nachdem du die Aquila Ambra ja gut kennst: was ist denn der Unterschied zwischen den Ambra 2000 und den 800? Ist es nur low tension bzw. normal tension?
Vielen Dank, dass du die Initiative für dieses Thema ergriffen hast, nachdem ich die Ambra Saiten an anderer Stelle bereits so penetrant angepriesen habe.
Ambra 800/900 sind synthetische Varianten der Gut&Silk 800/900 Aquila Darmsaiten, die auf Vorlagen basieren, die man bei Segovia und Pujol gefunden hat. Daher gibt es sie auch nur jeweils in einer Stärke. Eigentlich für historische Gitarren mit kürzerer Mensur und/oder niedrigerer Stimmung gedacht, hat Mimmo Peruffo von Aquilacorde jedoch explizit bestätigt, dass sie auch ohne Probleme auf modernen Gitarren in Standardstimmung einsetzbar sind und ich offensichtlich auch nicht der einzige bin, der diesen "Mißbrauch" begeht!
Der Diskant ist geschliffen und aus Supernylgut, wobei das so glatt ausgeführt ist, dass man es zuerst gar nicht wahrnimmt. Die Bässe besitzen einen Rayon Kern und kommen lt. Rob MacKillop historischen Bässen mit Seidenkern sehr nahe, besitzen jedoch eine deutlich bessere Oktavreinheit.
Der wesentlichste Unterschied zwischen Ambra 800 und 900 liegt in der Spannung. 40 kg für Ambra 800 und 44 kg für Ambra 900, wobei letzteres für mich und meine Gitarre eindeutig zu viel ist.
Ambra 2000 ist der Versuch, Gut&Silk Flair für moderne Gitarre anzubieten. Der Diskant ist aus leicht modifiziertem Nylgut und nach meinem Empfinden dem Alabastro Diskant ziemlich ähnlich. Schön aber höhenreicher und damit etwas "moderner" als die historischen Sätze. Für die Bässe wird je nach Spannung Rayon 800 bzw. 900 eingesetzt.
Klanglich steht für mich der Ambra 800 bzw. 900 Satz dem deutlich näher, was man von prominenter Seite (Charles Trepat und Rob MacKillop z.B.) auf historischen aber auch modernen Instrumenten mit Darmsaiten hört, als der Ambra 2000 Satz. Das wohlgemerkt ohne die Einschränkungen (Kuppen-/Nagelspiel) und Nachteile (Oktavreinheit) mit dem man bei Darmsaiten leben müsste.
Lange Rede kurzer Sinn, Ambra 2000 und Ambra 800 unterscheiden sich vor allem im Diskant so deutlich voneinander, das ich nur jeden ermutigen kann, letzteren zumindest einmal zu probieren, sofern man den Klang von Darmsaiten grundsätzlich mag. Er unterscheidet sich auf angenehmste Weise deutlich von allem was ich vorher gespielt habe.
Gruß Harald
PS: Auch wenn das vielleicht ein bisschen wie Werbung für Aquila daherkommt, gibt es natürlich keinerlei wirtschaftliche Verflechtung!
Ambra 800, sowohl auf der modernen Sakurai-Kohno Pro-J (2004) als auch der kleinen von Grüner Torres (1985). Beide haben eine Fichtendecke, Jacaranda- bzw. Palisander-Korpus, 650er Mensur und sind auf 440 Hz gestimmt.
Besonders bei letzterer, mein Sorgenkind in Punkto Saiten, machen sie eine ganz ausgezeichnete Figur!
Auf der Kohno hatte ich zwischenzeitlich Ambra 900, deren Verwandtschaft mit den Ambra 800 offensichtlich ist, aber deren Spannung mir eindeutig zu hoch ist.
Davor waren es überwiegend Saiten mit Nylon-Diskant. Zuletzt überwiegend Knobloch 200/300 ADN..
Zitat von Harald im Beitrag #2Der Diskant ist geschliffen und aus Supernylgut, wobei das so glatt ausgeführt ist, dass man es zuerst gar nicht wahrnimmt.
Ich hatte die Aquila Ambra 900 (Herstellungsdatum 7/2018) vor drei Jahren mal aufgezogen. Da hatte der Diskant eine sehr rauhe Oberfläche, die mir beim Spielen eher unangenehm aufgefallen ist. Möglicherweise ist das jetzt anders. Mimmo ändert ja gerne zwischendurch die Rezeptur, ohne dass das an der Produktbezeichnung abzulesen ist.
Zitat von Klampfenkarl im Beitrag #5... Ich hatte die Aquila Ambra 900 (Herstellungsdatum 7/2018) vor drei Jahren mal aufgezogen. Da hatte der Diskant eine sehr rauhe Oberfläche, die mir beim Spielen eher unangenehm aufgefallen ist. Möglicherweise ist das jetzt anders. Mimmo ändert ja gerne zwischendurch die Rezeptur, ohne dass das an der Produktbezeichnung abzulesen ist.
Ja, da hast du wohl recht, aber Mimmo hat glücklicherweise aus seinen Fehlern gelernt und Aquila entwickelt sich so langsam zur "Großmacht" auf dem Diskantsaitensektor, wenn man sich vor Augen führt, welche anderen Hersteller er damit bereits beliefert: Knobloch, d'Addario, Martin, Dunlop, Ortega. La Bella und Ernie Ball stehen wohl kurz davor, ebenso wie Savarez und Hannabach und Thomastik plant wohl sogar ein Cooperation, weshalb die neue Verpackung wohl beide Logos ausweisen wird.
Ungeachtet dessen habe ich nach vier sehr glatten Ambra Diskantsätzen jetzt den ersten mit etwas "rauerer" Oberfläche aus demselben Produktionszeitraum erwischt. Da scheint es bei der rein mechanischen (!) Nachbearbeitung wohl doch eine gewisse Schwankungsbandbreite zu geben.
Die Ambra 2000 sind meine liebling Saiten. Ich habe gedacht die 800-900 gehen nur auf historischen Instrumente. Nun werde ich nächstes mal die Ambra 800 benutzen ... vielen Dank für den Hinweis. Aquila scheint keine wirklich regelmässige Produktion zu haben. Zwei mal hatte ich einen Satz wo die D-Saite schnell kaputt war. Mit dem letzen Satz, geht es wieder ganz gut, und mir scheint es sogar dass der Klang noch länger wie neu bleibt.
Zitat von Bernard im Beitrag #7 ... Aquila scheint keine wirklich regelmässige Produktion zu haben. Zwei mal hatte ich einen Satz wo die D-Saite schnell kaputt war. Mit dem letzen Satz, geht es wieder ganz gut, und mir scheint es sogar dass der Klang noch länger wie neu bleibt.
Solche, meist kurzzeitigen Probleme hatte ich schon mit fast allen Herstellern inkl. dem Primus d'Addario. Da sehe ich Aquila nicht besser oder schlechter als andere, wenn man den klanglich richtig tollen, in der Praxis jedoch etwas delikaten Sugar Diskant mal ausnimmt.
Wobei ich aktuell gestehen muss, dass es beim Diskant des 4. oder 5. Ambra 800 Satzes jetzt erstmals leichte "Probleme" gibt. Die Oberfläche ist nicht ganz so glatt, wenngleich immer noch besser als bei den meisten Rectified Nylon Saiten, und von der Spannung fühlen sie sich irgendwie härter an. Das hat auch der direkte Vergleich mit meiner "Kleinen" bestätigt, auf der sich dieselben Saiten immer härter anfühlen, als auf meiner "Großen". Da ich mir mit meiner "Großen" einig bin, dass wir zu harte Saiten nicht mögen, habe ich den Diskant erst mal durch Savarez 520R ersetzt, was zu meiner großen Überraschung erstaunlich gut funktioniert.
Was die Haltbarkeit/Nutzbarkeit betrifft, finde auch ich, dass die Aquila Saiten, konkret jetzt die Ambra 800, deutlich länger halten und vor allem ihren Ton bewahren.
Ich bin mal gespannt, wie deine Erfahrungen mit den Ambra 800 sind. Diese eine Ausnahme wird an meiner Präferenz trotz allem nichts ändern!
mal nach längerer Zeit ein kurzer Erfahrungsbericht zu den Ambras, genauer gesagt den Ambra 2000. Ich hatte in meiner Saitenkiste eine leider unetikettierte, aber mutmaßlich diesen Saiten zuzuordnende Packung entdeckt und letzte Woche zunächst den Diskant aufgezogen. Vorsichtigerweise erstmal auf meine "Zweitgitarre" (Cashimira), die vorher mit Knobloch Carbon MHT bestückt war und mit diesen auch klanglich sehr gut harmonierte. Wie vielleicht zu erwarten, war der Ambra-Diskant leiser und etwas weniger brillant, jedoch durchaus hell und weniger "steril" (wenn man so will farbiger). Ich hatte sowohl mit der linken als auch der rechten Hand das Gefühl, dass man die Töne besser modulieren kann, was wahrscheinlich auch an der sehr direkten Ansprache liegt. Also ein echt positiver Eindruck. Zu den Bässen kann ich noch nichts sagen, da erst vorgestern aufgezogen. Jedoch habe ich gelesen, dass ca. um 2019 die "Rezeptur" der Bässe verändert wurde und die Saiten sind möglicherweise etwas älter. Zudem kenne ich die Saitenspannung nicht. (siehe kein Etikett) In dem anderen großen Forum werden als Kombi zum Ambra 2000 Diskant die "roten Bässe" empfohlen. Sind das die Aquila Rubino und ist das einen Versuch wert? Werde demnächst auch die Ambra 800 ausprobieren, muss dazu aber noch die richtige Gitarre finden . Im Prinzip ist die Tobias-Berg-Gitarre das Zielinstrument .....
Danke Gitarrenmichel. Harald wird als absoluter Aquila-Experte sicher hierzu noch etwas sagen. Von mir nur soviel: meine Erfahrungen mit den Ambras sind, dass sie sehr lange brauchen, nicht nur um stimmstabil zu werden (werden sie eigentlich irgendwann wirklich stimmstabil...?), sondern auch um den optimalen Klang zu entwickeln. Das ging bei mir durchaus mehrere Wochen.
Danke für den Hinweis, Peter. Gerade "fremdle" ich noch etwas mit den Basssaiten, die sind aber nun wirklich erst zwei Tage auf dem Instrument. Stimmstabil: Ja, da waren die Knoblochs besser, aber während des Übens hält die Stimmung eigentlich ganz gut. Immer wenn ich am Instrument vorbeikomme, ziehe ich etwas nach. (Ein guter Grund immer mal wieder zwischendurch drauf zu spielen
Das freut mich zu hören und bestätigt meine bisherige Erfahrung.
Ob es sich bei den Bässen um die „neuen“ Rayon Bässe handelt ist leicht an der Farbe der Fasern im Kern zu erkennen. Sind sie tiefrot, handelt es sich um die Rayon Bässe, die laut Expertenmeinung bislang gelungenste moderne Kopie der traditionellen Gut&Silk Bässe.
Die außen roten Bässe kann man auch einzeln kaufen. Neben den Rubinos sind sie auch in den Sugar Sätzen enthalten.
Was die Saitenspannung betrifft, so gibt es die Ambra 2000 nur in LT und NT, wobei sich LT mehr wie NT und NT mehr wie HT anfühlt, was plausibel wird, wenn man sich die Aquila Tabelle anschaut.
Die roten Bässe klingen heller und direkter als die Rayon Bässe. Letztere klingen im ersten Moment eher etwas enttäuschend, weil sie den „Punch“ neuer Basssaiten vollkommen vermissen lassen, aber nach etwa einer Woche entwickeln sie einen tiefes, warmes Timbre, das sie von allen anderen Bässen wohltuen abhebt. Ist aber natürlich auch Geschmacksache. 😉
Was die langsame Stimmstabilität betrifft, so ist das eine Eigenart, die alle Aquila Saiten mehr oder weniger betreffen. Dafür halten sie richtig, richtig lange, auch die Bässe und sind dann auch mindestens ebenso gut stimmstabil, wie Carbon Saiten. Meine von Grüner mit den Ambra 800 brauche ich kaum noch nachzustimmen, klingt immer noch richtig gut und daran, wann ich die Saiten aufgezogen habe, kann ich mich kaum noch erinnern und ist einige (!) Monate bereits her. 😉
Hallo Harald, danke für die Ausführungen zu den Bässen. Nach einer kurzen Visite würde ich sagen, dass das noch nicht die Rayon Bässe sind. (Insofern wäre da ein Tausch mittelfristig zu empfehlen) Ansonsten hört es sich so an, dass für die Ambra 800 tatsächlich die Rayon besser passen müssten, der Ambra 2000 - Diskant ist da wahrscheinlich in der Kombi flexibler, da ohnehin nylonesker. Wie du schon sagst, Geschmackssache.
Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #14 … Ansonsten hört es sich so an, dass für die Ambra 800 tatsächlich die Rayon besser passen müssten, der Ambra 2000 - Diskant ist da wahrscheinlich in der Kombi flexibler, da ohnehin nylonesker. Wie du schon sagst, Geschmackssache. …
Das würde ich so nicht sagen. Die neuen Ambra 2000 Sätze haben die Rayon 800 bzw. 900 Bässe und auf meinen Gitarren klang diese Kombination ebenfalls richtig gut. Man muss den Rayon Bässen und dem persönlichen Klangempfinden nur ein bisschen Eingewöhnungszeit gönnen … sofern man diesen Klang denn überhaupt mag! 😉
Forum-Klassikgitarre.de
Thema drucken
15.05.2023 12:21 (zuletzt bearbeitet: 15.05.2023 17:04)
Antworten
