Können sich die Schwingungen benachbarter Saiten in einem Akkord auch gegenseitig hemmen? Und bekommt man einen schöneren Ton, indem man eine Komposition einfach hält? Zum Beispiel hauptsächlich eine Bass- und eine Melodielinie sowie Arpeggios.
ich würde sagen. Nein und Nein... Das erste Nein, wenn die Gitarre gut gestimmt ist, das zweite Nein, weil der Ton vom Anschlag, d.h. den Nägeln abhängt, nicht von der Komposition. Nur meine Erfahrung und Meinung...
Der schönste Gitarrenton … ein wirklich bedeutendes Thema!
In einem youtube-Video über die Gitarre La Leona spricht Benno Streu über den Einfluss von Obertönen auf den Klang, denen er eine sehr sehr große Bedeutung zuschreibt.
Da anknüpfend möchte ich gerne die Bedeutung der möglichst perfekten Stimmung der Saiten auf den Klang ansprechen:
Nach meiner Beobachtung kann durch ein gutes Stimmgerät noch eine zwar geringe (mechanische) Korrektur der Stimmung erreicht werden, doch im Ergebnis wohl gerade wegen der Wirkung auf das gegenseitige Schwingungsverhalten der Saiten und/oder deren Obertonbildung ein ganz entscheidender Zugewinn an Klangqualität erreicht werden.
Mein Rat geht hier ganz eindeutig zu einem Cliptuner, der so fein wie möglich auflösen kann. Zwar hören wir 0,1 Cent ganz sicher nicht im Ohr, hier liegt die Grenze so bei 1-2 Cent, aber eben gerade im Zusammenspiel der Saiten und Obertöne hören wir den Einfluss dann eben doch!
Mir ist ehrlich gesagt nicht so ganz klar Jozef, was du genau meinst. Nachdem nun auch die Antworten in ganz unterschiedliche Richtungen gehen, denke ich wäre es vielleicht sinnvoll wenn du deine Fragen nochmal etwas näher ausführst. Vielen Dank!
Meine Nägel sind immer so kurz wie möglich und ich spiele mit meinen Fingerspitzen. So schlage ich den Ton an. Die Fingerspitzen ruhen in einem rechten Winkel auf die Saite/Saiten. Dann biegen sowohl die Finger als auch die Saiten ein wenig durch und loslassen .
Dabei haben einzelne Töne den besseren Klang finde ich .
Dann gehen Deine Überlegungen vermutlich mehr in Richtung Klangerzeugung und Spielen ohne Nägel.
Rob MacKillop hat sich sehr mit der nagellosen Klangerzeugung beschäftigt. Er setzt dabei die Fingerkuppen etwas mehr unterhalb der Saiten an und zupft so deutlicher aufwärts als beim Nagelspiel. Für ihn auch ein schönerer Ton, der aber nicht bei der Stückauswahl einschränkt.
Ich übe jeden Tag Klavier. Danach ist die Gitarre für mich reine Entspannung.
Volkslieder oder ein bisschen meine Fantasie spielen.
Akkorde und Klangfarben entdecken.
Meine gitarre ist gebaut in 2021 Matthias Hartig aquila ambra 900 Diese Gitarre ist stark von dem legendären deutschen Gitarrenbaumeister Richard Jacob „Weißgerber“ inspiriert. Die Fichtendecke ist gekehlt, eine Technik, die Weissgerber bei einigen seiner besten Instrumente angewandt hat und die dieser Gitarre ein unverwechselbares Aussehen und einen besonderen Klang verleiht.
Und weiter auch noch meine erste Gitarre Yamaha cg192s palisander laminaat pro arte hart nylon saiten Die klingt grober und modern ist auch nicht schlecht . Hat eine lange Resonants und is recht laut
Wenn ich auf meinem Flügel spiele, liegen sie beiden immer im Instrument und können mitschwingen.
Um zum ursprünglichen Thema nochmal zu kommen: Der Ton kann durch benachbarte Saiten nicht vermasselt werden, nach meiner Erfahrung, ausser sie sind nicht gut gestimmt.
Resonante Obertöne sind normalerweise gewollt und eine Bereicherung. Aber am Ende macht der Anschlag den Ton. Es gibt einige Spieler ohne Nägel, ja. Aber der Ton ist oft extrem schlecht. Das sieht man aber nicht bei dem erwähnten Rob MacKillop. Der macht es sehr gut. Er hat seine ganze Technik darauf ausgerichtet. Andere, die glauben hier abwechseln zu wollen, haben i.d.R. einen schlechten Ton ohne Nägel. Interessant ist, dass sie es manchmal selber nicht merken, weil sie eben nur das hören, was die Gitarre im Nahbereich von sich gibt.
Zu dem anderen: Gitarren sollten eingespielt werden. Bei einer Gitarre, die aus Laminat besteht ist das egal. Das ist kein wirkliches Holz, das lebt. Aber Meistergitarren können tatsächlich versaut werden, wenn man sie nicht einspielt. Beim Besuch bei Sebastian Stenzel (und er ist einer der Top Meister-Bauer und glaub mir, er hat Ahnung!) hat er mir erzählt, dass jemand die Gitarre "eingespielt" hat, indem er sie irgendwelchen Tönen aus Lautsprechern ausgesetzt hat. Er sagte, dass die dadurch ziemlich versaut wurde. Sie war dann zwar nicht "kaputt", aber benötigte lange Zeit, um wieder richtig zu schwingen. Da würde ich drauf achten, wenn Du die in den Flügel legst. Die Frequenzen da sind nicht das, was die Gitarre "gewohnt" ist. Ich weiß aber nicht, wie das wirklich zu bewerten ist. Ich würde sie immer wieder mal checken, wie der Ton ist.
Vielen Dank für die Informationen. Du weißt wirklich so viel mehr darüber.
Das Einspielen vergesse ich wirklich nicht. Ich benutze alle Register, Saiten und Positionen und spiele eine Stunde oder länger jeden Tag.
Zuerst entwickeln sich beim Einspielen die tiefen Töne und dann die hohen Töne. Die Gitarren bleiben weiterhin schön gleichmäßig. Soweit ich das beurteilen kann.
Beim Gitarrenspiel wechsle ich regelmäßig das Instrument. Denn ich finde dass sie beide schön genug klingen.
Die Gitarre singt im Flügel nur mit, wenn genau die Tonhöhe einer der Saiten erklingt. Die anderen Töne haben keinen Einfluss.
Eine Laminaat Gitarre ist stabil und schwer, aber bei mir ist der Hals und die Decke auch massives, lebendiges Holz. Und mit dem Polyurethan-Lack ist das Ganze unzerstörbar. Trotzdem hat es immer noch einen schönen Klang. Ein bisschen wie eine Khono-Gitarre.
oh, wenn Du eine Stunde am Tag spielst, soviel Zeit hab ich oft garnicht... Dann ist das natürlich völlig ok und Deine Gitarren danken es Dir! Dann macht ihnen der Flügel eher Spass :) Derjenige, den ich erwähnt hatte, spielte garnicht mit der Gitarre, sondern wollte sie sozusagen alleine vom Lautsprecher einspielen lassen, weil er schlicht zu viele Gitarren hatte. Sowas soll vorkommen. Man muss Laminat-Holz auch keinesfalls abwerten. Es hat Vor- und Nachteile. Holz ist Holz - ob es in Schichten aufgebracht ist oder nicht. Aber Du sagst ja sogar, dass die Decke massiv ist. Dann ist das eine ganz normale wahrscheinlich sehr gute Gitarre. Die braucht natürlich auch Dein Einspielen...
Mit Einspielen hab ich relativ intensive Erfahrungen, weil ich sehr lange mit dem Gitarrespielen Pause gemacht habe, ca. 15-20 Jahre. Die Gitarren mussten sich danach wirklich neu orientieren. Das ist eigentlich ein eigener Thread wert...
Rob MacKillop berichtet, er habe sich stundenlang in die Tonerzeugung versenkt, um den schönsten möglichen Ton hervorbringen zu können.
Da wir unsere Zeit für das Gitarrespielen einteilen und Schwerpunkte setzen müssen, würde mich interessieren, wie ihr eure Prioritäten setzt: lieber mehr Zeit für die schöne Klangerzeugung oder lieber mehr Zeit für neue Stücke?
Das hat für mich etwas von einem Spannungsfeld, hier mal übersteigert polarisiert: Lieber in Schönheit auf der Stelle treten oder viele Stücke durchhuddeln?
Bei Rob MacKillop ist das Teil seines Berufes, weshalb er sich damit schon einmal intensiver auseinandersetzen kann.
In meinem fortgeschrittenem Alter gehört ein guter Ton zum Einstudieren eines neuen Stückes untrennbar dazu. Notfalls auch auf Kosten des Tempos, im Rahmen meiner Möglichkeiten natürlich, aber möglichst nie auf Kosten des Klangs.
Was den Aspekt der gegenseitigen Beeinflussung der Saiten durch die Obertöne der benachbarter Saiten betrifft, mache ich derzeit eine sehr interessante Erfahrung. Die Gleichung Viel hilf Viel, scheint hier ebensowenig aufzugehen wie anderswo. Ich spiele derzeit auf meinen beiden Gitarren Aquila Ambra 800 Saiten, einer synthetischen Version der traditionellen Gut & Silk Saiten, die laut Experten wie u.a. Rob MacKillop, diesen klanglich recht nahe kommen sollen.
Diese Saiten sind wie ihr Vorbild deutlich grundtöniger, was jedoch nicht heißt, dass sie überhaupt keine Obertöne haben. Sie sind nur zurückhaltender und weniger dominant, als das bei den meisten anderen, brillanteren Saitenvarianten der Fall ist.
Das Ergebnis ist ein helles (!) und klares Klangbild, bei dem die einzelnen Saiten in meinen Ohren sehr viel „harmonischer“ und „ungestörter“ zusammen klingen und gleichzeitig sehr viel klarer und sauberer trennen. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, bis man sich erst einmal in das neue/alte Klangbild eingehört hat.
Als plausible Erklärung wäre denkbar, dass sich Obertonreihen in der Praxis nie „rein“ ausbilden. Das gilt vor allem für die dickeren Saiten, was Dr. Junger in seinem Plädoyer für die Carbon G3 bereits schon mal entsprechend beschrieben hatte. D.h. je nach Saite können sich unterschiedlich starke Obertonverschiebungen ausbilden, die auf resonanten Gitarren zu gegenseitig Beeinflussungen führen können.
In diesem Spannungsfeld zwischen technischer und klanglicher Optimierung der bereits gespielten Stücke einerseits und dem Reiz neuer Stücke andererseits setzt Rob MacKillop in einem Beitrag bei Dellkamp insofern einen neuen Akzent, als er sich sogar von der Qualität des Instrumentes löst, und dem Erforschen des Klanges einen eigenen Wert beikommen lässt.
Deine Beobachtungen zu den Obertönen, lieber Harald, wird von Deinen Beiträgen früher zur Stimm-App von Petersen ja bestätigt, wonach die verschiedenen Schwingungsebenen einer Saite durchaus messbar voneinander abweichen! Bei den mechanischen Deformierungen der Saiten durch die Bünde und Nagelspuren sicher auch von da her plausibel!
Grundtönig klingt äußerst spannend! Könntest Du die Ambra 800 im Vergleich zur Neutral-Referenz D’Addario EJ45 klanglich beschreiben?
Zitat von jozef im Beitrag #1Können sich die Schwingungen benachbarter Saiten in einem Akkord auch gegenseitig hemmen?
Das ist eine interessante Frage! Zumal die Gitarre - wie das Klavier und eigentlich jedes Saiteninstrument - deutlich hörbare Saitenresonanzen produziert.
M.E. nach ist es bei Saitenresonanzen grundsätzlich so, dass nur Töne resonieren, die hinsichtlich ihrer Obertöne "verwandt" sind und sich damit harmonisch in das Klangbild einfügen. Bei der Gitarre fallen mir daher insbesondere Resonanzen im Bereich der Oktave (z.B. die leere hohe e-Saite lässt die tiefe e-Saite resonieren) oder Quinte (z.B. die leere h-Saite lässt die tiefe e-Saite resonieren) auf. Wenn man einmal die leere e-Saite anschlägt und alle anderen Saiten dämpft merkt man, wie trocken und kurz die Saite nur "nachhallt".
Ich gehe davon aus, dass die entstehenden Saitenresonanzen beim Spielen in den meisten Fällen harmonisch gewollt sind und das Klangbild der Gitarre prägen. Insofern bestimmte Resonanzen unerwünscht sind, müsste man die betreffenden Saiten ja dämpfen - was nicht in jedem Fall praktikabel sein dürfte.
Zitat von Charlie im Beitrag #13 … Grundtönig klingt äußerst spannend! Könntest Du die Ambra 800 im Vergleich zur Neutral-Referenz D’Addario EJ45 klanglich beschreiben?
Der Diskant klingt heller, offener und transparenter, wirkt subjektiv empfunden lauter und ist deutlich „schöner“ zu modulieren. Die Bässe sind zurückhaltender aber sonorer, weniger „wuchtig“ und eine wunderbar kontrastreiche Ergänzung zu dem Diskant. Während der Diskant unmittelbar „glänzt“, wirkt der Bass im ersten Moment vielleicht etwas enttäuschend „schwach“, bis man sich eingehört hat und feststellt, dass alles und noch mehr da ist, ohne dabei „aufdringlich“ zu wirken.
Da das bei mir auf zwei sehr unterschiedlichen Gitarren gut funktioniert, bin ich zuversichtlich, dass das auch bei anderen Gitarren so sein wird, sofern man denn dieses Klangbild mag und sucht!
Zitat von commissario im Beitrag #14 … Insofern bestimmte Resonanzen unerwünscht sind, müsste man die betreffenden Saiten ja dämpfen - was nicht in jedem Fall praktikabel sein dürfte.
… aber nicht selten erforderlich ist, um störende Überlagerungen zu vermeiden. Dafür gibt es sogar unterschiedliche Techniken für die linke und die rechte Hand.
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06.04.2023 19:49
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