Schon seit geraumer Zeit wollte ich mir eine Barockgitarre bauen.
In Frage kamen Pläne von Checchucci, Massaguer, Voboam und Stradivari.
Ja, tatsächlich wurden in der Werkstatt von Stradivari auch Gitarren gebaut.
Letztlich habe ich mich für die Stradivari entschieden. Der Plan ist von Jan von Capelle erstellt und basiert auf Templates des Museums in Verona.
Ich hab mich aus mehreren Gründen für dieses Modell entschieden:
1. Mensur von 657 mm ist spielbar und kann auf E gestimmt werden
2. Das Instrument ist nicht mit Verzierungen überladen was auf ein Gebrauchsinstrument hinweist, also nicht nur Repräsentationszwecken dient.
3. Die Rosette ist keine umgedrehte Torte sondern erinnert eher an eine Renaissancegitarre mit flacher Rosette. Ist aber aus 3 Ebenen zusammengesetzt.
4. Die Gitarre wird um die Form gebaut, wie eine Geige. Ein interessanter Aspekt.
Korpusmaße : L = 412 mm, UB= 233mm Tiefe: v 80mm h 90 mm
Beim ausschneiden des Bodens ist mir aufgefallen, das das Holz für 2 Gitarren reicht und hab mir überlegt dann bau ich gleich Zwei. Aber ich stelle die Zweite erst einmal einige Zeit zurück da im Moment meine Hände nicht so mitspielen und ich auch Ende Januar eine Knie TEP bekomme .
Gitarre 1(für mich): Boden und Zarge Vogelahorn von Herrn Kreuzer Mittenwald
Gitarre 2: Boden aus Vogelahorn, Zargen aus Nussbaum (ist nicht in Stein gemeißelt)
Decken sind natürlich Alpenfichte, Tonholzhändler Kreutzer und Kollitz
Hals wird aus furnierter Weymouthskiefer. Ein Holz mit dem ich schon Bienenkästen gebaut habe. Steht gut, ist leicht, klingt gut und lässt sich auch durch einen Regenguss nicht aus der Ruhe bringen.
Steg und Kopfplatte aus Pflaumenholz
Abweichungen vom Plan:
1. Ich werde für mich auf jeden Fall Wittner (o.Ä) Feinstimmwirbel verbauen. Die haben sich bei der Fabricatore bewährt. Ist ein Stilbruch, aber da bin ich zu bequem.
2. Voboam verwendet in Leim getränkte Kordel um die Zargen-Boden/Decken Verbindung zu verstärken. Stradivari nutze in Leim getränktes Papier. Ich werde wahrscheinlich zarte Reifchen zur Vergrößerung der Leimfläche benutzten.
3. Der Boden wird eine Nahtverstärkung über die Fuge erhalten.
4. Ich werde die Rosettenebenen mit dem Lasercutter ausschneiden.
5. Der Hals wird nicht mit einem Nagel am vorderen Klotz befestigt, sondern mit einer Schraube.
6. Ich verändere die Mensur von 657 mm auf 650 mm.
Da kann man mehr erfahren:
https://thedutchluthier.files.wordpress....e-al-122-lr.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=wPuemCbnXdU >>Etwas länger Mensur, gleiche Bauart
Meine Ausführungen sind etwas lang geworden, könnten aber noch länger sein.
Mit den Bildern hats nicht geklappt . Sind in der Gallerie.
Gruß Burghard

[widget=2218] So . Geht doch.

Hallo ,
Es geht weiter auf der Reise mit der Barockgitarre. Ich habe Hals und Rosette fertiggestellt.
Dir Rosette hat drei Ebenen, die aufeinander geleimt sind. Man braucht etwas heitere Gelassenheit beim arbeiten an der Rossette, irgendetwas bricht immer ab.
Der Hals ist aus leichten Strobenholz. Das wurde auch im Schiffbau für Masten verwendet. Ich habe es mit Nußbaum und Ahornholz furniert.
Kopfplatte und Hals sind mit einem V-Zapfen ( Deutscher Anschäfter ) miteinander verbunden, so wie sich das gehört.









Als nächstes wird der Hals an die Zarge geleimt. Dann kommen Boden und Decke drauf.
Vielleicht kann mir jemand ein Tipp geben welchen Durchmesser der Bunddarm (Nylon?) haben sollte.


Gruß Burghard

Schön, dass du weiterbauen kannst.

Den Link kennst du?
https://www.schossig-lautenbau.de/Bundieren.pdf

Ich meine, dass ich für die Renaissancelaute Bunddarm in den Stärken 0,8 - 0,7 und 0,6 mm verwendet habe.

Was ist Strobenholz?

Vielen Dank.
Strobenholz ist Weymothskiefer. Leicht, stark belastbar und verzieht sich bei Feuchtigkeit nicht.
Klingt gut, wenn man gegen klopft. Wird auch von Imkern für Bienenbeuten benutzt.
Gruß Burghard

Hallo ,
so , der Kasten ist nun geschlossen und die Endarbeiten und Verschönerungen können beginnen.Wie schleifen, Fehlstellen ausbessern, lackieren und die Bünde anbringen.
Die für mich ungewohnte Bauweise hat mich ganz schön ins schwitzen gebracht und ich mußte manchmal etwas improvisieren.
Die Bauweise, mit dem im Plan angegebenen Werten, führt an die Grenze des Möglichen. Die Gitarre ist mit nur 560 g ein echtes Leichtgewicht.
Das Einstellen des Halswinkels in der Freihandmethode war ein Geduldsspiel. Die nächste Barockgitarre würde ich auf jeden Fall in die Form bauen. So haben es Voboam und Andere auch gebaut.
Die Frage ob Holzwirbel oder Wittner Feinstimmwirbel beschäftigt mich jetzt. Eigentlich wollte ich Wittner nehmen , aber der Preis schreckt mich ab.
Kann ich da euren Rat erfragen und ein paar Tips bekommen. Was spricht für oder gegen Holzwirbel. Ich glaube das Stimmen mit Holzwirbeln macht kein Spaß , oder?
Gruß Burghard

Holzwirbel, tja … Geiger, Bratscher und Cellisten kennen nur Holzwirbel, Lautenisten auch (naja, die meisten ). Wenn die gut gemacht sind, ist alles kein Problem.

Wenn. Mein Oud hat auch Steckwirbel, und ich würde die sofort gegen die Wittmer ersetzen, wenn mich der Preis nicht abhalten würde. Bei elf Stück geht das ins Geld.

Ich mag keine Empfehlung geben. Ich glaube, dass auch das Holz der Kopfplatte eine Rolle spielt. Bei Streichern ist das immer Ahorn, hart und dicht. Bei meinem Oud ist das irgendwas. Und es nervt.

Zitat von ollo im Beitrag #7

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Geiger, Bratscher und Cellisten kennen nur Holzwirbel

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Das ist schon richtig. Aber die Wirbel laufen trotzdem sauber und leicht. Das kann ich bei meinem Oud leider nicht behaupten, obwohl sie vom Geigenbauer überarbeitet wurden. Und bei meiner Renaissancelaute war es nicht sehr viel besser.

Ich kenne Geiger, die fast ausschließlich mit den Wirbeln stimmen und mit den Feinstimmern nur bei a- und e- Saite leicht nachjustieren.

Ich hatte mal eine Laute, bei der die Wirbel einfach nicht rund waren. Wenn man oben mit Stimmen fertig war, war unten schon wieder alles durcheinander. Ich war damit beim Instrumentenbauer, der meinte, man müsste sie komplett neu anfertigen. Seitdem spiele ich keine Laute mehr.

Lehre: Wirbel können durchaus gut sein, wenn sie vernünftig gefertigt werden. Wenn du dir das zutraust, mach es, sonst nimm die Wittmer.

Hallo,
Bei Streichinstrumenten werden die Wirbel ja zweifach gelagert, während bei der Gitarre die Zugkraft der Saiten die Wirbel ja quasi verkantet. Vielleicht spielt das einen Rolle.
Ich hab jetzt Wittner Wirbel bestellt. Saiten hab ich von Aquilia bestellt. Ich lackiere die Decke gerade mehrfach mit stark verdünnten Schellack. Zarge und Boden bekommen einen Überzug aus Tru Oil. Bald.bin ich fertig und ich bin schon sehr gespannt.
Gruß Burghard

Hast du für die Wittmer eine besondere Bezugsquelle?

Ich hab keine direkte Einkaufsquelle, z.b. beim Hersteller.
Ich glaub beim großen T ist es preiswertesten. Allerdings muß man bei den Flameco Wirbeln ein Set von 6 Wirbel bestellen. Dictum hat einzelne Wirbel im Angebot.
Gruß Burghard

Hallo,
nach vielen Verzögerungen hab ich die Gitarre nun fertiggestellt.
Ich hab auch schon einen kleinen Test durchgeführt. Es fühlt sich so an als würde man ein völlig neues Instrument lernen, völlig anders als Konzertgitarre.
Mit den Saiten muß ich noch Experimentieren. Die Oktavsaiten sind etwas dünn und schlage daher leicht an. Ich bin Nagelspieler, muß ich noch anmerken.













Ein Klangbeispiel unbearbeitet. Ich bitte die Unzulänglichkeiten zu verzeihen.

https://www.youtube.com/shorts/87UFVHPHZ2Q

Gruß Burghard

Sehr schöne Gitarre, toll.

Eine Frage aus Neugier und Unwissenheit: der Abstand der Chanterelle zum zweiten Chor scheint mir sehr groß. Ist das normal?

Wegen der Oktavsaiten: lege sie mal etwas höher, testweise mit ein bisschen Alufolie oder so, dann könnte es funktionieren. Wenn die zu hart sind, stechen sie klanglich hervor, was ja auch nicht gewünscht ist.