Liebe Forumskollegen! Die 12 Etüden von Villa-Lobos sind zweifelsohne schwierig, aber meiner Meinung nach machen die Profis sie noch schwieriger, indem sie sie so schnell spielen. Manchmal scheinen sie sich gegenseitig herauszufordern, um zu sehen, wer sie am schnellsten spielen kann. Nr. 1 wird in sehr hohem Tempo gespielt und ist ein "Allegro non trompo". In diesem Beitrag nennen einige Forumsmitglieder mehrere Profis, und meiner Meinung nach spielen sie es alle zu schnell. Und es könnten noch viel mehr sein, darunter Eduardo Fernandez, usw. Wie Sie wissen, wurden diese zwölf Studien Andrés Segovia gewidmet. H. Villa-Lobos hat ihm auch das Konzert für Gitarre und Orchester gewidmet. Und so hat Andrés Segovia diese Werke uraufgeführt. Andererseits sagt uns die Geschichte, dass, als Villa Lobos diese Studien schrieb, der Gitarrist Abel Carlevaro wegen des Fingersatzes nicht weit weg war. Ich möchte sagen, dass Andrés Segovia der Gitarrist war, der dafür gesorgt hat, dass die Gitarre einen wichtigen Platz in den Konzertsälen einnimmt, oder vielmehr beeinflusst hat. Wir sollten nicht vergessen, dass er bereits 1913 Gitarrenkonzerte gab und bereits sehr bekannt war. Es ist klar, dass Fernando Sor, Francisco Tárrega und einige andere Gitarristen aus früheren Zeiten kamen, aber Segovia war entscheidend. Der Erfolg von Andrés Segovia war so groß, dass es für den Komponisten eine sehr rentable Investition war, ihm ein Werk zu widmen. Ohne weiter auf dieses Thema einzugehen, bin ich der Meinung, dass Andrés Segovia diese zwölf Studien schon bei der Uraufführung mit großer Geschwindigkeit spielte, und jeder, der sie nach der Uraufführung spielte, konnte nicht weniger und versuchte sogar, die Geschwindigkeit zu erhöhen.
Für das Protokoll, in meiner eigenen Meinung, würde ich gerne auf Dinge, die Forumsteilnehmer berichten, zu erweitern, aber es würde zu lang sein. Ich möchte diesen Kommentar über das Tempo "Alegro" beenden. Ich sagte eingangs, dass die Etüde Nr. 1 ein "Allegro non troppo" ist, ein Grund mehr, sie nicht zu schnell zu spielen. Mit der mir vom Forum erteilten Erlaubnis und ohne jegliche Anmaßung meinerseits möchte ich eine Etüde zeigen, die ich vor Jahren komponiert habe und die bereits am 01.11.2023 in diesem Forum gezeigt worden ist. Es ist eine "Allegro vivace"-Etüde, und das ist kein Grund, ihr Tempo zu übertreiben. Übrigens ist es ein Optionales stück für den Fortgeschrittenenkurs am Liceo de Barcelona, obwohl es nicht im Programm steht. Wir werden das "Tempo" beobachten können, das der Gitarrist James McFarland darauf anwendet. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen viel Erfolg mit diesen wunderbaren Studien von Villa Lobos! Eliseo
Zitat von peterg im Beitrag #12 Es ist schade, oder vielleicht auch verständlich, dass die schwereren Etuden auch besonders bekannt sind. Die leichteren m.E. 8, 6, oder 11 schrecken vielleicht am Anfang etwas weniger ab, als wenn man gleich der Reihe nach mit den Hammeretuden 1,2,3 anfängt.
Das finde ich einen guten Hinweis für Leute, die sich da noch nicht rangetraut haben. Und spannend fände ich auch, wie Eurer Meinung nach ( "Ihr = Leute, die die Etüden schon gespielt haben) generell die Sortierung der Etüden nach Schwierigkeit aussähe...
Ich glaube es gibt in Delcamp-Forum zwei Fäden zum Thema Schwierigkeit der Etuden. Natürlich fällt dem Einen manches leichter, was Anderen Schwierigkeiten bereitet. D.h. also meine persönliche, laienhafte Einschätzung: Ich glaube man kann sagen, Konsens ist, dass die ersten 3 sehr schwer sind. Die 4. ist m.E. sehr fordernd und nicht zu unterschätzen (verletzungsgefährlich?) für die rechte Hand (einfacher gesagt als getan, hier die Hand ruhig zu halten). Bei der 5. wurde ja schon auf die Schwierigkeit hingewiesen, die Mittelstimme durchgängig sauber hörbar zu bringen. Die 6. ist m.E. vielleicht die Einfachste, neben der 8. Die 8. vielleicht abwechslungsreicher (Melodie, Rhythmus) und deshalb attraktiver? Die 7.: Ebenfalls schwer vielleicht auch weil sie so bekannt ist? Der virtuose Anfangsteil nach dem Motto: Wer kanns am schnellsten. Im sehr schönen melodischen Mittelteil können dann Manche nicht gleich umschalten. Bei der 9. und 10. sind wohl die Bindungen in verschiedenen Varianten die Prüfung. Die 11. finde ich persönlich relativ einfach. Das Tremolo über drei Saiten geht mir persönlich leicht von der Hand. Die Varianten im 1928er Manuskript (Flageolett etc.) fand ich relativ schwer. Und bei der 12. wird ja die Festigkeit der Fingerkuppenhornhaut getestet ;-) . Im Ernst: Auch hier macht die Geschwindigkeit die Schwierigkeit.
Schade, dass ich hier keinen Soundcloud Link einstellen darf, sonst hätte ich mich mal mit einem Beispiel meiner stümperhaften Versuche geoutet.
Hat Segovia eigentlich jemals konzertant alle 12 Etüden aufgeführt? Videos von ihm gibt es, glaube ich, nur von 1. ubd 7.
Ich habe mir - dem Beitrag Eliseos folgend - die alten Segovia Aufnahmen aus England und USA (von 1949 und 1953 glaube ich) angehört, und ja, es ist schnell gespielt, langsamer würde dem Stück sicher nicht schaden. Das gilt auch fürs berühmte 1. Präludium, das durch das von Segovia gespielte Tempo mehr verliert als gewinnt.
Ich glaube nicht, dass Segovia die Etuden zur Gänze aufgenommen hat. Zigante meint, er hätte sie nicht mal alle im Kozert aufgeführt.
Peter findet Nr. 1 sehr schwer; ich finde sie verhältnismäßig leicht (für HVL). Ich würde mit 1, 6 und 11 anfangen. An Nr. 8-10 habe ich keine konkrete Erinnerung mehr. Nr. 2 fand ich mit Hilfe des gestern verlinkten Videos gut machbar.
Die Frage ist natürlich immer, wie schnell man die Etuden spielen will. Ich glaube wir sind uns hier einig, dass die meisten Aufnahmen zu schnell sind. Ein gewisses Grundtempo brauchen sie aber. Andererseits - wenn man ein Stück im langsamen Tempo beherrscht, ist Geschwindigkeit kein Problem mehr. Ist jedenfalls meine Erfahrung. Im hohen Tempo bleibe ich immer bei den Stellen hängen, die ich auch im langsamen Tempo noch nicht verinnerlicht habe.
Zitat von Karel im Beitrag #19Ich habe mir - dem Beitrag Eliseos folgend - die alten Segovia Aufnahmen aus England und USA (von 1949 und 1953 glaube ich) angehört, und ja, es ist schnell gespielt, langsamer würde dem Stück sicher nicht schaden. Das gilt auch fürs berühmte 1. Präludium, das durch das von Segovia gespielte Tempo mehr verliert als gewinnt.
Puhhh ... die Aufnahmen habe ich in der CD Ssmmlung: EMI für England und Naxos (Decca) für USA, und nur einige Stücke. Die USA Aufnahmen haben für ihre Zeit eine sehr gute Aufnahmequalität. Soweit ich weiß, sind es Segovias beste späte Aufnahmen, danach hat er sich nicht mehr verbessert, eher verschlechtert (?).
Die zwölf Studien werden aufgrund ihrer Komplexität als höherwertig eingestuft. In der ersten höheren Stufe gibt es normalerweise die Zahlen 1, 4, 5, 6, 8 und 9. In der zweiten höheren Klasse die Nummern 2, 3, 7, 10, 11 und 12.
Habe nur den Soundcloudnamen "Peter". Den ganzen Account möchte ich nicht frei geben, da ist auch viel Mist drin. Habe Dir eine PN mit drei Links geschickt - wie gesagt: Drei "stümperhafte" Versuche
Lese hier aufmerksam mit, während ich mittels Sor Op 60 mein Lagenspiel verbessere. Da ist mir (im Umzug ) einiges abhanden gekommen. Was ich auch krass merke: die Finger erholen sich immer noch vom Packen, Schleppen und Renovieren, da habe ich ein Gefühl mangelnder Geschmeidigkeit. Phänomen: selbe Nagellänge wie immer, aber irgendwie habe ich ab und an das Gefühl, es hakt. Nun aber zu Heitor Villa Lobos: warum sind diese Etüden so besonders? So beliebt, ich verstehe die Chaĺlange nicht (und wäre ihr wohl nicht gewachsen). Aber warum ist es keine Sor oder Carcassi Challange? Mag mich bitte jemand aufschlauen, was es konkret mit HVL auf sich hat bzw seiner Etüdensammlung? Schönen Dank und allen einen entspannten Sonntag, Kerstin
Zitat von Kerstin72 im Beitrag #26Hallo in die Rundw,
Lese hier aufmerksam mit, während ich mittels Sor Op 60 mein Lagenspiel verbessere. Da ist mir (im Umzug ) einiges abhanden gekommen. Was ich auch krass merke: die Finger erholen sich immer noch vom Packen, Schleppen und Renovieren, da habe ich ein Gefühl mangelnder Geschmeidigkeit. Phänomen: selbe Nagellänge wie immer, aber irgendwie habe ich ab und an das Gefühl, es hakt. Nun aber zu Heitor Villa Lobos: warum sind diese Etüden so besonders? So beliebt, ich verstehe die Chaĺlange nicht (und wäre ihr wohl nicht gewachsen). Aber warum ist es keine Sor oder Carcassi Challange? Mag mich bitte jemand aufschlauen, was es konkret mit HVL auf sich hat bzw seiner Etüdensammlung? Schönen Dank und allen einen entspannten Sonntag, Kerstin
ich denke mal, die Tatsache, dass es eben 12 sind (eine für jeden Monat) hatte einen größeren Einfluß auf das Vorhaben.
Ich denke, das ist eine gute Frage, und meiner bescheidenen Meinung nach werde ich versuchen, eine Antwort zu geben. In chronologischer Hinsicht können wir verschiedene Gitarristen in verschiedenen Lebensabschnitten studieren oder betrachten. Mateo Carcassi (1796), ein romantischer Komponist. Fernando Sor (1778), der von Fétis als der Beethoven der Gitarre angesehen wurde, und viele andere Gitarristen aus verschiedenen Epochen (diese Gitarristen werden von Kerstin 72 genannt). Aber ohne weiter darauf einzugehen, haben wir bereits Francisco Tárrega (1882), der als Schöpfer der Grundlagen der klassischen Gitarre des 20. Jahrhunderts gilt. Ich werde nicht weiter darauf eingehen, denn wir haben bereits eine Menge Material zu verarbeiten. Bei all dem gibt es unterschiedliche Epochen, unterschiedliche Musik. Wenn wir uns mit den Studien von Villa Lobos beschäftigen, werden wir feststellen, dass es sich bereits um moderne Musik innerhalb der aktuellen Gitarrenmusik handelt. Wenn wir sein Konzert für Gitarre und Orchester mit anderen aus der gleichen Zeit vergleichen, werden wir sehen, dass es nichts damit zu tun hat.Vielleicht wurde dieses musikalische Kapitel von seinem geheimnisvollen Charakter auf seinen Reisen durch den Amazonas auf der Suche nach Volksmusik beeinflusst, wo er sogar in Gefahr mit Kannibalenstämmen geriet.Möglicherweise muss dies einen Einfluss gehabt haben. Bereits 1915 gab er ein Konzert mit seiner neuen Musik. Deshalb sollten wir meiner Meinung nach weder Epochen noch Musikstile vermischen.Wenn das Bolschoi in Moskau 1825 mit Musik von Fernando Sor eingeweiht wurde, bot uns Heitor Villa-Lobos 1915 bereits seine neue Musik. Chronologisch gesehen, unterschiedliche Stile.
Danke für diesen informativen und kenntnisreichen Beitrag, Eliseo. So liegt der Reiz dieser Etüden vielleicht auch in der Modernität, so zu sagen als Signatur für die gitarrenmusik des 20. Jahrhunderts? Oder ist das überinterpretiert? Ich bin kein musikhistorisch bewanderter Mensch.
Vergessen wir nicht den Titel dieses Beitrags: "Reto Villa-Lobos 2024", denn das Auswendiglernen der zwölf Etüden von Villa-Lobos ist immer noch eine Herausforderung! In einem meiner früheren Beiträge habe ich bereits erklärt, dass diese Etüden aus dem höheren Gitarrenkurs stammen, und genau darin liegt der Reiz, in der großen Herausforderung der Schwierigkeit, die sie darstellen, und im Wissen, wie weit man gehen kann!
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11.01.2024 21:52 (zuletzt bearbeitet: 11.01.2024 22:17)
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) einiges abhanden gekommen. Was ich auch krass merke: die Finger erholen sich immer noch vom Packen, Schleppen und Renovieren, da habe ich ein Gefühl mangelnder Geschmeidigkeit. Phänomen: selbe Nagellänge wie immer, aber irgendwie habe ich ab und an das Gefühl, es hakt. 