nachdem ich die wunderbare neue Einspielung derr 12 Etuden von Heitor Villa-Lobos durch Sean Shibe gehört habe und ein neues Jahr anfängt, dachte ich, ich wiederhole meine Challenge von 2018 und versuche, jeden Monat eine neue Etude zu spielen. Mit dem alten Forum ist leider auch meine damalige Challenge den Weg alles Irdischen gegangen.
Da ich die Stücke alle schon gespielt habe, geht es hoffentlich diesmal leichter. Meinen Plan für Januar habe ich z.B. schon erfüllt, weil ich die 1. Etude praktisch auswendig kann und sie noch gut in den Fingern hatte.
Ich dachte, vielleicht spiele ich sie diesmal nicht von 1 bis 12, sondern geordnet nach "kann ich schon ganz gut" bis "geht gar nicht". Nr. 1 und 11 kann ich praktisch auswendig. Nr. 2 und 6 sollten relativ fix gehen. An einige andere kann ich mich kaum erinnern.
Ich berichte von Zeit zu Zeit, wie es läuft. Schulterklopfen, Ermutigung und gute Ratschläge nehme ich jederzeit gern entgegen. Videos gibt es nur, wenn ihr mich dazu drängt - mittelmäßige Aufnahmen der Etudes gibt es zuhauf.
Cooles Unterfangen! Gute Idee! Bin am überlegen, ob ich mich mit Leo Brouwers leichten Etüden anschließen soll, da wären die ersten 3-4 Monate schon etwas eingeübt Also danke für die Inspiration
Dieses Projekt hab ich vor 2 Jahren auch gemacht. Viel Spaß!
"Nr. 1 und 11 kann ich praktisch auswendig."
Die 11. ist ja ein oft gehörter Gassenhauer. Falls noch nicht gemacht und Du sie etwas aufpeppen willst, probier mal die frühe Version. Die mit den Flageolet, die fand ich recht interessant. Und verzähle Dich nicht :-) !
Die 1. ist mein dauernder Wegbegleiter. Letztes Jahr habe ich mal das Arpeggio nur mit pim gelernt. Letztlich ging das relativ rasch und brachte mir sehr viel. Es war für mich interessant, wie unregelmäßig ich eigentlich das Arpeggio mit pima im Vergleich zu pim spielte. Kaschiert wird das durch höheres Tempo, da fällt Unregelmäßigkeit weniger auf. Dabei habe ich viel gelernt.
Zitat von Karel im Beitrag #2Cooles Unterfangen! Gute Idee! Bin am überlegen, ob ich mich mit Leo Brouwers leichten Etüden anschließen soll, da wären die ersten 3-4 Monate schon etwas eingeübt Also danke für die Inspiration
Brouwer habe ich in den letzten Jahren fast täglich gespielt. Zum Aufwärmen sehr gut, und musikalisch so befriedigend, dass sie eine lange Übesession ersetzen können.
Und ich habe hier noch die Max Eschig Notenausgabe rumliegen, in erschreckend neuwertigem Zustand. Die 5 Preludes habe ich alle schon mal "gekonnt". Von den Etüden nur die 1. Das ist aber verdammt lange her.
Dann mach ich doch jetzt mal bei der #2 weiter. Habe mir die CD mit der Einspielung von Fabio Zanon geordert, denn nur die Noten allein bringen mich nicht auf die richtige Spur. Mal sehen wie weit mich der Motivationsschub trägt ... .. das Jahr ist ja noch lang :-)
Wenn Du die erste "kannst", dann ist die zweite gleich zum Anfang sicher kein Problem. Für die Meisten von uns (inkl. mir) ist die Zweite wohl auch ein gutes Training unserer Frustrationstoleranz ;-) Vielleicht macht eine der Leichteren den Einstieg in so ein Projekt etwas angenehmer und hält die Motivation hoch?
Welche Aufnahme, welcher Gitarrist spielt die Etüden am Besten? Warum? Meinungen?
Welche Aufnahme, welcher Gitarrist spielt die Etüden am Besten? Warum? Meinungen?
Schwierige Frage. Es sind Etüden, also Übungsstücke, und viele Profis spielen die um zu zeigen was sie technisch drauf haben. Wie bei Sor finde ich aber, dass die Villa-Lobos Etüden auch musikalische Übungen sind. Irgendwo - ich glaube bei Youtube - findet man ein paar Einspielungen von ihm selbst.
Mit Streaming ist man ja in der glücklichen Lage, alle möglichen Einspielungen vergleichen zu können. Apple Classics hat über 20 Einspielungen, ich würde lügen, wenn ich sagte, ich hätte sie alle gehört, ein paar aber schon.
Sean Shibe hat sie gerade neu eingespielt. Er spielt unglaublich differenziert, manchmal klingt es wie zwei oder drei Gitarren, so arbeitet er die einzelnen Stimmen heraus. Leider ist der Sound sehr indirekt, als wäre eine Wolldecke vor dem Mikro. Musikalisch ist diese Aufnahme aber mMn die beste.
Verglichen habe ich mit Julian Bream, weil er für mich die Referenz ist. Er spielt wie zu erwarten sehr musikalisch und expressiv, mit einem sehr direkten Klang, aber nicht ansatzweise so differenziert.
Ich kenne eine Aufnahme der Etude Nr. 1 von Segovia. Die ist von der Tonqualität furchtbar und vom Spiel nicht viel besser. Von den Arpeggien bleibt nur eine Akkordwolke mit ein bisschen Tremolo.
Die oben genannte Einspielung von Fabio Zanon ist mir zu schnell. Außerdem habe ich en Eindruck, ihm gehen bei dem Tempo ein paar Töne verloren.
Die Aufnahme von Anders Miolin höre ich gerade, auch sehr schön. Frederic Zigante hat Villa-Lobos komplett in kritischen Editionen herausgebraucht, kennt also jede Sechzehntelnote mit Vornamen, die Aufnahme ist aber nicht herausragend.
Mein Tipp ist also: Shibe und Bream. Unterschiedliche Konzepte, beide toll.
Ich könnte noch frank bungarten nennen. Der hat mit "complete solo works for guitar" immerhin den "echo klassik 2012" gewonnen, was dann allerdings nicht automatisch heißen muss, dass die etuden jetzt außergewöhnlich gespielt werden. Da fehlen mir die Vergleichsmöglichkeiten. Sehr gelungen scheint mir die Aufnahmequalität, DG machen das für meine Ohren sehr gut, wie man auch an anderen Aufnahmen hören kann...
Viel Erfolg mit dem Projekt. (Für mich eine Etage zu hoch, aber vielleicht nehme ich die Inspiration von karel auf)
"Sean Shibe hat sie gerade neu eingespielt. Er spielt unglaublich differenziert, manchmal klingt es wie zwei oder drei Gitarren, so arbeitet er die einzelnen Stimmen heraus. Leider ist der Sound sehr indirekt, als wäre eine Wolldecke vor dem Mikro. "
Hab sie mir auch gerade mal angehört, weil Du so davon schwärmst. Qietscht ganz schön der Sean! Es gibt ein schönes Masterclass Video mit David Russell. Da geht es gerade bei der 11. von HVL um SQUEAKS.
Finde auch, dass manche Töne gerade im Bass recht "verschluckt" klingen. Woran liegt das? Zuviel Echo? Aufnahmetechnisch sollte das doch zu regeln sein. Klingt für mich Laien als ob das Mikro zu weit entfernt wäre? Andererseits, wenn das Qietschen dann noch lauter wäre-!
Er spielt Manches für meinen Geschmack schon recht langsam. Man darf ja davon ausgehen, dass er das nicht aus spieltechnischen Gründen macht. Z.B. die 4. oder vor allem die 7. gefällt mir nicht (Phrasierung, Stimmführung). Wollte er bei der bekannten 7. unbedingt mal was anderes machen als der Mainstream? Vielleicht ist ein Vergleich mit der Interpretation der 7. von J. Kreusch mal interessant: Auch langsamer als viele anderen aber glasklar sowohl im Bass als im Diskant aufgenommen und m.E. gerade der Mittelteil viel überzeugender. Vergeiche auch das Qietschen der Beiden bei der 11. mal.
Neben den Bream-Aufnahmen habe ich noch eine schön gefilmte Einspielung der Etuden von Andrzej Wilkus gefunden. Die Etude No. 1 spielt er ohne die Wiederholungen, das habe ich so auch noch nicht gehört. Aber wenn man zeitig zum Mittagessen muss ...
Zum Thema Squeaks, bisher habe ich den Em am Anfang der Etude No. 1 immer mit Fingersatz 34 gespielt und dann "rübergeschoben", das fand ich ganz raffiniert. Ist aber wohl doch eher Unsinn, weil man aus 12 oder 23 viel einfacher und vor allem geräuschloser in den nächsten Griff kommt. Das mal als Beispiel dafür, was ich u.a. so spannend am Gitarrespielen finde. Dass man sich sogar darüber Gedanken machen kann wie man Em "richtig" greift.
Die Etuden scheinen mir teilweise ganz schön schwer zu sein, ich denke ich werde lieber mal die Preludes auffrischen, das dürfte zumindest für mich sinnvoller sein.
Ui! Da hast Du Dir aber Arbeit aufgeladen Den Johannes Kreusch würde ich aber schon mit aufnehmen. Zum einen ist m. E. seine Aufnahme wirklich sehr gut. Außerdem hat er sich sehr intensiv (auch theoretisch vor Ort in den Archiven) mit den Etuden befasst. Und dann gäbe es auch noch eine Unmenge an (teilweise frei verfügbarer) Literatur dazu.
Im frühen Manuskript von 1928 (das ist bei IMSLP verfügbar) schrieb er die 1. Etude (Prelude bezeichnet, deshalb vermuten ja manche bis heute, es könnte das 6. Prelude sein) ohne Wiederholungen. Schau Dir in diesem Manuskript auch mal die 11. an. Das ist die mit stärkerer Abweichung zur späteren Eschig Ausgabe. Die mit Flageoletts. Mal was anderes, wie bereits erwähnt!
Es ist schade, oder vielleicht auch verständlich, dass die schwereren Etuden auch besonders bekannt sind. Die leichteren m.E. 8, 6, oder 11 schrecken vielleicht am Anfang etwas weniger ab, als wenn man gleich der Reihe nach mit den Hammeretuden 1,2,3 anfängt.
Ich finde Nr. 1 nicht besonders schwer, vom Tempo mal abgesehen. Dafür finde ich die 11 schon recht schwierig, bis das Tremolo mal stimmt. Der Hammer für mich ist aber die Mittelstimme in Nr. 5, und die arbeitet Sean wirklich toll heraus.
Ich habe übrigens außer Eschig auch die Ausgabe von Zigante. Dort hat er nicht nur alternative Fassungen (so viel ich weiß, von Nr. 10), sondern auch jegliche Abweichung in den Quellen im Kommentar gelistet. Zigante hat auch Fingersätze für Nr. 2, mit denen ich sehr gut klarkomme. Es gibt auch ein
Video, wo die Fingersätze für beide Hände gut gezeigt werden. Rechts finde ich fast noch schwerer als links.
Apropos Fingersätze: angeblich hat Segovia die Eschig-Ausgabe nicht mit Fingersätzen verseheen wollen, weil er meinte, dass er es zwar professioneller könnte als der Komponist, dessen Fingersätze aber unbedingt erhalten bleiben sollten. Ergebnis: Eschig hat so gut wie keine Fingersätze. Gerade HVL lässt einem aber kaum eine Möglichkeit für einen anderen LH-Fingersatz als den intendierten. Okay, für den E-Moll in Nr. 1 gibt es mehrere Möglichkeiten, aber fast alles kann immer nur auf eine einzige Weise gegriffen werden. Und die Angaben für die Flageoletts am Ende von Nr. 2 in der Eschig-Ausgabe sind mir völlig unerklärlich.
Ja Zigante gibt Fingersätze an. Im Vorwort erklärt er auch die verschiedenen Fassungen.
Hier doch zwei der zahlreichen frei zugängige Texte zum Thema: "A Comparative Study of the Eschig Editions and the ‘1928 Manuscript’ of Heitor Villa-Lobos Twelve Etudes for Guitar" von Nicholas Alfred Ciraldo https://repositories.lib.utexas.edu/bits...d484b9/download
ZitatUnd die Angaben für die Flageoletts am Ende von Nr. 2 in der Eschig-Ausgabe sind mir völlig unerklärlich.
Villa-Lobos hatte ja eine eigenwillige Art Flageoletts zu notieren. Den Schluss der 2. Etude spielen Viele nur mit Flageoletts. V-L wollte laut Abel Carlevaro aber folgendes (was vielleicht in einem größeren Saal kaum hörbar ist bzw. weil der linke Abschnitt der Saite wegen der Bundstäbe nicht klingt):
Zitat "For the finale of the study, reference should be made to what Villa-Lobos wrote about its last bars. He explained to me that notes written <> (#Zeichen für Flageolettnotierung#) were given that indication to show they would be slightly off pitch. The performance technique explains why: while playing F sharp with the right hand, finger 1 of the left hand plucks the same string along its length over the fingerboard. Since the edition was in French Villa-Lobos indicated "pizz. m.g." (main gauche). The sound produced is close to a D sharp. The following note is not quite a D natural, and the last one is very close to a C sharp. "
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03.01.2024 10:59
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