Guten Morgen liebe Leute!
Wahrscheinlich kennen das viele unter euch: Ihr habt ein neues Stück einzuüben begonnen, am Anfang geht es gut voran und dann kommt das Gefühl, dass man auf der Stelle tritt, das Stück entwickelt sich nicht so, dass ihr sagen könntet: jetzt hab ich's! Das Stück will auch nicht so richtig in den Kopf. Mir passiert das gerade - bitte nicht lachen - mit Sors op 35, Nr. 18.
Kennt Ihr Tipps, Tricks um wieder vorwärts zu kommen?

Hallo Karel,

ich habe eine für mich ganz hilfreiche Vorgehensweise entwickelt. Das Hauptproblem ist ja meist, dass wir von vorne beginnen, bis wir an eine schwierige Stelle kommen, die technisch oder vom Auswendiglernen her holpert, und dann eher wieder von vorne beginnen.
Die Stücke, die mir Schwierigkeiten machen, schneide ich so in Streifen, dass nur eine Notenzeile bleibt, klebe diese Steifen dann hintereinander und falte dann den Strang in eine ca. A5 Zieharmonika, bei der die Taktstriche die Faltmarken sind. Was da entsteht sieht dann zwar optisch nicht so ganz akkurat aus ... macht aber nix.
So lässt sich das Stück dann Häppchenweise lernen, und zwar Abschnitt für Abschnitt. Immer, wenn ich einen Abschnitt soweit zufriedenstellend gelernt habe (auch halbwegs auswendig), dann wir auf den nächsten Abschnitt umgeblättert. So komme ich nicht in Versuchung, die schwierigen Stellen zu umgehen. Das Stück wird so total fragmentiert, aber diese kleinen Häppchen lassen sich ja dann auch in größere Happen bündeln, indem anders gefaltet wird.
Damit die Streifen nicht auseinanderfall einfach ein kleine Gummiband darum machen.

Ich hoffe, ich habe es halbwegs verständlich formuliert und vielleicht hilft es

Danke, ich übe zwar einzelne Stellen, aber nicht so systematisch ... ich werde Deinen Vorschlag umsetzen, anstatt Zerschneiden und Falten versuche ich es mit dicken bunten Unterteilungsstrichen im Notenblatt. Bin schon gespannt!

Oder mit den klebenden Enden von Post-Its, zwei kleine Streifen daraus zurechtschneiden und aufs Notenblatt kleben für Anfang und Ende des Übungssegmentes. So ferkelt man nicht zu sehr in den Noten rum 😉

Fürs Üben mach ich immer eine Kopie des originalen Notenblatts (stehe voll auf die alten gedruckten Notenausgaben) und in der wird "herumgeferkelt"

I never ever had contact to Monica Lew… äh … somebody who copies Noten 😃😃

Hi, was mir zusätzlich noch etwas hilft, wenn es dann darum geht , die einzeln geübten Passagen zusammenzufügen, ist die konsequente Orientierung der Spielgeschwindigkeit an den problemstellen. Klingt selbstverständlich, aber ich erwische mich regelmäßig dabei , dass ich mich an den flüssigen, schon gut sitzenden Passagen orientiere und dann wundere, dass da immernoch Brüche bei den technisch anspruchsvolleren Teilen auftauchen.

Gruß gitarrenmichel

Geduld haben und einfach mal spazieren gehen.

Zitat von jozef im Beitrag #8

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Geduld haben und einfach mal spazieren gehen.

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Hi Karel,
wieso lachen, ich finde Sor's 35/18 ist einfach ein Fingerquäler...
Mir geht es tatsächlich generell so, dass ich mich selbst bei (für mich) einfachen Stücken schwertue, die konsequent fehlerfrei zu spielen. Also auch bei solchen, wo ich an sich keine "Problemstelle" mehr identifizieren kann. Und selbst, wenn ich gut "durchkomme" bin ich meistens mit dem Ton unzufrieden (meistens dem des Ringfingers) und über meine Interpretation will ich mir gar keine Gedanken machen müssen

Einen Tipp kann ich Dir da also nicht geben, nur das Gefühl, nicht alleine zu sein.

Gruß
Sascha

Das sind meine Erfahrungen:
Ich erlebe auch sehr oft, dass es nicht so richtig vorangeht, vor allem, wenn es um Geschwindigkeit geht. Meiner Erfahrung nach ist es dann so, dass man einige Tage Pause damit machen und dann vor vorne anfangen muss (auch wieder langsam anfangen). Irgendwann wird der Schalter umgelegt. Der Körper braucht Zeit. Oft brauch ich einige dieser Zyklen. Immer wieder sollte man das Ganze auch punktiert spielen. Damit kommt mehr Fingerkontrolle in diese ganze Sache.

Es gibt aber auch eine andere Situation, wo ein Finger einfach nicht will oder sich nicht unabhängig genug bewegen kann. Dann komm ich ohne Extra-Übung nicht weiter. Beispiel: Beim Danse macabre, das wir jetzt im Quartett anfangen, gibt es chromatische Läufe von ganz oben nach unten. Damit hatte ich letzte Woche, als ich für mich alleine damit begann, Probleme. Keine Chance, weiterzukommen. Ich hab jetzt bemerkt, dass die Finger 2 und 3 der linken Hand nicht unabhängig genug sind. Da gabs immer eine kleine Behinderung. Also Übung erfunden und jetzt geht das problemlos in der benötigten Geschwindigkeit. Die Übung war, Finger 1 und 4 auf der hohen Saite zu plazieren und auf der zweiten Saite die beiden anderen abwechselnd zu spielen.

Man muss also in solchen Fällen erst mal fühlen, wo das Problem liegt und dann das möglichst ohne Beteiligung der anderen Finger bearbeiten. Die anderen Finger auf eine andere Saite auslagern hat immer gut geholfen. Man muss dem Körper die Gelegenheit geben, kleine Einzelfortschritte machen zu können. Ich glaube, dass das wesentlich ist.

Besten Dank für alles! Eigentlich hat mir das mein Lehrer auch schon gesagt, aber im Eifer des Übens flutscht es aus dem Kopf. Habe jetzt die erste Runde Sor 35/18 üben hinter mir: schön in Teile zerlegt und Tempo den schwierigsten Stellen angepasst, ging recht gut. Denke dass ich nach ca 10 Durchgängen ein gutes Stück weiter bin. Dann folgt 35/22.

Zitat von Karel im Beitrag #12

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... Dann folgt 35/22.

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Bei mir hilft die lange Frist: problematische Stücke ein Jahr lang liegen lassen und dann wieder hervorholen. Großer zeitlicher Abstand gibt mir die Gelegenheit, mit anderen Stücken Fortschritte zu machen und dann einen frischen neuen Anlauf zu versuchen. Muss man sich auch leisten können, aber ich habe zufällig gerade keine größeren Konzerttouneen geplant. Hust.