Da es offenbar einige wenige unter uns gibt, die mehr als eine Gitarre ihr eigen nennen, bin ich neugierig, wie ihr es mit den Saiten haltet. Ansich geht es ja darum, für jedes Instrument die idealen Saiten zu finden. Auf der anderen Seite finde ich es schwierig, sich auf unterschiedliche Saiten einzustellen. Ich hab ja nur drei Gitarren, aber da ich gerade in der Testphase bin 1x Nylon, 1x Nylgut und 1x carbon. Wenngleich es natürlich jeweils die Vorzüge der Saiten beleuchtet, ist das manchmal schon irritierend und aus meiner Sicht auch kein Dauerzustand und ich würde mich wohl tendenziell für gleiche oder mindestens ähnliche Saiten entscheiden.

Gruß Gitarrenmichel

Mit der Zeit entwickelt und schärft sich ja die eigene Klangwahrnehmung auch in Abhängigkeit von den Saiten, deren Alter und dem Instrument. Und wenn wir es auf die Spitze treiben wollen, auch in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit und der Lage auf dem Griffbrett, in der wir spielen … echt viele Faktoren! Aber es sollte sich mit der Zeit dann zeigen, welche persönlichen Vorlieben entstehen, auch in Bezug auf die Haptik der Saiten.

Sehr hilfreich für dieses „hereinhören“ empfinde ich einen Raum, der möglichst wenig Schall verschluckt und in der Testphase kurze schriftliche Notizen zu den Saitensätzen.

Zum Grundsatz: eher hell (spitz?), klar und sustainreich? Oder warm, dunkel und nicht so viel Nachhall?

Hier hat sich jemand echt viel Mühe gemacht, Saiten zu vergleichen:

https://www.youtube.com/@andreaskikinas/videos

Sicher nur begrenzt aussagefähig, aber dennoch ganz interessant einmal hineinzuhören, … schult das Ohr.

Sehr gutes Thema, danke für diesen Post, werde ich mit Interesse verfolgen. Leider habe ich selbst noch nicht sehr viel Erfahrung mit den vielen Saiten die es für die Klassikgitarre gibt. Aber Grundsätzlich würde ich mit den Saiten eine Balance/Ausgleich mit dem Instrument suchen. Zum Beispiel helle Saiten auf eher dunkel klingende Gitarren, oder geringere Saitenspannung auf nicht so leicht bespielbare Instrumente usw… Daher bin ich bei allgemein gültige Saitenempfehlungen eher vorsichtig.

Ich habe 2 Gitarren (aus Platzgründen , eine Flamenca Negra (63er) und eine Zeder (meine erste; no name, aber klanglich hervorragend, wie man häufig bestätigt). Sie klingt sonor, also typisch Zeder. Mehrmals da auch Carbon Saiten genutzt und festgestellt: durch Carbon verliert die Zeder das, was ich so sehr mag.
Besser kann ich es es nicht ausdrücken

Auf der Flamenca sind auf Empfehlung inzwischen Pepe Romero drauf. Die kam ja nach dem Bau schon (unbekannt) besaitet und so musste ich mich beim Nachkauf auf Erfahrungen unseres örtlichen Musikhauses verlassen. Ich habe es nicht bereut. Das Delta zu den Original Saiten kann ich nicht verifizieren, da ich sie seinerzeit auch erstmal einspielen musste..
Ich kann Klangeigenschaften zudem besser beurteilen, wenn ich nicht selbst spiele, sondern daneben stehe. Von daher ist das Testen einzelner Exemplare nochmal schwerer. Ich halte es wie mit Wein: egal was draufsteht und welcher Preis, wenn es mir taugt, ist es fein)

Mit anderen Seiten zwar, aber genau so wie Harald gehe ich mit meinen 2 Gitarren von Gropp um.
Das kleine Torres Modell klingt für mich am vollkommsten mit Medium oder Low tension Seiten - gerade sind Savarez Medium in der Mischung Corum Bässe und New Cristal Diskant drauf. Bald werde ich die gleiche Mischung in low tension spannen. Ich hatte mal Savarez für alte Instrumente drauf (romantische & baroque Gitarre, Laute, Thiorba, Vihuela - so steht auf der Packung), die Bässe sind mit Kupfer umwickelt. Ein Set davon habe ich noch aber ich bin mir da recht unsicher, viel gewinnen konnte ich nicht.
Die andere Gitarre ist gerade auch mit Savarez bespannt, higt tension in der Mischung Corum Bässe, Alliance G (Carbon) und new Cristal E1 & H. Ich bin damit ganz zufrieden.

Generell aber habe ich den Eindruck, dass, auf welcher Gitarre auch immer, hält der Diskant immer länger als der Bass - so pauschal formuliert.
Was meint ihr?
Gruß, Ugo

p.s. hab fast meine alte Heinz Sandner vergessen, nur weil sie seit Jahren im Koffer oben auf dem Schrank vor sich hin döst. Womit sie bespannt ist, weiß ich gerade nicht mal ...

Ich find's völlig normal, dass unterschiedliche Gitarren unterschiedliche Saiten benötigen. Die Unterschiede sind zum Teil sehr deutlich. Meine Beobachtung ist aber, dass man den Klang als Spieler ja nicht wirklich mitbekommt und dass, je "besser" eine Gitarre ist, sich die Unterschiede deutlicher zeigen. Dasselbe gilt für die Nägel. Eine gute Gitarre nimmt schlechte Nägel übel. Sie überträgt halt auch viel mehr.

Ein Quartettkollege z.B. hat neuerdings Carbon-Saiten auf seiner Gitarre, die eigentlich sehr gut ist. Aber sie klingt jetzt extrem hell und hat keinen Charakter mehr. Damals mit Nylon war das viel besser. Ich selbst habe mit (Savarez) Carbon bei meinen älteren Gitarren aber gute Erfahrungen gemacht, weil es nötig war, sie aufzuwecken. Die alte Zeder machte irgendwann schlapp und "sang" nicht mehr und mit Carbon ging es dann etwas besser, aber nicht sehr lange. Heute glaub ich, ist sie kaputt. Sie ist von 1977 und Gert Esmiol sagte mir, dass sie furchtbar viel Lack drauf hat. Vielleicht ist das das Problem.

Bei meinen neuen Gitarren (Marin Plazuelo und Stenzel) ist Carbon ausser bei der G-Saite nicht gut. Der "spanische" Klang geht bei der Marin komplett verloren. Laut den Aussagen meiner Zuhörer machen die Carbon-Saiten eine Art "Einheitsklang" und die Nylons eher "individuelle" Klänge der Gitarren. Bei der Stenzel-Gitarre ist Carbon schlecht, weil diese Gitarre eh extrem hell klingt und eher eine Dämpfung benötigt.
Es ist also SEHR individuell...

Viele Grüße
Andreas

Ob der Diskant klanglich länger hält als der Bass hängt m.E. davon ab, wie man die Klangentwicklung beim Weg zu Stimmstabilität bzw. bis zum Aushärten des Diskant empfindet. Vor dem Erreichen des Aushärtens liegt m.E. die größere Wärme und Fülle, danach formt sich mehr Brillianz heraus. Ist Geschmackssache, wobei ich den Eindruck habe, dass bei Knobloch SN dieser Übergang am wenigsten bemerkbar ist.

Bei den Bässen ist der klangliche Weg ja eher umgekehrt, von Brillianz zu Mattigkeit. Aber auch hier: hängt vom persönlichen Klangideal bzw. vom Instrument ab, ob man die frühen oder späten Klänge bevorzugt.

Mit Blick auf den mechanischen Verschleiß gibt es auch Fabrikate, bei denen die Bässe sehr schnell am Bund den Bach runter gehen, besonders D.

Zitat von AndreasLindae im Beitrag #9

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Ein Quartettkollege z.B. hat neuerdings Carbon-Saiten auf seiner Gitarre, die eigentlich sehr gut ist. Aber sie klingt jetzt extrem hell und hat keinen Charakter mehr.

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Zitat von Gitarrenmichel im Beitrag #1

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Da es offenbar einige wenige unter uns gibt, die mehr als eine Gitarre ihr eigen nennen, bin ich neugierig, wie ihr es mit den Saiten haltet. >< Ansich geht es ja darum, für jedes Instrument die idealen Saiten zu finden. Auf der anderen Seite finde ich es schwierig, sich auf unterschiedliche Saiten einzustellen.

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Hallo commissario,

Bei dem Gitarrenpark aus Strom- , Stahl- und Nylon muss dein zweiter Vorname schon "Flexibel" sein. Ich tue mich tatsächlich mit verschiedenen Saiten, insbesondere wenn sie eben krass unterschiedlich sind wie carbon und Nylon, schon schwer. Nachdem ich bei zwei Gitarren zu Nylon bzw. Nylgut zurückgekehrt bin, hatte ich das Gefühl Wieder mehr am Klang arbeiten zu müssen bzw. Zu dürfen. Allerdings spiele ich das gleiche Stück auch immer auf verschiedenen gitarren, was wohl dann nicht so klug ist. Eigentlich ist auch jede der drei mehr oder weniger täglich wenigstens kurz im Einsatz.

Gruß Gitarrenmichel

Im Gegenteil - ich finde es ausgesprochen gut, dasselbe Stück auch 'mal auf verschiedenen Gitarren zu spielen! Die dadurch bedingten klanglichen und spielerischen Unterschiede machen einen doch unter dem Strich irgendwo vielseitiger.

Ich liebe es z.B., das berühmte Bourrée von Bach (BWV 996) auf E-Gitarre zu spielen - das.hört sich gar nicht 'mal so unplausibel an :-)

Bei meinen zwei aktuellen Hauptgitarren wechsel ich ebenfalls zwischen Carbon (High Tension) und Nylon (normal Tension), wobei ich keine große Umgewöhnung bemerke.

Okay, das kann ich nachvollziehen. Wenn es darum geht technische Defizite zu bearbeiten - z.B Bindungen - empfinde ich unterschiedliche Saitentypen oder Saitenstärken schon als Herausforderung. Wenn ich den zweiten Teil von "Gran valse" perfekt mit Carbon, Nylon, Lt., Mt und Ht beherrsche, stelle ich das hier gerne vor. könnte aber dauern!