco-Modell. Die Gitarren, die ich aus dieser Zeit gespielt habe (inkl. meiner von 1966) zeichnen sich durch hervorragende Projektion, sehr gute Tontrennung und durch einen sehr schönen Klang aus (dies ist natürlich subjektiv). Alle Friederich-Gitarren - auch die der späteren Phasen - sind sehr angenehm und leicht zu spielen.
3. Erste Zeder-Phase: Anfang 70er Jahre bis Ende 80er Jahre In dieser Phase begann Friederich mit Zederdecken zu bauen, was er dann bis zum Ende seiner Schaffensphase 2015 beibehielt (abgesehen von einzelnen Ausnahmen). Er verbaute doppelte Zargen. Der Klang der Gitarren dieser Phase ist lauter, trotzdem bei voller Klangschönheit. Die Gitarren sind deutlich schwerer als die aller anderen Phasen.
4. Zweite Zeder-Phase: Anfang der 90er Jahre - Ende 2015 Gitarren mit doppelten Zargen, sie sind leichter als die der dritten Phase. Volumen ist noch einmal gesteigert bei Erhaltung der Klangschönheit. Der Friederich-typische sog. "Cathedral effect", der allen Friederich-Gitarren eigen ist, kommt hier besonders zur Geltung (dabei handelt es sich um eine spezielle Projektion mit Hall). Gitarren aus dieser Phase erzielen derzeit die höchsten Preise unter den Friederich-Gitarren.
Alle Gitarren von Daniel Friederich sind traditionell beleistet, keine Double Tops etc. Friederich verwendete ein eigenes Beleistungsmuster, welches er allerdings wiederholt angepaßt und geändert hat. Daniel Friederich starb 2020.
Wem welche Gitarren von Daniel Friederich nun besser gefallen aus der 2., 3. oder 4. Phase, das ist natürlich individueller Geschmack und darüber gehen die Meinungen auch auseinander. Darüber hinaus natürlich auch der Unterschied von Fichte (1., 2. Phase) zu Zeder (3., 4. Phase), je nach Vorliebe. Die Unterschiede der einzelnen Phasen sind nicht marginal, sondern schon beträchtlich. Trotzdem haben alle Friederich-Gitarren im Klang etwas Verbindendes, was man eben oft als "Cathedral effect" bezeichnet hat.
Ich hoffe, das hat einen kleinen Einblick gegeben.
Danke für dieses Info!!! Ich denke, meine Cordoba Friederich stammt aus Phase 3
Ein Hinweis: Siccas Guitars haben einige Friederichs im Angebot, leider ist der Klang der Präsentationsvideos für meine Ohren etwas seltsam, aber man ahnt, wohin es geht.
Insofern ja, es gibt diesen räumlichen Friedrich-Klang ("Cathedral-Effekt"), der sozusagen über alle Phasen zu hören ist. Wie er das hinbekommt? "I`s craftsmanship, stuipid".
Zitat von Karel im Beitrag #2Ich denke, meine Cordoba Friederich stammt aus Phase 3
Wohl eher aus Phase 5 ....🤣! Und du hast recht, bei Aufnahmen kommt das meist nicht so rüber (wie so oft....)
Zitat von Karel im Beitrag #4hast du evtl für dich Saiten gefunden, die den Klang der Friederich Gitarren besonders fördern?
Was die Saiten betrifft, so ist es natürlich immer sehr subjektiv. Meines Erachtens fördern sonore Nylon-Saiten den Klang am besten, also tendenziell eher nicht spitz oder zu brilliant wie oft bei Carbon. Auf der Fichte habe ich im Moment Augustine Imperial red (MT) und auf der Zeder Knobloch Erythracus EDQ 34.5 QZ. Ich finde beide Sätze für die Gitarren gut.
Danke! Sehr gut, die Erithacus 34,5 sind unter meinen Saiten Top 3, werde ich auf der Cordoba Friederich probieren. Derzeit sind Knobloch HT ADN 600 Nylon drauf, mit denen bin ich auch sehr zufrieden.
Hi Peter. Ich bin froh, das Forum hier zu finden. Super. Eine kleine Frage... Kennst du einen Gitarrenbauer, der gute Replica der DF Gitarren aus der letzten Phase (2. Zederphase) baut? Danke VG
Zitat von bka24141 im Beitrag #10Eine kleine Frage... Kennst du einen Gitarrenbauer, der gute Replica der DF Gitarren aus der letzten Phase (2. Zederphase) baut?
Nun ja, da gibt es verschiedene Ansätze. Zum Einen Luthiers, die viel von Friederich gelernt und übernommen haben und daher in dieselbe Richtung gehen, wie z.B. Thomas Dauge https://issuu.com/orfeomagazine/docs/orfeo_21_en. Ich habe selbst noch keine Dauge gespielt/besessen.
Dann gibt es Luthiers, die ihre Gitarren offiziell als Friederich-Kopien vermarkten, wie z.B. Giovanni Tacchi, der Sohn des bekannten italienischen Luthiers Andrea Tacchi. Ich habe mal eine besessen, sie war wirklich gut, auch wenn sie für mich nicht ganz an eine echte Friederich ran kam. Aber mittlerweile ist er bereits so berühmt, dass Preise und Wartezeiten enorm angezogen haben.
Darüberhinaus soll Michel Belair gute Friederich Kopien bauen, ich hab aber noch keine probiert.
Und dann gibt es natürlich ganz viele andere auch noch.... oft gute Gitarren, ob sie irgendetwas mit den Gitarren von Friederich zu tun haben ist eine andere Sache. Wenn du dies beurteilen willst, dann musst du natürlich auch einmal eine echte Friederich aus dieser Phase selbst gehört oder gespielt haben (kein Video!). Siccas bieten immer mal wieder welche an, zum Kaufen viel zu teuer, zum Ausprobieren aber wichtig.
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28.12.2023 16:30 (zuletzt bearbeitet: 28.12.2023 18:43)
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