Das ist ein sehr interessantes Thema. Da ich das meiste, was ich spielen möchte, nicht vom Blatt spielen kann, sondern mir Takt für Takt erarbeiten muss, passiert auch bei mir das Auswendiglernen automatisch. Das Auswendiglernen selbst ist also gar nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist, dass ich dann die Stücke nur noch auswendig spiele um mich erst auf die Technik und dann die Musikalität zu kozentrieren und sie ziemlich rasch von den Noten "entkoppelt" sind. Will ich dann doch mal, was selten vorkommt, vor Publikum spielen, habe ich oft mitten im Stück einen Aussetzer und weiß nicht wie es weitergeht. Auch wenn ich das Stück eigentlich schon seit Jahren perfekt auswendig kann. Und dann helfen mir die Noten überhaupt nichts mehr. Wahrscheinlich müßte ich es erst auswendig lernen und mich um die Technik und die Musikalität kümmern und dann irgendwie lernen die Noten so einzusetzen, dass ich sie während eines Vorspiels wieder zur Unterstützung verwenden kann. Aber wie? Hier wurde schon mal davon gesprochen Stellen zu markieren, an denen man häufiger rausfliegt. Das wäre für mich keine Lösung, da ich wenn ich für mich spiele überhaupt nicht rausfliege und es beim Vorspiel dann aber quasi überall passieren kann. Habt Ihr da Tips?

Zitat von JensB im Beitrag #32

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mitten im Stück einen Aussetzer und weiß nicht wie es weitergeht.

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Übrigens, ich freue mich dass das Thema viel Resonanz findet und ihr eure Erfahrungen teilt! Das gibt mir doch Mut um weiter zu lernen und zu üben.

Hi,

das könnte ich geschrieben haben ( Zitat JensB), mir geht s genauso, ich glaube Heike hatte da mal ein Tipp, sie hat dem Sinne nach geschrieben, dass sie sich immer einen Notausgang merkt, wenn man sich verspielt hat.

Gruss

Uwe

Zitat Charlie:
Lieber Eliseo:
Ich vermute, dass du dich an eine sehr reiche Erfahrung erinnern kannst! Es wäre toll, wenn du uns mehr darüber erzählen könntest!

Danke, Charlie!
Du hast Recht, denn ich habe einige wichtige Punkte dazu, und ich habe schon in meinem ersten Schreiben gesagt, dass es in Teilen behandelt werden sollte.

"Obwohl man sagt, dass das Gedächtnis ein Teil der Intelligenz ist, sollte dies niemanden betreffen, der nicht die Fähigkeit hat, sich bestimmte Dinge zu merken......"

Aus sehr wichtigen Gründen ist es notwendig, das Instrument des Gedächtnisses zu spielen. Gargamel sagt: ...... erst dann beginnt das Stück zum Leben zu erwachen... (d.h. wenn es auswendig gespielt wird).
Allein dieser Satz ist schon ein Teil der Punkte, die ich ansprechen wollte.
Wenn wir auswendig spielen, brauchen wir die Partitur nicht mehr zu lesen, wir kennen das Stück bereits; und je mehr wir es beherrschen, desto besser wird es in mehrfacher Hinsicht:
1º) Im mechanischen Teil kommt das Werk besser heraus, wir bekommen ein gutes "Tempo", werden von Unreinheiten befreit, bekommen einen reineren Klang, etc....
2º) Und zweitens (wie Gargamel sagt, beginnt das Stück zum Leben zu erwachen), wenn wir unter der erworbenen Beherrschung Gefühl, Ausdruck, Süße und alles, was der Komponist verlangt oder das Stück verdient, anwenden können.
Bis jetzt habe ich kurz und konkret einen der Teile dargelegt, die diesen Beitrag mit dem Titel "Auswendig spielen" erfordern; er wurde von Bertram am 30.12.2013 begonnen.
Bis bald, liebe Kameraden, hoffe ich, einen weiteren Teil davon darlegen zu können.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Liebe Kolleginnen und Kollegen im Forum, erlauben Sie mir, einen weiteren Teil zu diesem Thema beizutragen.


Das Auswendiglernen eines Werkes gibt viel Sicherheit bei der Aufführung, und diese Sicherheit gibt uns Selbstvertrauen, macht uns stark, ruhig und sicher.


In den Konzerten großer Sinfonieorchester, die manchmal aus mehr als achtzig Musikern bestehen, können wir beobachten, wie eine Klarinette, eine Oboe, ein Horn usw. ein Solo spielen; das dauert normalerweise nur ein paar Minuten, und während des Spiels können wir sehen, wie der Musiker hart arbeitet und sich bemüht, dieses kleine Fragment perfekt herauszubringen.
Ein Gitarrenkonzert dauert in der Regel eine Stunde, und wir müssen uns bewusst sein, dass es sich immer noch um ein Gitarren-"Solo" handelt, ein Solo, das, wenn es nicht gut und auswendig beherrscht wird, ewig dauern wird.
Bis bald,

Eliseo

Liebe Forumskollegen,
Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass dies ein langes Thema ist und meine Meinung dazu in Teilen erläutert werden sollte.
In meinem vorherigen Schreiben gibt es einen Absatz, der besagt, dass das Auswendiglernen eines Musikstücks viel Sicherheit beim Interpretieren gibt, und diese Sicherheit gibt uns Selbstvertrauen, macht uns stark, ruhig und sicher.
Nun, diese Sicherheit geht sogar noch weiter, denn mit dieser Zuversicht und Gelassenheit überwinden wir das Lampenfieber; und dann wächst unser Selbstvertrauen noch mehr!
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen schon Konzerte gegeben haben, oder wie viel Erfahrung Sie in dieser Hinsicht haben. Ich habe selbst schon einige gegeben, und jedes Mal bin ich mit mehr Selbstvertrauen auf die Bühne gegangen. Ich habe es sogar geschafft, ein dreistündiges Repertoire auswendig zu lernen, wie mir einer von Ihnen erklärte - wenn ich ein Stück bereits auswendig gespielt hatte, wurde es Teil meines Repertoires, und ich versuchte, es teilweise jeden Tag zu spielen.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, die Sie mir schenken!

Eliseo

Lieber Eliseo,
ganz herzlichen Dank für die umfangreichen und inhaltsgewichtigen Ausführungen!
Ach, all diese kostbaren Erfahrungen … falls das Komponieren je langweilig wird oder noch Zeit lässt, gäbe es ja noch die Möglichkeit, Aufsätze oder ein Buch für Gitarristen zu schreiben 🙂

Gargamel's „spielen, bis meine Finger wissen, wohin sie müssen“ ist bei mir unabhängig vom Auswendiglernen. Mir geht es so, dass ich normalerweise die Noten als Gedächtnisstütze brauche, auch wenn meine Finger schon sehr genau wissen, wohin sie für eine bestimmte Note müssen. Wenn sie das nicht wissen, ist mir meistens auch das musikalische Geschehen an dieser Stelle noch nicht klar.

Ich lerne ein Stück aber auch nicht als Folge von Fingersätzen, sondern – wie das ja auch oben gesagt wurde – als ein Stück Musik. Egal ob mit oder Noten ist es daher für mich wichtig zu wissen, wie das Stück geht. Dazu hilft natürlich die Einteilung in verschiedene Abschnitte, das Singen von Melodien die harmonische Struktur, das Notenbild auf der Seite – was auch immer.

Am Ende bleiben dann einige Stellen, die ich bewußt kognitiv lernen muss. Da hilft mir alles, das Notenbild, der Fingersatz, die Töne, die Melodielinie oder die Akkorde, diese bilden. Das ist an der Stelle eine bewusste Gedächtnisleistung. Das sind häufig Passagen, deren musikalische Logik sich mir nicht so ganz erschließt, unerwartete Wendungen, oder Stellen, die so ähnlich woanders vorkommen, aber unterschiedlich weitergeführt werden.

Ich lerne aber generell nicht mehr viel auswendig. Der Kopf ist voll, und wozu kann ich Noten lesen?

Viele Grüße Stephan

Lieber Charlie,
Es ist mir ein Vergnügen, Themen oder Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, zu erläutern. In wenigen Tagen werde ich 81 Jahre alt, und ich habe immer gesagt, dass der Eintritt in eine neue Theaterbühne gleichbedeutend ist mit dem Eintritt in eine neue Welt; und an diesem Ort werden die Dinge so getan, wie sie sich ergeben, immer auf der Suche nach einer Lösung für alles, was auftauchen mag. Und all dies, auch wenn es nicht so aussieht, ist die Sicherheit, die uns durch das Vertrauen schützt, das alles elastischer macht. Um mich besser zu erklären, möchte ich ein Beispiel anführen, das mir vor vielen Jahren in einem Dorf in Spanien widerfahren ist. In diesem Dorf feierten sie ihr jährliches Fest und mein Konzert war Teil des Programms. Nun, in dem Moment, als ich das Präludium Nr. 1 von H. Villa-Lobos spielte, hörte ich Stimmen, ja, Stimmen von zwei Damen, die sich unterhielten, als würden sie spazieren gehen. Also hörte ich auf zu spielen und sagte ihnen, dass man in einem Konzert zuhört und nicht redet, und ich sagte zu ihnen: "Wenn Sie zuhören, können Sie bleiben, ansonsten bitte ich Sie, den Saal zu verlassen". Die Damen sprachen nicht mehr, und das Konzert wurde mit einer Grabesstille fortgesetzt.
Ich erkläre diese Anekdote, weil sich meine Stimmung überhaupt nicht änderte, ich hatte so viel Vertrauen in mich, dass ich nie meine Haltung verlor.

Ich persönlich verbringe jeden Tag viel Zeit mit dem Komponieren, aber deine Idee ist sehr konstruktiv, da diese kleinen Veranstaltungen vielen Kollegen helfen könnten, vor allem, um ihre Stimmung aufrechtzuerhalten.
Mit freundlichen Grüßen,

Eliseo

Lieber Esteban,
Es gibt genau ein Stück, bei dem mir etwas passiert, wie du erklärst. Da es einfach und leicht ist, muss ich auf die Partitur schauen, und es ist anzumerken, dass ich nur auf die Partitur schaue, weil ich keine Noten lese, es ist, als ob ich nur oberflächlich auf die Textur schaue. Es ist merkwürdig, aber ich habe das noch nie jemandem erklärt, aber jetzt ist es gut für mich, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Es handelt sich um die Etüde von F. Sor Op. 35, Nr. 22, eine Etüde, die ich 1960 von Maestro Tarragó gelernt habe. Und da wir uns mit dieser Etüde beschäftigen, werde ich Ihnen sagen, dass er mir in Takt Nr. 28 mit Bleistift einen Bindebogen aufgeschrieben hat, der das D des ersten Schlags mit dem F des zweiten Schlags verbindet; was übrigens in dem Video, das ich zeige, nicht sehr gut ausbalanciert ist. Als Beispiel für das, was ich Ihnen sage, können Sie sehen, wie ich die Partitur lese, die auf einem Notenständer steht, der auf dem Bildschirm nicht zu sehen ist. Ich hoffe, das enttäuscht Sie nicht, aber wir sagen die Wahrheit (ich weiß nicht, ob es erlaubt ist, in diesem Beitrag Videos zu zeigen, ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten).

Mit freundlichen Grüßen,
Eliseo

Liebe Forumskollegen!
Zunächst einmal hoffe ich, dass Sie mir verzeihen, wenn ich Ihr freundliches Vertrauen missbrauche, aber ich erinnere mich an Anekdoten, die ich gerne erklären möchte. All dies hängt mit dem Selbstvertrauen zusammen, das wir in uns selbst haben müssen und das ich in meinen früheren Schriften so oft erwähnt habe.
Es gibt Werke, die wir mehr als auswendig lernen, das kann wirklich aus verschiedenen Gründen sein, weil wir sie sehr mögen, weil sie die ersten waren, die wir in unserer Jugend gelernt haben, usw...
Für mich war 1960 das Jahr, an das ich die meisten guten Erinnerungen habe; ich lernte und entdeckte die Gitarre mehr denn je, und unter anderem gewann ich in diesem Jahr drei Gitarrenwettbewerbe in kleinen Städten in der Provinz Tarragona, Spanien. Zwei Stücke, die mir sehr geholfen haben, waren Romance anónimo und Cancioncilla von F. Moreno Torroba; wie Sie sich vorstellen können, waren das zwei Stücke, die ich sehr gut gespielt habe.
Viele Jahre später spielte ich in einem Konzert "Cancioncilla" und etwas Ungewöhnliches geschah mit mir, ich verlor mich, ich wurde leer. Auf ganz natürliche Weise begann ich, die Gitarre zu stimmen, wobei ich den Eindruck hatte, dass mit den Saiten etwas nicht stimmte. Als ich den Auftritt beendete, war der Applaus noch lauter als sonst. Damit möchte ich deutlich machen, dass wir nie vergessen dürfen, dass wir von der großen Sicherheit beschützt werden, die uns jederzeit beschützt. .... ohne zu vergessen, dass viele unerwartete Dinge auf der Bühne passieren können, und erst recht "live".
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit,
Eliseo

Es ist Cancioncilla, (F. Moreno Torroba)